Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Genieschulen'
lin, Applikationsschule zu Fontainebleau, Nikolaus-Ingenieurakademie zu Petersburg, Applikationsschule zu Turin, Ingenieuretablissement zu
Chatham.
Geniewesen, die Gesamtheit aller militär. Dienstzweige, die sich auf die Befestigungskunst beziehen; in frühern
Zeiten fand zwischen G. und Geschützwesen noch keine streng durchgeführte Trennung statt.
Die Römer hatten ein organisiertes Korps technischer Truppen, fabri genannt, die die Kriegswerkzeuge
in stand hielten, die Belagerungs- und Verteidigungsmaschinen erbauten und bedienten und die unterirdischen Gänge anlegten; ihr
Befehlshaber war der unmittelbar unter dem Feldherrn stehende praefectus fabrorum.
Das Mittelalter kennt keine organisierten technischen Truppen. Den Heeren folgen Schanzbauern, die
die Wege herzustellen und die Lager zu verschanzen hatten. Belagerungsmaschinen und Kriegsbrücken wurden durch Zimmerleute,
unterirdische Gänge durch Bergknappen hergestellt. Bei den deutschen Landsknechten (um 1500) finden sich die Anfänge eines
organisierten G., das aber, ähnlich wie die Artillerie jener Zeit, mehr eine Zunft als eine Truppe bildete und auch geradezu als erstere galt.
Dem Feldzeugmeister oder Chef der Artillerie unterstand der Schanzmeister, der Schanzbauerhauptmann mit den Schanzbauern, der
Brückenmeister mit den Zimmerleuten und Knappen. Ihre Obliegenheiten waren Wege-, Brücken-, Lager- und Schanzenbau sowie die
Anlage von Laufgräben vor Festungen. Der Mineurdienst gehörte zur Feuerwerkerei und lag den Büchsenmeistern ob.
In den roman. Heeren finden sich schon vor dem J. 1500 Arbeitertruppen (span. guastadores; frz.
gastadours; ital. guastatori, d. h. Zerstörer), die zum Schanz- und
Wegebau bestimmt waren; auch dienten diese Schanzbauern häufig zur Aushilfe bei den Geschützen. In Frankreich findet sich um 1500 die
Bezeichnung pionniers (von pion, Bauer im Schachspiel), worunter
man aber zunächst die zur Geschützbedienung bestimmten Arbeiter verstand. Zur Leitung des Festungsbaues und der Arbeiten im
Festungskriege nahmen die Fürsten Kriegsbaumeister, Ingenieure in Sold, meist ohne militär. Rang; sie wurden auch zu nichtmilitär. Bauten
und zur Landvermessung verwendet. Man bezog sie in der Regel aus den Ländern, die zur Zeit gerade für den Festungsbau tonangebend
waren, so anfänglich aus Italien und den Niederlanden, dann aus Frankreich. In Frankreich wurden die Ingenieure 1603 in ein Korps vereinigt.
Gustav Adolf von Schweden hatte ein mit dem Generalstabe vereinigtes Ingenieurkorps, welches in Feld- und Festungsingenieure zerfiel.
Gegen Ende des 17. Jahrh. entstehen die ersten Formationen von technischen Truppen; so wird in Frankreich 1679 ein Mineurkorps, in
Brandenburg 1690 eine Mineurcompagnie errichtet. Ingenieurkorps im heutigen Sinne entstehen in Frankreich durch Vauban (Ende des 17.
Jahrh.); in Preußen 1729 unter Friedrich Wilhelm I., durch Walrawe. Zur Ausbildung der Ingenieuroffiziere wurden
Ingenieurschulen errichtet, so in Österreich 1717 die Ingenieurakademien zu Wien und Brüssel, in
Sachsen 1742 zu Dresden, in Frankreich 1750 zu Mézières, in Preußen 1788 zu Potsdam. Im 18. Jahrh. ↔ entstehen
Pontonierkorps, so 1715 in Preußen eine zur Artillerie gehörige Compagnie. Friedrich d. Gr. errichtete 1742 vorübergehend ein
Pionierregiment, welches Mineure und Pontoniere in sich aufnahm; nach Auflösung desselben traten die Pontoniere zur Artillerie zurück, das
Mineurkorps wurde selbständig formiert.
Das 19. Jahrh. führt allerwärts zu den heutigen Formationen. So wurden in Preußen 1810 drei Pioniercompagnien errichtet, die alle drei
Dienstzweige (Sappeur, Mineur, Pontonier) in sich vereinigen. Hiermit tritt eine gänzliche Trennung der technischen Truppen von der Artillerie
ein, die Pioniere treten mit dem Ingenieurkorps in Zusammenhang, und letzteres wird vollständig vom Generalstab geschieden.
(S. Technische Truppen und Ingenieurkorps.) Die in der österr. Armee bestehenden
Geniebataillone sollen bis 1896 in Pionierbataillone umgewandelt werden, sodaß jedes der 15 Armeekorps ein Bataillon Feldpioniere hat.
Näheres über das G. in den einzelnen Armeen findet sich in dem Abschnitt über das Heerwesen der betreffenden Staaten.
Vgl. Bonin, Geschichte des Ingenieurkorps und der Pioniere in Preußen (2 Bde., Berl. 1877–78); Brunner, Geschichte des k. k.
Pionierregiments (Wien 1878).
Genil (spr. che-; veraltete Schreibweise Jenil, lat.
Singilis), Nebenfluß des Guadalquivir, entspringt in der span. Provinz Granada, an der Nordseite des
Mulhacen und der Alcazaba in der Sierra Nevada, durcheilt mit starkem Gefälle sein vielgewundenes, tiefeingeschnittenes Thal, empfängt
links den Gualnon von der Veleta und den San Juan aus tief eingeschnittener, früher durch ihre Serpentinbrüche berühmter Thalschlucht,
rechts die Bäche Maidena und Aguas blancas, wendet sich nach W. an Granada vorbei, empfängt den Darro (s. d.),
bewässert in Gemeinschaft mit seinen linken Nebenflüssen Monachil und Dilar die fruchtbare Vega de Granada, gelangt an Sta. Fé und Loja
vorbei nach der Provinz Cordoba, dann an Ecija vorbei nach der Provinz Sevilla und mündet bei Palma del Rio nach einem Lauf von 220 km.
Genista L.,
Ginster, Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der
Papilionaceen. Man kennt gegen 70 Arten, die in Europa und besonders in den Mittelmeerländern vorkommen. Es sind meist niedrige, schön
blühende Sträucher und Halbsträucher mit stark gefurchten Ästen, stets einfachen Blättern und gelben, bei einigen Arten auch weißen
Blumen, die einzeln in den Blattachseln stehen oder auch Ähren und Köpfchen bilden. Eine in den Wäldern Deutschlands sehr verbreitete
dornige Art ist G. germanica L., der
Stech- oder Deutsche Ginster, dessen gelbe Blüten 5 cm lange
Ähren bilden und nebst Kraut mediz. Verwendung als Diuretikum finden. Der gleichfalls in Deutschland einheimische
Färberginster (G. tinctoria
L.) sowie einige verwandte Arten liefern einen schön gelben Farbstoff, das sog.
Schüttgelb. Der spanische Ginster
(G. florida L.) ist ein über 1 m hoher Strauch, mit zahlreichen,
einseitigen, gelben Blütentrauben; er gedeiht vortrefflich in nicht zu feuchtem Sandboden und in sonniger Lage, verlangt aber im Winter einige
Bedeckung. Diese und andere ausdauernde Arten eignen sich zur Anpflanzung vor feinen Gehölzgruppen.
G. pilosa L., der
behaarte Ginster, eine sehr
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 787.