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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Georg der Mönch - Georges.

sächlich an Preußen überging. Durch Konvention vom 6. Aug. 1867 wurde auch das Kontingent Waldecks der preußischen Armee einverleibt. Beide Verträge traten 1. Jan. 1868 in Kraft. Der Fürst ist seit 1853 vermählt mit der Prinzessin Helene von Nassau (geb. 12. Aug. 1831), die ihm fünf Töchter, von denen die dritte, Prinzessin Emma (geb. 2. Aug. 1858), Königin der Niederlande ist, u. einen Sohn, den Erbprinzen Friedrich (geb. 20. Jan. 1865), geboren hat.

Georg der Mönch, s. Georgios Monachos.

Georg von Trapezunt (so genannt, weil seine Familie aus Trapezunt, einem damals angesehenen Sitz der Gelehrsamkeit, stammen sollte), einer der Wiedererwecker der griech. Litteratur in Italien, geb. 1395 auf Kreta, kam um 1430 nach Italien, führte seit 1433 nach Erlernung des Lateinischen das Leben des wandernden Schulmeisters in Venedig, Padua, Vicenza, wurde durch Eugen IV. päpstlicher Sekretär in Rom, dann Professor am dortigen Studio, trat 1450 freiwillig von diesem Lehramt zurück und wurde durch Nikolaus V. mit der Übersetzung griechischer Schriften (des Eusebios, Kyrillos, Chrysostomos, Aristoteles, Platon, Ptolemäos) ins Lateinische betraut, verscherzte aber durch die Liederlichkeit seiner Arbeit die Gunst des Papstes so, daß er 1452 Rom verlassen mußte. Zwar durfte er 1453 aus Neapel, wohin er sich gewandt hatte, zurückgehen, doch erlangte er das frühere Ansehen nie wieder und starb 12. Aug. 1484 in Rom unter bedrängten Verhältnissen. Ein begabter Lehrer, machte er sich überall durch Aufgeblasenheit und Zanksucht bald unleidlich.

Georgdor, ältere hannöversche Goldmünze von verschiedenem Wert. Von den ältern Stücken wurden 35 Stück aus der alten rauhen Mark von 906¼ Tausendteilen Feinheit im Wert von 16,89 Mk. hergestellt. Spätere Prägungen von 895 5/6 Tausendteilen Feinheit waren = 16,62 Mk.

George (spr. dschordsch), 1) Henry, amerikan. Publizist und Sozialökonom, geb. 2. Sept. 1839 zu Philadelphia, erlernte die Buchdruckerei und war, nachdem er, seinem Wissenstrieb folgend, eine Seereise nach Indien gemacht, dann kurze Zeit in Kalifornien sich mit Goldsuchen befaßt hatte, als Setzer in Druckereien der "Alta California", sodann der "San Francisco Times" zu San Francisco beschäftigt, für welche er gleichzeitig anonyme Artikel lieferte. Als seine Autorschaft bekannt wurde, stellte ihn der Herausgeber der "San Francisco Times" als Redakteur, bald nachher als Chefredakteur seiner Zeitung an, welche Stellung G. 1867 aufgab, um die Leitung des "Herald" in San Francisco zu übernehmen, welche Zeitung jedoch im Kampf mit der Preßkorruption zu Grunde ging. Ein 1872 von G. mit vier Gefährten begründetes Pennyblatt, die "Evening Post", welches einen großen Aufschwung nahm, kam bald in die Gewalt von Kapitalisten. Als dieselben verlangten, daß das Blatt ihren Interessen diene, zog sich G. von der Redaktion zurück und erhielt nachher eine kleine Beamtenstelle. In weitern Kreisen bekannt wurde G. durch seine Werke: "Progress and poverty" (New York 1880; deutsch, Berl. 1881) und "Social problems" (1883; deutsch, Berl. 1885), in welchen G. das soziale Elend auf das Privatgrundeigentum als seine einzige Ursache zurückzuführen versucht. Noch schrieb er "Protection or freetrade" (1886).

2) Amara, Dichterin, s. Kaufmann 3).

Georgenberg (ungar. Szepes-Szombathely), eine der 16 Zipser Städte in Ungarn, am Poprad, mit starkem Lachs- und Forellenfang, Bezirksgericht und (1881) 823 deutschen Einwohnern.

Georgengesellschaft, Verbindung der fränk. Ritterschaft, im 13. Jahrh. errichtet zur Fortführung des Kampfes gegen die Ungläubigen und nach dem heil. Georg (s. d.) benannt, schloß sich 1422 der Gesellschaft des Georgenschildes an, die, 1392 durch Vereinigung von Prälaten, Grafen und Rittern in Schwaben entstanden, sich 1488 durch Hinzutritt von Fürsten und Städten zum Schwäbischen Bund erweiterte.

Georgenhemd, s. Nothemd.

Georgens, Jan Daniel, Pädagog, geb. 12. Juni 1823 bei Dürkheim, studierte Naturwissenschaften und begründete 1848 in Worms eine höhere Töchterschule, die er 1850 nach Baden verlegte, war dann 1852 als Erzieher in einer gräflichen Familie zu Wien thätig und begründete 1856 mit dem Direktor des ersten Wiener Kinderhospitals, Professor Mauthnèr, in Liesing bei Wien eine Erziehungsanstalt für geistesschwache Kinder, welcher er bis 1866 vorstand. Seit 1868 lebt er in Berlin. Von seinen zahlreichen Bildungsschriften sind "Bildewerkstatt als Arbeitsübung für die Jugend" (Glog. 1856-61, 2 Bde.), "Die Schulen der weiblichen Handarbeit" (3. Aufl., Leipz. 1883) und das "Familienspielbuch" (das. 1882) im Verein mit seiner Frau (s. unten) bearbeitet. Außerdem schrieb er: "Sternbilderbuch" (Wien 1858); "Die Heilpädagogik" (mit Deinhardt, Leipz. 1861-63, 2 Bde.); "Mutter- und Kindergartenbuch" (das. 1879); "Illustriertes Sportbuch" (das. 1882-83); "Das Spiel und die Spiele der Jugend" (das. 1884); "Der Arbeitsunterricht in der Volksschule" (Berl. 1886). - Seine Gattin Jeanne Marie v. Gayette-G., geb. 11. Okt. 1817 zu Kolberg als Tochter eines Majors, nahm an den Bestrebungen G.' thätigen Anteil. Mit ihrer fruchtbaren litterarischen Thätigkeit verfolgte sie meistens eine pädagogische Tendenz. Die hauptsächlichsten ihrer Schriften sind (außer den in Gemeinschaft mit ihren Gatten bearbeiteten): "Mädchenwelt" (Dresd. 1848, gegen die falsche Frauenemanzipation); "Die Frauen in Erwerb und Beruf" (Berl. 1872); "Der Geist des Schönen. Praktische Ästhetik für die Frauenwelt" (3. Aufl., das. 1876); "Vom Baum der freien Erkenntnis" (Brem. 1874); "Das Brevier der Konversation" (Leipz. 1879) u. a. Von ihren Romanen und Novellen erwähnen wir: "Elisenhof" (Bresl. 1844); "Vincenza" (Leipz. 1847); "Claudia" (das. 1849); "Luigia Sanfelice" (das. 1850); "Jacobäa von Holland" (das. 1860, 2 Bde.). "Sich selbst erobert" (Berl. 1862, 2 Bde.) und "Maximus Casus, der Oberlehrer von Druntenheim" (das. 1868). Auch veröffentlichte sie: "Gedichte" (1850) und das Poem "Oceana" (1871).

Georgenschild, s. Georgengesellschaft.

Georgenthal, 1) (Sankt-G.) Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Rumburg, an der Böhmischen Nordbahn, mit Baumwollweberei und (1880) 2509 Einw. Dabei der Kreuzberg mit Wallfahrtskapelle und das Dorf Niedergrund mit bedeutender Samtfabrikation und (1880) 2630 Einw. und südlich der besuchte Aussichtsberg Lausche (791 m) an der böhmisch-sächsischen Grenze. - 2) Dorf im Herzogtum Gotha, in anmutiger, von der Apfelstedt durchflossener Gegend am Nordfuß des Thüringer Waldes und an der Linie Gotha-Ohrdruf der Preußischen Staatsbahn, hat (1885) 833 Einw., ein Schloß (jetzt Erziehungsanstalt für Knaben) u. Reste einer 1143 gestifteten Cistercienserabtei, die 1525 von den Bauern zerstört ward. Vgl. "G., klimatischer Kurort" (Ohrdruf 1876).

Georges, Karl Ernst, verdienter Lexikograph, geb. 26. Dez. 1806 zu Gotha, gebildet daselbst und