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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Geustik; Gevaert; Gevatter; Gévaudan; Gevelsberg; Geviert; Geviertes Feld; Geviertet; Geviertschein; Gewächs; Gewächshäuser

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Geustik - Gewächshäuser.

das Volkstümliche, was der neuen Bezeichnung anhaftete, gewirkt. Während Albas blutiger Gewaltherrschaft in den Niederlanden rüsteten viele aus Holland Geflüchtete Kaperschiffe aus, mit welchen sie auf spanische Schiffe Jagd machten; dies waren die sogen. Meergeusen oder Wassergeusen, welche sich den Spaniern bald furchtbar machten. Edelleute und Kaufleute gaben Summen zur Ausrüstung der Schiffe her und teilten den Gewinn. Die englischen, französischen und selbst die deutschen Nordseehäfen dienten ihnen als Zufluchtstätten. Da sie jedoch ohne Bestallung waren, so wurden sie als Seeräuber behandelt, bis auf den Rat Colignys Prinz Wilhelm von Oranien sich mit ihnen verbündete, ihnen Kaperbriefe gab und den Grafen von der Marck zum Admiral derselben ernannte. Am 1. April 1572 nahmen die Meergeusen Briel an der Mündung der Maas, und damit beginnt der Krieg, den die Niederlande bis 1648 für ihre Unabhängigkeit führten. In neuerer Zeit ist der Name von einem politischen Verein in Antwerpen wieder aufgenommen worden und wird als Bezeichnung der Liberalen in den vlämischen Provinzen vielfach gebraucht. Vgl. Moke, Les Gueux de mer (Brüss. 1885).

Geustik (griech.), das Schmecken; die Lehre vom Schmecken.

Gevaert (spr. -wart), François Auguste, Komponist und Musikschriftsteller, geb. 30. Juli 1828 zu Huysse bei Gent als Sohn eines Landmanns, studierte am Konservatorium zu Gent, wo er die ersten Preise der Harmonie und des Kontrapunktes davontrug, und erhielt 1847 vom Brüsseler Konservatorium auch den römischen Preis zuerkannt. Nachdem er zuvor in Gent die dreiaktige Oper "Hugues de Zonnerghem" und die einaktige komische Oper "Comédie à la ville" zur Aufführung gebracht, trat er 1849 seine Reise an, die ihn über Paris nach Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland führte, worauf er sich 1853 in Paris niederließ. Hier brachte er zunächst die komische Operette "Georgette", dann 1854 die dreiaktige, durch Melodienreichtum und gediegene Arbeit ausgezeichnete Oper "Le billet de Marguerite" mit großem Beifall auf die Bühne, denen später noch "Les lavandières de Santarem" (1856), "Quentin Durward" (1857), "Le diable au moulin" (1859), "Château-Trompette" (1860) und "Capitaine Henriot" (1864) folgten. 1867 wurde er zum Directeur de la musique an der Großen Oper ernannt, eine Stelle, die jahrelang unbesetzt gewesen war. Seit 1871 ist er an Fétis' Stelle Direktor des Konservatoriums zu Brüssel. G. hat auch einen "Traité général d'instrumentation" (Gent 1864) und außer einigen kleinern Schriften eine "Histoire et théorie de la musique de l'antiquité" (Brüss. 1875-81, 2 Bde.) veröffentlicht.

Gevatter, s. v. w. Taufzeuge, Pate (s. d.), besonders der Taufzeuge im Verhältnis zu seinen Mittaufzeugen.

Gévaudan (spr. schewodang, Gabalitanus pagus), alte Landschaft im südlichen Frankreich, ehemals zum Gouvernement Languedoc gehörig, gegenwärtig die Departements Lozère und Haute-Loire bildend, wird von einem Zweig der Cevennen (s. d.) durchzogen, die hier den Namen Gebirge des G. führen, und vom Fluß Tarn in Ober- und Niedergévaudan geteilt. Hauptstadt ist Mende. - Das Ländchen, einst von den Gabalern (s. d.) bewohnt, erhielt unter den Kapetingern eigne Grafen und kam in der Folge an die Grafen von Aragonien, die es 1258 an Frankreich abtraten. Im 15. Jahrh. ward es mit der Krone vereinigt. Vgl. Bardin, Documents historiques sur le G. (Toulouse 1846-47, 2 Bde.).

Gevelsberg, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Hagen, 188 m ü. M., am westlichen Ende der Enneper Straße und Knotenpunkt der Linien Schwelm-Soest, Schwelm-Dortmund und Hagen-Vörde der Preußischen Staatsbahn, mit vielen Eisen-, Stahl- und Messingwarenfabriken und (1885) 7789 meist evang. Einwohnern. Zur Gemeinde G. gehören 23 Wohnplätze.

Geviert, vier gleiche Seiten und Winkel habend, daher s. v. w. Quadrat.

Geviertes Feld (Geviertfeld, Grubenfeld), kubisches Maß beim Bergbau, besteht aus einem so weit wie möglich von geraden Linien begrenzten Feld an der Oberfläche der Erde, von welchem senkrechte Ebenen bis in die ewige Teufe oder bis auf das Liegende einer bestimmten Lagerstätte reichend gedacht werden. Nach dem preußischen Berggesetz hat das gevierte Feld in den Kreisen Siegen und Olpe (Regierungsbezirk Arnsberg), Altenkirchen und Neuwied (Regierungsbezirk Koblenz) nach der horizontalen Projektion einen Flächeninhalt bis 25,000 QLachter = 109,450 qm, in allen übrigen Landesteilen bis 500,000 QLachter = 2,189,000 qm je nach Verlangen des Muters und zwar in jeder beliebigen Form.

Geviertet (quadriert) heißt in der Heraldik ein Schild, welcher durch eine senkrechte (Spalt-) Linie und eine horizontale (Quer-) Linie in vier Plätze (Quartiere) geteilt ist (s. Heroldsfiguren, Fig. 4).

Geviertschein, s. Aspekten.

Gewächs, s. v. w. Pflanze; besonders Wein hinsichtlich des Ortes, wo, und der Zeit, wann er gewachsen ist; in der Chirurgie s. v. w. Geschwulst.

Gewächshäuser, Gebäude zur Kultur verschiedene Gewächse, welche entweder unser Klima überhaupt oder doch unsre Winterkälte nicht vertragen, sowie solche, in welchen man mancherlei Pflanzen in ungewöhnlicher Jahreszeit zum Blühen oder zur Reife bringt. Die G. sind entweder Glashäuser, mit einem Dach, meist auch mit Wänden von Glas, oder sogen. Orangeriehäuser oder Konservatorien mit nur einer Seite von Glas, wohl auch nur mit hohen Fenstern. Die G. werden ferner teils nach der Höhe der darin unterhaltenen Wärme, teils nach ihrer besondern Bestimmung unterschieden. Allgemein angenommen ist nur die Einteilung in 1) Kalthäuser (Frigidarien) zur Kultur von Gewächsen, die im Winter eine Temperatur von 2-5° R. Wärme erfordern; 2) laue, gemäßigte oder temperierte Häuser (Tepidarien) mit 6-8°, ausnahmsweise 10° R.; 3) Warmhäuser (Kaldarien) mit gewöhnlich 10-12°, jedoch auch 15-18° R. Die Wärmeangabe bezieht sich nur auf künstliche Winterwärme, nicht auf Sonnen- und Luftwärme. Grundsatz ist, in allen Gewächshäusern, besonders in warmen, die Temperatur des Nachts um 2-3° niedriger zu halten. Die G. mit besonderer Bestimmung sind sehr mannigfaltig. Man hat in großen Gärtnereien von Kalthäusern: die Orangerie, worin Pflanzen in Gefäßen nur frostfrei durchwintert werden; das Winterhaus (oft auch Konservatorium genannt), worin Pflanzen im freien Grund stehen, und welches im Sommer ganz oder teilweise abgebrochen wird; das Grünhaus, auch Neuholländer oder Kaphaus genannt, worin vorzugsweise immergrüne Pflanzen aus dem südlichen Australien, aus Neuseeland, vom Kap der Guten Hoffnung und aus Ländern von ähnlichem Klima gezogen werden. Das temperierte Haus hat oft zwei Abteilungen mit 2-3° Unterschied, teils für besondere Vegetationsbezirke, teils um darin gewisse Pflanzen sowohl der Kalt- als Warmhäuser