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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Glee; Gleich; Gleichberge; Gleichen

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Glee - Gleichen.

Teil des Stammes bisweilen dicht gedrängt stehenden, verästelten, bis 12 cm langen Dornen und oft 30 cm langen Hülsen mit süßem Fruchtfleisch, wird bei uns in mehreren Varietäten und namentlich in Südeuropa vielfach angepflanzt und häufig Christusakazie genannt, weil man seine Dornen für das Material zu Christi Dornenkrone hält. Das Holz des Baums ist von außerordentlicher Güte und wird vom Drechsler, Tischler etc. verarbeitet. Die Samenhülsen dienen in Amerika zum Viehfutter und geben wegen der Süßigkeit des Markes einen Met. Die Dornen gebrauchen einige amerikanische Völker selbst zu Pfeilen. Auch G. inermis Mill., mit kleinern Dornen und einsamigen Hülsen ohne Fruchtfleisch, aus den südlichern Staaten Nordamerikas, sowie G. sinensis Lam. (G. horrida Willd.), mit besonders in der Jugend doppelt gliederten Blättern, sehr starken, verästelten Dornen, aufrechter, dicker, mit Mark gefüllter Hülse, aus China und der Mongolei, werden bei uns kultiviert.

Glee (spr. glih), eine spezifisch engl. Kompositionsgattung für mindestens drei (Solo-) Singstimmen (gewöhnlich Männerstimmen) a cappella. Der Name G. stammt nicht vom englischen glee ("lustig"), sondern vom angelsächsischen gligg ("Musik"). Der Stil des G. ist nicht fugiert, sondern scharf kadenziert, der Satz vielfach schlicht Note gegen Note. Die ersten Glees schrieben Arne und Boyce, der größte Meister des G. war aber S. Webbe (gest. 1816). 1787-1857 bestand zu London ein Gleeklub von ähnlicher Organisation wie der Catchklub (vgl. Catch).

Gleich, Joseph Aloys, unter dem Namen Ludwig Dellarosa bekannter Bühnendichter und Romanschriftsteller, geb. 14. Sept. 1772 zu Wien, trat in den niedern Staatsdienst und starb 10. Febr. 1841 in Wien. Seine schriftstellerische Thätigkeit begann er (anonym) bereits 1794 und setzte sie bis 1840 fort. Seinen Lokalstücken und Zauberpossen, deren er etwa 50 geschrieben, und unter denen "Der rote Turm", "Die Musikanten auf dem Hohen Markt", "Adam Kratzerl", "Herr Joseph und Frau Bäberl" die bekanntesten sind, bereitete F. Raimund, der sein Schwiegersohn wurde, durch seine eignen Schöpfungen ein frühes Ende. Aber als L. Dellarosa beherrschte G. lange Zeit den Romanbüchermarkt und die erhitzte Phantasie des hyperromantischen untern Lesepublikums. Er schrieb mehr als 100 Bände, und die Titel sprechen deutlich für die Art, in welcher er als Typus angesehen werden kann. Selbst noch die Romantitel seiner letzten Jahre lauten: "Das Totengericht um Mitternacht in den unterirdischen Schauerklüften", "Die Höllenbraut, oder die gespenstigen Rächer", "Die Geisterglocke im Räuberturm", "Die Schauernächte im Schloß Krakow" etc. Gesammelt erschienen von ihm "Komische Theaterstücke" (Brünn 1820). G. gründete 1831 auch die "Komischen Briefe des Hans Jörgel von Gumpoldskirchen", eine Wiener Lokalzeitschrift im Dialekt, welche heute noch besteht.

Gleichberge (Großer und Kleiner Gleichberg), zwei frei stehende Basaltkuppen im Herzogtum Sachsen-Meiningen, östlich bei Römhild, 678 und 640 m hoch. Der nördlich gelegene Kleine Gleichberg (auch Steinsburg genannt) bietet eine schöne Rundsicht und ist nahe seiner Spitze von drei mächtigen Gürteln bloßliegenden zertrümmerten Basalts umgeben.

Gleichen, 1) drei alte, auf ebenso vielen benachbarten Bergen in Thüringen gelegene Schlösser. Die eigentliche Burg G. (auch das Wanderslebener Schloß genannt), 372 m ü. M., liegt im preußischen Regierungsbezirk und Landkreis Erfurt, unfern des Fleckens Wandersleben, auf einem kegelförmigen Berg. Das Hauptgebäude ist ziemlich verfallen; erhalten sind noch ein an 22 m hoher Turm an der äußersten östlichen Ecke, Überbleibsel von hohen Ringmauern und Keller. Mit Bestimmtheit wird dieses Schlosses erst 1088 gedacht, in welchem Jahr es von Kaiser Heinrich IV. belagert, aber vom Markgrafen Eckbert II. erfolgreich verteidigt wurde. Später wurden die Grafen von Tonna mit der Burg belehnt, die seit Erwin (gest. 1193) davon den Namen Grafen von G. annahmen und seit 1416 in die beiden Linien Gleichen-Blankenhain und Gleichen-Tonna zerfielen. Merkwürdig ist besonders Ernst, Graf von G., der, wie die Sage berichtet, auf dem Kreuzzug von 1228 in Palästina in türkische Gefangenschaft geriet und als Sklave verkauft wurde. Die schöne Tochter seines Herrn, Melechsala, liebte ihn und entfloh mit ihm. In Venedig erfuhr der Graf, daß seine Gattin noch am Leben sei, eilte daher nach Rom und erwirkte sich vom Papste Dispens, zwei Frauen zu haben. Die Türkin ließ sich taufen und ward mit dem Grafen getraut, die frühere Gattin aber, eine Gräfin von Käfernburg oder Orlamünde, nahm das Paar freundlich auf. Der angebliche Grabstein des Grafen, früher in der Klosterkirche auf dem Petersberg in Erfurt, befindet sich jetzt im Dom daselbst. Übrigens hat die historische Forschung die Erzählung von der durch päpstlichen Dispens legitimierten Doppelehe längst in das Gebiet romantischer Fabeln verwiesen, aus welchem Musäus sie für sein Volksmärchen "Melechsala" entnahm. Vgl. H. Döring, Der Graf von G., romantische Volkssage (Gotha 1836). Nach dem Aussterben der Grafen von G. (1631) kam die Burg an die Grafen von Hatzfeld. Nach deren Erlöschen 1794 fiel die untere Grafschaft, zu welcher das Schloß G. gehörte, an den Kurfürsten von Mainz als Lehnsherrn zurück; 1803 aber ward sie samt dem Fürstentum Erfurt dem preußischen Staat einverleibt. Das Schloß G. war während der französischen Okkupation eine Zeitlang im Besitz der damaligen Universität Erfurt und wurde später von König Friedrich Wilhelm III. dem Generalleutnant v. Müffling geschenkt. - Das zweite Schloß, nach dem am westlichen Fuß des Bergs liegenden Flecken Mühlberg die Mühlberger Gleiche genannt, 399 m ü. M., gewährt mit seinem Mauerwerk und dem gegen 22 m hohen Turm einen malerischen Anblick. Auch diese Burg, zuerst urkundlich 704 erwähnt, ward 1087 von Kaiser Heinrich IV. vergeblich belagert. Nach dem Aussterben der gräflichen Familie, welche sie seit dem 12. Jahrh. von Mainz zu Lehen besaß, befand sie sich abwechselnd im Besitz der Grafen von Henneberg und Schwarzburg. Um 1357 ward sie an Erfurt verkauft und kam nach mancherlei Geschicken 1803 mit dem Gebiet von Erfurt an Preußen. - Das dritte Schloß, die Wachsenburg, im Gothaischen, 414 m ü. M., 3 km vom Mühlberg, ist am besten erhalten und noch bewohnt. Es soll um 935 von Megingod, Abt zu Hersfeld, erbaut worden sein. Später belehnte das Stift Hersfeld damit die Grafen von Schwarzburg, welche 1306 die Burg als Eigentum erwarben, aber schon 1368 an die Landgrafen von Thüringen wieder verkauften. Von da an blieb sie bei den sächsischen Fürstenhäusern und kam 1640 an Gotha. Vgl. Hellbach, Archiv der Grafschaft G. (Altenb. 1805); Polack, Wachsenburg, Mühlberg und G. (Gotha 1859).

2) Zwei Bergkegel südöstlich von Göttingen, 425 und 428 m hoch, dicht bei einander liegend, mit den Burgtrümmern Neuen-G. und Alten-G., werden besonders von Göttingen aus viel besucht.