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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gliederstäbchen; Gliedertiere; Gliederung der Kontinente; Gliedmaßen; Gliedschwamm; Gliedwasser; Glimmer

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Gliederstäbchen - Glimmer.

(Phalangidae), mit vier sehr langen und dünnen Beinpaaren, mit scherenförmigen Kieferfühlern, ohne Spinndrüsen; atmen ausschließlich durch gewöhnliche Tracheen (s. d.). Hierher unter andern der Kanker (Phalangium opilio). 2) Skorpionspinnen oder Geißelskorpione (Pedipalpi), mit Vorderbeinen in Gestalt von Fühlern, mit zwei Paar Fächertracheen und 11-12gliederigem Hinterleib. 3) Skorpione (Scorpionidae), mit vier Paar Fächertracheen und mit Giftstachel am Ende des Schwanzes (s. Skorpione). 4) Afterskorpione (Pseudoscorpionidae), ähnlich den vorigen, jedoch sehr klein, mit gewöhnlichen Tracheen und ohne Giftstachel. Hierher unter andern der Chelifer oder Bücherskorpion (s. d.). 5) Walzenspinnen (Solifugae), mit einer von dem Kopf getrennten Brust und mit gewöhnlichen Tracheen. Hierher unter andern Solpuga, die Walzenspinne (s. d.).

Gliederstäbchen, Stäbchenbakterie, s. Bakterien.

Gliedertiere (Articulata), in frühern zoologischen Systemen eine große Unterabteilung der wirbellosen Tiere, von gleichem Rang mit den Weichtieren und Strahltieren. Sie umfaßte die Gliederwürmer (Anneliden), Krebse, Spinnentiere und Insekten. Gegenwärtig vereinigt man die Anneliden mit andern niedern Tieren zum Stamm der Würmer und stellt die übrigen drei Klassen als besondern Stamm, den der Gliederfüßler (Arthropoden), hin. Die Trennung ist deshalb geschehen, weil bei allen normal gebauten Gliederfüßlern gegliederte Beine, bei den Anneliden hingegen nur stummelförmige Gliedmaßen vorhanden sind. S. Gliederfüßler.

Gliederung der Kontinente, der charakteristische Aufbau der Kontinente, wie er sich einesteils in der verschiedenen Art des Verlaufs der Grenzlinien zwischen Festland und Meer (horizontale Gliederung), andernteils in der verschiedenen Lage einzelner Punkte der Kontinente nach ihrer Höhe über dem Meeresspiegel (vertikale Gliederung) ausdrückt. Für die horizontale Gliederung bieten die gewöhnlichen topographischen Karten als die Horizontalprojektionen der Kontinente ein ausreichend gutes Bild. Ziffermäßig wird die Horizontalgliederung am besten durch die Verhältniszahlen zwischen Flächeninhalt und Länge der Meeresküsten (letztere gleich 1 gesetzt) charakterisiert, Zahlen, welche für die einzelnen Kontinente, mit dem am wenigsten gegliederten beginnend, folgende Werte ergeben:

^[Liste]

Afrika 152:1

Asien 105:1

Südamerika 94:1

Australien 73:1

Nordamerika 56:1

Europa 37:1

Die vertikale Gliederung ist aus den mit gewöhnlicher Schraffierungsmethode hergestellten Karten nur schwer, besser aus einer Anzahl von Durchschnitten (Profilen), am deutlichsten aus Höhenschichtenkarten erkennbar, während es an einer gleich charakteristischen Zahlenangabe, wie es die oben beschriebene für die horizontale Gliederung ist, fehlt; denn die Registrierung der mittlern Erhebung der Kontinente über dem Meer (Afrika 660 m, Asien 500 m, Amerika 410 m, Europa 300 m, Australien 250 m) läßt die Frage nach Verteilung von Hoch- und Tiefland (ob häufig wechselnd, ob in großen Strecken auftretend) offen, ähnlich etwa wie sich in der Zahl für die mittlere Temperatur eines Ortes bald sehr große, bald nur unbedeutende Schwankungen zwischen Maximal- und Minimalwerten der Temperatur verbergen können.

Gliedmaßen (Extremitäten), die vorzugsweise zum Ortswechsel dienenden Anhänge des Leibes bei niedern und höhern Tieren. In ihrer einfachsten Form (bei Ringelwürmern) sind sie ungegliederte Fortsätze, gewöhnlich jedoch bestehen sie aus mehreren Gliedern, die unter sich durch Muskeln beweglich sind und so eine gegenseitige Annäherung (Beugung) und Entfernung (Streckung) zulassen, wie denn auch die G. als Ganzes an den Rumpf angezogen oder von ihm weggestreckt werden können. Ihre Zahl ist bei manchen Tieren eine sehr große. In gewissen Fällen (z. B. bei Krebsen) können G., welche in der Jugend zum Schwimmen dienen, von den erwachsenen Tieren als Fühler zum Tasten oder als Kiefer zum Kauen oder als Beine zum Gehen verwandt werden. - Speziell bei den Wirbeltieren unterscheidet man unpaare und paare G. Erstere sind vorzüglich bei den Fischen verbreitet und bilden die Rücken-, Schwanz- und Afterflosse. Die paaren G. (sogen. vordere und hintere Extremitäten) gehen vom Rumpf in der Brust- und Lendengegend ab. Bei den Fischen und zum Teil auch bei den Seesäugetieren sind sie gleichfalls Flossen, bei den Vögeln sind die vordern zu Flügeln umgestaltet, sonst dienen sie allgemein als Beine zum Kriechen und Gehen, seltener zum Greifen. Vgl. Bein und Arm.

Gliedschwamm (Tumor albus), weiße Gelenkgeschwulst; s. Gelenkentzündung, S. 58.

Gliedwasser, s. Gelenk.

Glimmer (Mica, Katzengold und Katzensilber), Gruppe von Mineralien aus der Ordnung der Silikate, wichtige Gemengteile vieler weitverbreiteter Felsarten, kristallisieren monoklinisch, besitzen geringe Härte, meist von 2-3, ein spez. Gew. von 2,7-3, Pellucidität meist in höhern, immer mindestens in mittlern Graden und sehr vollkommene basische Spaltbarkeit, so daß sie in ungemein feine, meist elastisch biegsame Lamellen zerteilt werden können. Die G. sind Silikate, wesentlich von Thonerde und Kali (oder Natron), wozu in vielen Spezies auch Magnesia (und Eisenoxydul) tritt; bisweilen begleitet Lithion das Kali, und neben Thonerde findet sich Eisenoxyd. Kalk fehlt gewöhnlich, dagegen enthalten die G. Wasser, welches erst beim Glühen entweicht, und oft auch Fluor. Die chemische Natur sehr vieler Glieder der Glimmergruppe ist noch nicht ganz befriedigend festgestellt.

Meroxen (Biotit zum Teil, sogen. optisch einachsiger G. zum Teil, Magnesiaglimmer zum Teil) in meist tafelartigen Kristallen, ein- oder ausgewachsen, derb in individualisierten Massen, in schaligen, körnig-blätterigen und schuppig-schieferigen Aggregaten, mild, bisweilen fast spröde, in dünnen Lamellen elastisch biegsam, bricht das Licht nicht doppelt, Härte 2,5-3, spez. Gew. 2,8-3,2, meist sehr dunkel, grün, braun, schwarz, grau gefärbt, mit starkem metallartigen Perlmutterglanz, gewöhnlich in sehr geringem Grad pellucid, von sehr schwankender chemischer Zusammensetzung, enthält 10-30 Proz. Magnesia, oft bedeutende Mengen von Eisenoxydul, 5-11 Proz. Kali (auch etwas Natron), 11-20 Proz. Thonerde, 1-13 Proz. Eisenoxyd und 38-43 Proz. Kieselsäure, auch etwas Titansäure, Fluor und Wasser. Nach Tschermak sind die Meroxene Mischungen von Muskovit HK3(Al2)3Si6O24 ^[HK_{3}(Al_{2})_{3}Si_{6}O_{24}] und Olivin Mg12Si6O24 ^[Mg_{12}Si_{6}O_{24}] im Verhältnis von 1:1 oder 2:1, auch intermediäre Mischungen. Meroxen schmilzt meist schwer zu grauem oder schwarzem Glas, wird von Salzsäure wenig angegriffen, von konzentrierter Schwefelsäure völlig zersetzt, findet sich besonders in gewissen Basalten, Trachyten, Porphyren, Graniten, Gneisen und Glimmerschiefern. Der nahe verwandte Rubellan ist bräunlichrot bis fast ziegelrot, undurchsichtig, spröde,