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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Goeze; Goyaz; Goyen; Gozlan

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Goyaz - Gozlan.

dings in sehr flüchtiger und skizzenhafter Behandlung, schuf, welche sich meist in spanischem Privatbesitz befinden. In seinen Porträten (Reiterbildnis Karls IV. und Karl IV. und seine Familie, Madrid, Museum) schließt er sich äußerlich an Velasquez an. 1799 wurde er Hofmaler, 1795 Direktor der Akademie von San Fernando. Seine Geschicklichkeit in der Malerei a fresco und a tempera bekunden die Figuren von San Antonio de la Florida, wovon einige sehr gelungene Porträte sind, die zwei kleinen Kuppeln des Tempels del Cilan in Saragossa und die Malereien in seinem Landhaus am Ufer des Manzanares. In seine letzten Jahre fallen die Werke: der heil. Joseph von Casalanz in der Kirche von San Antonio Abad in Madrid, eine heilige Familie für den Herzog von Noblejas, Santa Yusta und Santa Rufina in der Kathedralkirche von Sevilla und ein Gemälde, in welchem er sich selbst und den Arzt Arrieta abbildete, wie dieser ihm eine Arznei reicht. Der Schwerpunkt seiner künstlerischen Bedeutung beruht jedoch in seinen Radierungen, welche ebensosehr durch geistvolle, bravourmäßige Technik wie durch lebendige Auffassung fesseln. In diesen Radierungen ist er ein bitterer Satiriker der politischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Zustände seiner Zeit. Eine 1793 bis 1798 entstandene Sammlung derselben ist unter dem Namen Caprichos bekannt, eine andre trägt den Titel: "Los desastres de la guerra" (das Unglück des Kriegs). G. starb 16. April 1828 in Bordeaux. Er besaß eine bewundernswerte Geschicklichkeit, mit wenigen Pinselstrichen ein Individuum auf das treffendste zu charakterisieren; aber durch zu sichtbar hervortretendes Streben nach Effekt und eine nicht selten an Nachlässigkeit grenzende Kühnheit werden seine Schöpfungen oft zu manieriert und inkorrekt in der Zeichnung. Ein echter Spanier, wußte er allen seinen Werken ein nationales, volkstümliches Gepräge zu geben. Vgl. Yriarte, G., sa biographie etc. (Par. 1867); Lefort, Francisco G., étude biographique et critique (das. 1877).

Goyaz, Binnenprovinz Brasiliens, ist umringt von Minas Geraës, Bahia, Maranhão, Pará und Mato Grosso und umfaßt ein Areal von 747,311 qkm (13,572 QM.). Das Land gehört ganz dem meist trocknen, mit Gras, Buschwerk und niedrigen Wäldern (den sogen. Catingas und Campos) bedeckten Tafelland Brasiliens an und wird fast in seiner ganzen Ausdehnung von dem nach N. fließenden Tocantins durchzogen, mit dem sich der auf der Westgrenze fließende Araguay vereinigt. Nur der südliche Teil, wo sich das Pyreneosgebirge als Wasserscheide erhebt, gehört dem Flußgebiet des Paranahyba (auf der Südgrenze) an, der zum Parana fließt. Das Klima im Süden ist gesund, im tiefer gelegenen Norden aber herrschen Faulfieber, und dort soll es auch Gegenden geben, wo selbst die Tiere Kröpfe haben. Die Einwohner (1883: 191,711, ohne die wilden Indianer, aber einschließlich von 6711 Sklaven, 1872: 10,652 Sklaven) bestehen vorwiegend aus Mischlingen von Negern, Indianern und Weißen. Die Goya-Indianer, nach denen die Provinz genannt ist, sind längst ausgestorben; aber große Gebiete sind noch im Besitz von wilden Indianern, von denen nur wenige sich auf den vom Staat unterhaltenen Missionen angesiedelt haben. Viehzucht bildet die Haupterwerbsquelle, und ungebildete Viehbesitzer (Vaqueiros) stehen an der Spitze der Gesellschaft. Der Ertrag des Landbaues genügt kaum dem Lokalbedarf. Eine fabrikmäßige Industrie besteht noch nicht, die Gold- und Diamantengruben, einst eine Quelle des Reichtums, sind erschöpft, und die andern Mineralschätze des Landes (Eisen, Steinsalz) liegen vernachlässigt. An Verkehrswegen fehlt es, doch befahren seit 1869 kleine Dampfer den Araguay und den untern Tocantins. G. zog schon im 17. Jahrh. Gold- und Diamantensucher an, wurde aber erst 1722 von dem Paulisten Bartolomeo Bueno da Silva in Besitz genommen. Von 1749 bis 1755 betrug der Goldertrag jährlich an 6 Mill. Mk., aber seitdem verminderte er sich von Jahr zu Jahr. Die öffentlichen Einnahmen betrugen 1883-84: 124,108, die Ausgaben 601,313 Milreis. Keine Provinz Brasiliens hat seit der Unabhängigkeitserklärung so wenige Fortschritte gemacht wie diese. - Die gleichnamige Hauptstadt (früher Villa Boa) liegt an einem Nebenfluß des Araguay, dem Rio Vermelho, der 70 km von der Stadt schiffbar wird, hat aus ihrer bessern Zeit noch ansehnliche öffentliche Gebäude, wie Kathedrale, Regierungspalast und Rathaus, und 8000 Einw.

Goyen (Goien), Jan van, holländ. Maler und Radierer, geb. 13. Jan. 1596 zu Leiden, lernte bei Isack van Swanenburg und Jan de Man daselbst, dann bei Willem Gerritz in Hoorn, soll dann nach Frankreich gegangen sein und ließ sich 1632 im Haag nieder, wo er sich bei Esaias van de Velde, der einen entscheidenden Einfluß auf ihn übte, in der Landschaftsmalerei weiter ausbildete. Er starb Ende April 1656 daselbst. Seine sehr zahlreichen Landschaften und Marinen, die fast in allen öffentlichen Galerien und in vielen Privatsammlungen vorkommen, waren anfangs in dem schweren bräunlichen Ton des Esaias van de Velde gehalten, gingen aber bald in einen warmen gelben, goldigen und schließlich silbernen Ton über, dessen Gesamtharmonie nur durch die bunte Staffage unterbrochen wurde. Er war der erste Tonmaler der holländischen Schule. Seine sehr geistreich und namentlich in der Luft fein behandelten Bilder stellen meist öde Dünenlandschaften, Sandhügel, Kanäle, Flüsse, Dörfer und Küstenstriche mit gewöhnlich reicher Staffage dar. Sie umfassen die Zeit von 1621 bis 1656. Hauptwerke von ihm befinden sich in Amsterdam, Paris, Dresden, München, Berlin (Sommer und Winter), Wien (Belvedere), Darmstadt und Gotha. Seine (fünf) radierten Landschaften sind sehr selten. Jan Steen, Saftleven, Berchem und S. Ruisdael waren seine Schüler. Doch hat er auch viele andre holländische Landschaftsmaler beeinflußt.

Goeze, Johann Melchior, gewöhnlich Pastor G. genannt, gelehrter Bibliograph und Streittheolog, geb. 16. Okt. 1717 zu Hamburg, studierte Theologie in Jena und Halle, war Prediger zu Aschersleben und zu Magdeburg, bis ihm 1755 der Senat und das Konsistorium von Hamburg die erste Pastorstelle dieser Stadt übertrugen. Er starb hier 19. Mai 1786. G. verschonte keinen aufgeklärten Schriftsteller seiner Zeit mit seiner boshaften Feder; Ramler, Büsching, Basedow, besonders aber Lessing und Goethe, dieser wegen des "Werther", jener wegen der Herausgabe der "Wolfenbüttler Fragmente", mußten viele Vorwürfe von ihm hören, die sie mit Spott vergalten (Lessings "Antigoeze"). Als gelehrter Schriftsteller war G. nicht ohne Verdienste. Vgl. Röpe, Joh. Melch. G., eine Rettung (Hamb. 1860); Boden, Lessing und G. (Leipz. 1862).

Gozlan (spr. goslang), Léon, franz. Schriftsteller, geb. 1. Sept. 1803 zu Marseille, kam 1828 nach Paris, wo er als Kommis in eine Buchhandlung trat, ward dann Mitarbeiter am "Figaro" und "Corsaire" und schrieb im Lauf der Zeit mit steigender Fruchtbarkeit