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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Gomm - Gomphrena.

nannt. Die Akademie der Wissenschaften zu Lissabon hatte ihn bereits 1858 in ihren Schoß aufgenommen. Jetzt ist der Dichter durch ein schweres Rückenmarksleiden bereits seit zwei Jahrzehnten ans Haus gefesselt. An Gedichten liegen von G. vor: die tief und warm empfundenen "Cantos matutinos" (2. Aufl. u. d. T.: "Versos", Lissab. 1866) und "Ephemeros" (2. Aufl. 1866); "A flor de marmore" und "Hespanha-Murcia"; ferner ein Band letzter Gesänge: "Derradeiros cantos", und "A ideia velha" ("Die alte Idee"), Gedicht in zehn Gesängen. Auch für die Bühne war G. mit Erfolg thätig. Vor allem beachtenswert ist sein dem brasilischen Leben entnommenes Drama "O cedro vermelho", mit einem interessanten Kommentar über Sprache und Sitten der Indianer Brasiliens; ferner: "Ghigi" (1852), "A prohibição" und "Odio de raça". Auch "A abnegação", "A viuva", "Figados de tigre", "Os incognitos do mundo", "Os herdeiros do millionario" u. a. sind ehrenvoll aufgenommene Bühnenstücke. Eine neue Bahn betrat G. im Roman, den er zur Darstellung erhebender Bilder der Vaterlandsliebe, zur Schilderung des Seelebens und besonders zur Zeichnung von Land und Leuten seiner Heimat (Minho) benutzte. Hierher gehören: "Os selvagens", ein buntfarbiges Bild brasilischen Lebens, mit seiner Fortsetzung "O remorso vivo"; ferner "Fructos de vario sabor", "Muita parra e pouca noa", "O amor da patria", ein trefflicher Seeroman, und "As duas fiandeiras", ein Bild aus dem Leben und Treiben Minhos. Ein Denkmal feinen Witzes ist das von G. herausgegebene satirische "Diccionario de João Fernandes". Zuletzt veröffentlichte er: "Garrett, memorias biographicas" (Lissab. 1881, Bd. 1), ein für die Geschichte der Romantiker in Portugal hochwichtiges Werk, in welchem nicht bloß Garretts poetische Entwickelung, sondern ein Stück der innern Geschichte Portugals dargestellt ist. Eine Sammlung seiner Werke erschien in 8 Bänden (Lissab. 1866-70).

Gomm, Sir William Maynard, engl. Feldmarschall, geb. 1784, trat schon 1794 in die Armee, nahm teil an den Expeditionen nach dem Helder (1799), nach Frankreich und Spanien unter Sir James Pulteney (1801), nach Hannover (1803), nach Stralsund und Kopenhagen (1807). In den Jahren 1808 und 1809 wohnte er den Schlachten von Roleja, Vimeiro und Coruña bei, dann der Expedition nach Walcheren und ging darauf wieder nach Spanien, wo er als Assistent des Generalquartiermeisters verwendet wurde. Im J. 1815 kämpfte er bei Waterloo, wurde nach dem Frieden stellvertretender Gouverneur von Jamaica und 1842 Gouverneur von Mauritius und führte 1851-53 als Nachfolger des Generals Sir Charles Napier den Oberbefehl der anglo-indischen Armee im Kriege gegen die Birmanen. 1855 nach Europa zurückgekehrt, wurde er 1868 Feldmarschall und 1872 Wardein des Towers. Er starb, 90 Jahre alt, 15. März 1875 in Brighton.

Gomme d'Alsace (spr. dalsaß), s. v. w. Dextrin.

Gommeline (Gommein), s. v. w. Dextrin.

Gommer, s. Weizen.

Gommern, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Jerichow I, an der Ehle und der Linie Zerbst-Biederitz der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine Strafanstalt (in der alten Burg), große Steinbrüche und (1885) 3560 meist evang. Einwohner. Beim nahen Dannickow 5. April 1813 siegreiches Treffen der Preußen gegen die Franzosen, ein Teil des Gefechts bei Möckern (s. Möckern 1).

Gömör und Kis-Hont, Komitat in Ungarn, am rechten Theißufer, grenzt im N. an Liptau und Zips, im O. an Torna, im SO. an Borsod, im S. an Hevés, im W. an Neográd und Sohl und hat 4275,40 qkm (77,6 QM.) mit (1881) 169,064 ungarischen und slaw. Einwohnern (zumeist Katholiken und Lutheraner). Das Land ist gebirgig; im W. erstrecken sich die Gömörer Berggruppen, im N. das Liptauer Gebirge mit dem Königsberg, woran sich östlich das Zipser Gebirge (Thonschiefer) schließt; die Mitte nehmen niedrige Kalkgebirge mit ausgedehnten Plateaus und karstartigem Charakter ein. Im SW. erheben sich interessante Trachyt- und Basaltgruppen. Eine große Merkwürdigkeit ist die Aggteleker Tropfstein- und die Eishöhle von Dobschau (s. d.). Bewässert wird das Komitat vom Sajó und dessen zahlreichen Nebenflüssen (Rima etc.) und im N. von der Gran. Boden und Klima sind im N., wo nur Roggen, Hafer und Heidekorn wachsen, nicht günstig. Sehr fruchtbar dagegen sind die südlichen Thäler, wo Getreide, Tabak, Wein, Mais, Flachs etc. vorzüglich gedeihen. Außer Schweinen werden im N. Schafe, im S. dagegen Rinder gezüchtet. Das Gebirge ist reich an Tannen- und Eichenwäldern sowie an nutzbaren Mineralien und an Sauerbrunnen. Sehr lebhaft ist die Eisenproduktion sowie die Erzeugung von Eisenwaren. Hauptort ist Rimaszombat (Groß-Steffelsdorf). Vgl. J. ^[János] Hunfalvy, G. und Klein-Hont (ungar., Rimaszombat 1867).

Gomorra ("Überflutung"), eine Stadt Palästinas, in dem fruchtbaren Thal Siddim, wurde der Sage nach durch die 1. Mos. 19, 24 ff. angedeutete Katastrophe vernichtet, welche die Entstehung oder Erweiterung des Toten Meers (s. d.) zur Folge hatte.

Gomperz, Theodor, namhafter Philolog, geb. 29. März 1832 zu Brünn, studierte seit 1849 unter Bonitz in Wien, habilitierte sich 1867 daselbst und erhielt 1869 die außerordentliche, 1873 die ordentliche Professur der klassischen Philologie. Seit 1868 korrespondierendes Mitglied der Wiener Akademie der Wissenschaften, wurde er 1882 zum wirklichen Mitglied derselben ernannt. Seiner Beschäftigung mit den englischen Denkern der empirischen Schule entsprang nicht nur die Übersetzung der gesamten Werke J. S. ^[John Stuart] Mills (Leipz. 1869-80, 12 Bde.; teils von ihm selbst, teils unter seiner Leitung und Aufsicht), sondern auch seine litterarischen Leistungen über verwandte Richtungen des antiken Lebens. So hat sich G., durch wiederholte Studienreisen nach Neapel, München, Venedig, Paris, London, Oxford gefördert, besonders um die Entzifferung und Erklärung der herculaneischen Rollen verdient gemacht. Hierher gehören: "Philodemi Epicurei de ira liber" (Leipz. 1864); "Herkulanische Studien" (das. 1865-66, 2 Hefte); "Über ein bisher unbekanntes griechisches Schriftsystem aus der Mitte des vorchristlichen Jahrhunderts" (Wien 1884); "Zu Philodems Büchern von der Musik" (das. 1885) und viele Aufsätze und Beiträge in Zeitschriften und Sammelwerken. Wir nennen außerdem: "Demosthenes der Staatsmann" (Wien 1864); "Beiträge zur Kritik und Erklärung griechischer Schriftsteller" (das. 1875-76, Bd. 1-3); "Die Bruchstücke der griechischen Tragiker und Cobets neueste kritische Manier" (das. 1878); "Herodoteische Studien" (das. 1883, 2 Tle.).

Gomphocerus, s. Heuschrecken.

Gomphrena L. (Kugelamarant, Amarantine), Gattung aus der Familie der Amarantaceen, tropische Kräuter oder Halbsträucher in Ostindien und Südamerika mit meist gegenständigen Blät-^[folgende Seite]