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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gorillagarn; Gorinchem; Gorionides; Göritz; Görkau; Gorkha; Gorki; Gorkum; Gorl; Gorlice; Görlitz

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Gorillagarn - Görlitz.

karthagischen Seefahrers Hanno über die von ihm und seiner Mannschaft bei Sierra Leone bekämpften Gorilloi begeht sich auf den Schimpansen. Ein junger G. erschien zuerst 1861 in Wombwells Reisemenagerie, einen zweiten brachte Falkenstein 1876 ins Berliner Aquarium, wo er länger als ein Jahr gelebt hat. Vgl. Hartmann, Der G. (Leipz. 1879).

Gorillagarn, aus Alpako, Mohair, Schafwolle und vegetabilischen Faserstoffen im Gemisch mit Seidenabfällen fabriziertes Garn, welches mit einer gewissen Regelmäßigkeit Rauhigkeiten und Knötchen zeigt.

Gorinchem (Gorkum, lat. Gorcomium), befestigte Stadt in der niederländ. Provinz Südholland, am Einfluß der Linge in die Merwede und Endpunkt der Eisenbahn Geldermalsen-G., hat ein Arsenal, Gymnasium, eine höhere Bürgerschule, Handel mit Landesprodukten, Fischerei, ein trefflich eingerichtetes Armenwesen und (1883) 10,099 Einw. 1787 wurde G. von den Preußen, 1795 von den Franzosen und 1814 von den Verbündeten eingenommen.

Gorionides, Joseph ben Gorion, genannt Pseudo-Josephus, Verfasser einer dem Flavius Josephus untergeschobenen jüdischen Geschichte in hebräischer Sprache, lebte im 9. Jahrh. in Frankreich. Sein Werk, eine geschmack- und kritiklose Kompilation aus dem echten Josephus, erschien zuerst zu Mantua vor 1480, dann zu Konstantinopel 1510, zu Venedig 1544, lateinisch von Gagnier (Oxford 1706) und von Breithaupt (Gotha 1707), auch deutsch und englisch, im Auszug von Münster (Worms 1529 und Basel 1549). Einen arabischen Auszug findet man in Jays und Waltons Polyglottenbibeln.

Göritz, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Weststernberg, an der Oder und der Linie Breslau-Stettin der Preußischen Staatsbahn, hat Braunkohlengruben und (1885) 2616 evang. Einwohner. Die Stadt war von 1276 bis 1325 Residenz der Bischöfe von Lebus.

Görkau, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Komotau, am Fuß des Erzgebirges, an der Biela und an der Eisenbahn von Bodenbach nach Komotau, hat (1880) 3531 Einw., 5 Baumwollspinnereien, eine Weberei, Papierfabrik, Bierbrauerei, Dampfmühle, Obstbau und ist Sitz eines Bezirksgerichts. In der Nähe die Schlösser Rothenhaus und Eisenberg mit Parkanlagen.

Gorkha, kleine Stadt im Himalajastaat Nepal, nordwestlich von der Hauptstadt Kathmandu, mit etwa 2000 Einw., nach welcher der seit 1768 in Nepal herrschende Stamm der Khas selbst den Namen Gorkha erhielt. Die Gorkha sind durchschnittlich 158 cm groß, stark gebaut, im Äußern ein echtes Himalajavolk, jedoch etwas verbessert durch Blut von Brahmanen, daher von hellerer Gesichtsfarbe; ihre Sprache, das Khas oder Parbatya, wurde die Hof-, Amts- und Umgangssprache in ganz Nepal. In der englisch-indischen Armee wie Polizei dienen einige tausend Gorkha als Soldaten und Subalternoffiziere, die sich stets durch Tapferkeit, Treue und Zuverlässigkeit ausgezeichnet haben.

Gorki, Kreisstadt im russ. Gouvernement Mohilew, an der Proni (zum Sosch), 32 km von der Eisenbahn Moskau-Warschau entfernt, mit 5 griech.-katholischen und einer römisch-kath. Kirche, einer Synagoge, ziemlich lebhaftem Handel u. (1882) 5035 Einw.

Gorkum, Stadt, s. Gorinchem.

Gorl, s. Gimpe.

Gorlice (spr. -lize), Stadt im westlichen Galizien, an der Ropa, einem Zufluß der Wisloka, und an der Galizischen Transversalbahn, auf steiler Anhöhe, mit (1880) 4550 Einw. (Nachkommen deutscher Einwanderer aus Görlitz in der Oberlausitz), bedeutendem Getreidehandel und Petroleumraffinerie, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts. In der Gegend von G. und Zukluczyn am Dunajec breitete sich einst die Sekte der Arianer aus, deren Gründer F. Socinus (gest. 1604) in Luclawice bei Krakau begraben liegt. In der Nähe befinden sich Bergöl- und Erdwachslager. Am 4. Okt. 1874 brannte die Stadt total nieder.

Görlitz, Stadt und Stadtkreis im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, 221 m ü. M., an der Neiße, Knotenpunkt der Linien Kohlfurt-G., G.-Lauban, G.-Zittau und Berlin-G. der Preußischen und Dresden-G. der Sächsischen Staatsbahn, ist nach Breslau die bedeutendste Stadt Schlesiens und eine der reichsten (G. besitzt allein 25,774 Hektar Wald) und schönsten Städte Deutschlands. Unter den 7 Kirchen (6 evangelische und eine katholische) sind die gotische St. Peter- und Paulskirche (1423-97 aufgeführt, mit fünf Schiffen und einer Krypte), die Dreifaltigkeitskirche mit kunstvollen Holzschnitzereien, die Frauen- und die katholische Kirche bemerkenswert. Vor der Stadt liegt das Heilige Grab mit der dazu gehörigen Kapelle zum Heiligen Kreuz, eine Nachbildung des Heiligen Grabes zu Jerusalem aus den Jahren 1481-1489. Die bemerkenswertesten weltlichen Gebäude sind: das Rathaus (1537) mit reicher Bibliothek, die alte Bastei, Kaisertrutz genannt, jetzt als Hauptwache und Zeughaus benutzt, die Gebäude des Gymnasiums und Realgymnasiums in gotischem Stil, die Kaserne, das Zentralhospital, das Ständehaus mit schönen Anlagen, der Zentralbahnhof etc. An Denkmälern besitzt G. das Bronzestandbild des Bürgermeisters Demiani (von Schilling, 1876) am Demianiplatz und ein Kriegerdenkmal (für 1870/71). Die Zahl der Einwohner beläuft sich mit Garnison (Jägerbat. Nr. 5 und 1 Inf.-Bat. Nr. 19) auf (1885) 55,470, darunter 48,000 Evangelische, 5900 Katholiken und 700 Juden. Die Industrie der Stadt ist bedeutend. Hervorzuheben sind: die Tuch-, Woll-, Halbwoll-, Baumwoll- und Leinenwarenfabrikation, Eisengießerei, Eisenbahnwagen- und Maschinenbau, Fabrikation von Nähmaschinenteilen, Glas, Porzellan, Schamotte- und Marmorwaren und Ziegeln, Spiritus-, Tabaks-, Parkett-, Spielwaren-, Holzstoff-, Leder-, Seifen-, Posamenten-, Knöpfe-, Stahlwaren- und Blumenfabrikation, Bierbrauerei und Müllerei. Der Handelsverkehr beschäftigt sich außer mit den genannten Fabrikaten mit Getreide, Produkten, Lumpen, Kolonial- und Materialwaren, Haus- und Küchengeräten etc. Nennenswert sind auch die Speditionsgeschäfte. Der Geschäftsumsatz der Reichsbanknebenstelle betrug 1884: 193 Mill. Mk., der der Kommunalständischen Bank 436 Mill. Mk. An Bildungs- und sonstigen Anstalten besitzt G. ein Gymnasium mit Realgymnasium, eine höhere Töchterschule mit Lehrerinnenseminar, ein Theater, ein Zuchthaus; auch bestehen dort eine Naturforschende Gesellschaft, die Oberlausitzer Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, mit Bibliothek und reichen Sammlungen, ein Gewerbeverein etc. Die städtischen Behörden zäh-^[folgende Seite]

^[Abb.: Wappen von Görlitz.]