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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Görlitzer Neiße - Gorodok.

len 2 Bürgermeister, 15 Stadträte und 60 Stadtverordnete. Sonst ist G. Sitz eines Landratsamts für den Landkreis G., eines Hauptsteueramts, eines Landgerichts (für die 10 Amtsgerichte zu G., Hoyerswerda, Lauban, Marklissa, Muskau, Niesky, Reichenbach, Rothenburg a. R., Ruhland und Seidenberg) und einer Handelskammer. G. hat Gas- und Wasserleitung, Kanalisation und eine Pferdebahn. Die nächste Umgegend von G. hat manches Interessante, z. B. den herrlichen Stadtpark mit einem Denkmal A. v. Humboldts, das Blockhaus, ebenfalls in Parkanlagen, im Frieden als Restauration dienend, mit herrlicher Aussicht auf das Iser- und Riesengebirge, dicht dabei eine Schillerbüste auf Marmorpastament (seit 10. Nov. 1859); ferner die 830 m lange, 36 m hohe und auf 34 Pfeilern ruhende Eisenbahnbrücke über das Neißethal und weiter den hohen Basaltkegel der Landeskrone (s. d.). - G., dessen Name entweder als Zgorzelice ("Brandstadt") erklärt, oder von gora ("Berg") abgeleitet wird, ist slawischen Ursprungs und erscheint zuerst um 1071 als Dorf (Gorelitz im Gau Milsen), indem König Heinrich IV. dem Stift Meißen Landbesitz schenkte. Im 12. Jahrh. erhielt es Stadtrecht und Mauern, trat 1346 zum Sechsstädtebund und war von 1377 bis 1396 unter Johann von G. Hauptstadt des Herzogtums G., eines Teils der Oberlausitz. 1429 ward die Stadt von den Hussiten vergeblich belagert und von Kaiser Siegmund dafür durch die Verleihung eines Wappens belohnt, das unter Karl V. seine jetzige Gestalt erhielt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie 1623 von den Schweden und Kaiserlichen abwechselnd, namentlich 1633 von Wallenstein mit Sturm genommen und mußte, von den Schweden seit 1639 besetzt, 1641 eine harte Belagerung durch die kaiserlich-kurfürstliche Armee aushalten. Längere Zeit war G. der Aufenthaltsort Karls XII. Im Gefecht bei Moys in der Nähe, 7. Sept. 1757, fiel General Winterfeld, dem am Holzberg ein Denkstein errichtet ist, und 1813 bei Markersdorf Duroc. Napoleon hatte 1813 in G. öfters sein Hauptquartier. Auf dem Gebiet friedlicher Entwickelung knüpft sich an G. unter anderm der Name des theosophischen Schusters Jakob Böhme, der hier lebte und starb. Vgl. Neumann, Geschichte von G. (Görl. 1850); "G. und seine Umgegend" (3. Aufl., das. 1883).

Görlitzer Neiße, s. Neiße 1).

Görlitzer Rechtsbuch, eine Bearbeitung des Sachsenspiegels. Es enthält abgekürzte Stücke aus dem Sachsenspiegel, besonders dem Lehnrecht. Die Arbeit entstand in Görlitz zu Anfang des 14. Jahrh. Einen Abdruck der in der Ratsbibliothek zu Görlitz befindlichen Handschrift besorgte zuerst Zepernick in seinen "Miszellaneen zum Lehnrecht" (1787), dann Gust. Köhler (Görl. 1838 u. 1841) und am besten Homeyer in seiner Ausgabe des Sachsenspiegels, Teil 2, Bd. 2 (Berl. 1844).

Gorm (G. der Alte), König von Dänemark, ein Nachkomme des Königs Sigurd Schlangenauge, Begründer des dänischen Staats, den er von den Inseln über Jütland und Blekinge ausdehnte. Der Sitz seines Königtums war Ledra in Seeland. Er war ein Anhänger der alten Götter und bedrückte die wenigen Christen, die seit Ansgars Missionsthätigkeit sich behauptet hatten, hart. G. mußte sich indes Heinrich I. von Deutschland unterwerfen, die dänische Mark abtreten und die christliche Mission in seinem Reiche gestatten. Er starb 936.

Görner, Karl August, Schauspieler und Bühnendichter, geb. 29. Jan. 1806 zu Berlin, Sohn eines Finanzbeamten, entfernte sich 1822 heimlich aus dem Elternhaus, um sich der Bühne zu widmen, und betrat diese zuerst in Stettin, dann in Köthen. Mit 18 Jahren Direktor einer eignen Gesellschaft, zog er mit dieser zwei Jahre lang umher, wurde dann 1827 am Hoftheater zu Strelitz engagiert, wo er es schließlich zum Oberregisseur brachte. 1848 begab er sich nach Breslau, von hier 1853 an das Friedrich-Wilhelmsstädter Theater in Berlin, übernahm 1855 die Leitung der Krollschen Bühne und ging 1857 nach Hamburg, wo er seitdem abwechselnd beim Thalia- und Stadttheater als Charakterspieler und Oberregisseur thätig war und 1882 sein 60jähriges Künstlerjubiläum feierte. Er starb 9. April 1884 in Hamburg. Sein erstes Bühnenstück: "Gärtner und Gärtnerin", wurde 1826 zu Freiberg aufgeführt. In dem darauf folgenden halben Jahrhundert hat er die deutsche Bühne mit ca. 150 Stücken beschenkt, von denen mehr als 100 in verschiedenen Sammlungen, wie: "Almanach dramatischer Bühnenspiele" (Bd. 1-4, Bresl. 1851-54; Bd. 5-9, Hamb. 1857-61; Bd. 10 u. 11, Altona 1866-68), "Lustspiele" (Hamb. 1856-72, 2 Bde.), "Possenspiele" (Altona 1862), "Deutsches Theater" (das. 1865 ff.) u. a., gedruckt sind. Zu den bekanntesten gehören: "Nichte und Tante", "Schwarzer Peter", "Englisch", "Ein glücklicher Familienvater", "Tantchen Unverzagt", "En passant", "Der geadelte Kaufmann", "Erziehung macht den Menschen", "Salz der Ehe" u. a. Als ein besonderes Genre bildete G. die Kinderkomödie aus ("Kindertheater", Berl. 1855, 6. Bdchn.) und belebte von neuem das alte dramatische Weihnachtsmärchen in seinen "Weihnachtsmärchen-Komödien" (Hamb. 1879 bis 1884, 18 Bdchn.). Außerdem veröffentlichte er den "Deklamator für öffentliche und Privatgesellschaften" (Hamb. 1864-70, 3 Bde.), "Konzert- und Gesellschaftsdeklamator" (Originalarbeiten, das. 1879, 9 Bdchn.) und den humoristischen Führer "Nach Helgoland und auf Helgoland" (6. Aufl., das. 1883).

Gornergletscher, s. Monte Rosa.

Gornji (Gorny, slaw.), in zusammengesetzten Ortsnamen oft vorkommend, bedeutet "Ober".

Gorochowez, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wladimir, am Einfluß der Mogilawka in die hier schiffbare Kljäsma und an der Eisenbahn von Moskau nach Nishnij Nowgorod, hat 6 Kirchen und ein Kloster, eine Glockengießerei und (1880) 2574 Einw., deren Haupterwerbszweig Obst- und Gemüsebau ist. Der dort gezogene Kohl ist unter dem Namen "krimscher Kohl" sehr gesucht; einen besondern Ruf hat auch der vorzügliche Zwirn, den die Frauen von G. spinnen.

Gorod (russ.), Burg, Stadt, häufig in Zusammensetzungen, z. B. Nowgorod. Vgl. Grad.

Gorodischtsche, Kreisstadt im russ. Gouvernement Pensa, hat 3 Kirchen, mehrere Fabriken (darunter eine Gußeisenfabrik) und (1881) 3207 Einw.

Goroditsche, Dorf im russ. Gouvernement Jekaterinoslaw, Kreis Slawjanoserbsk, mit 3298 Einw.; bemerkenswert durch seine reichhaltigen Anthracit- und Eisenerzlager, die besonders zu Anfang des 18. Jahrh. in großartigem Maßstab von den Altgläubigen, die dort zur Zeit der Verfolgungen eine Freistatt fanden, bearbeitet wurden.

Gorodnja, Kreisstadt im russ. Gouvernement Tschernigow, 57 km nordöstlich von der Stadt Tschernigow, an der Eisenbahn Libau-Romny, mit 3 Kirchen und (1880) 2473 Einw.

Gorodók, Kreisstadt im russ. Gouvernement Witebsk, an der Nestschedra und Goroshanka gelegen, hat eine griechisch-katholische und eine römisch-kath.