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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Grünspat; Grünspecht; Grünstadt; Grünstein; Grünten; Grünzling; Grunzochs; Grupp; Gruppe

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Grünspat - Gruppe.

lierter G.). Man benutzt G. in der Färberei und Zeugdruckerei, als Öl- und Wasserfarbe, zur Darstellung von Schweinfurter Grün und andern Kupferfarben, zur Bereitung von Glühwachs für die Feuervergoldung und von grünem Wachs, als Beizmittel bei Klauenseuche, gegen wildes Fleisch etc. Er ist, wie alle Kupfersalze, giftig, und das Einatmen von Grünspanstaub erzeugt einen sehr lästigen Zustand, der aber schnell durch Verschlucken eines Eßlöffels voll Zuckersirup oder Melasse beseitigt wird. - Der bei Benutzung von Kupfer- oder Messinggeräten auf diesen sich häufig bildende grüne Beschlag ist durchaus nicht immer G. (wie man ihn gewöhnlich bezeichnet), sondern meist ein basisches kohlensaures Kupferoxyd oder basisches Kupferchlorid etc.

Grünspat, s. v. w. Malakolith, s. Augit.

Grünspecht, s. Specht.

Grünstadt, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Frankenthal, 172 m ü. M., an den Linien Neustadt-Dürkheim-Monsheim und G.-Eisenberg der Pfälzischen Eisenbahn, hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Amtsgericht, eine Lateinschule, ein Waisenhaus, Steingut- und Lackfabriken, Feld-, Obst- und Weinbau und (1885) 3669 Einw., darunter 980 Katholiken und 254 Juden.

Grünstein, eine der ältern Geologie geläufige Bezeichnung namentlich dichter (aphanitischer) Gesteine, ehe die nähere Bestimmung der komponierenden Bestandteile gelang. So sind die ehemaligen Grünsteine namentlich den Dioriten und Diabasen, wohl aber auch dem Gabbro, Eklogit, Dolerit, Melaphyr zuzuzählen. Namen wie Grünsteinporphyr, Grünporphyr, Grünschiefer, Grünsteintuff, Grünsteinbreccie etc. sind selbstverständlich ebenfalls unhaltbar geworden.

Grünten, vielbesuchter Berg im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, bei Immenstadt, nahe am Alpsee, 1741 m hoch, mit großem Bergwirtshaus und zwei Hauptaussichtspunkten: der Hochwart und dem mit einem Vermessungssignal versehenen Nebelhorn (höchste Spitze). Die Aussicht erstreckt sich westlich über den Bodensee, die Appenzeller Alpen bis zum Berner Oberland, östlich bis zur Wettersteingruppe mit der Zugspitze; den Mittelgrund nimmt das freundliche Illerthal ein.

Grünzling, s. v. w. Ortolan, s. Ammer.

Grunzochs, s. Yak.

Grupp (ital. gruppo oder groppo, Klumpen, Pack Geld, insbesondere ein aus mehreren Geldrollen gebildetes, zur Versendung bestimmtes Paket.

Gruppe, in der bildenden Kunst eine Zusammenstellung mehrerer Gegenstände in der Art, daß sie das Auge auf einmal umfaßt, oder (nach Mengs) eine symmetrische Vereinigung mehrerer Figuren, die unter sich (zu einem Ganzen, d. h. zu einer Hauptvorstellung) verbunden sein müssen. Bei der Komposition einer G. ist darauf zu achten, daß die Hauptfigur als solche charakterisiert und nicht durch den Ausdruck oder die künstlerische Behandlung einer Nebenfigur in ihrer Wirkung beeinträchtigt wird. Hinsichtlich der Gruppierung, d. h. der Anordnung der einzelnen Teile zum Ganzen oder der Verbindung des Mannigfaltigen zur entsprechenden Einheit, unterschied die frühere Kunstlehre drei Musterformen: die der Weintraube, der Pyramide und des Kegels, je nachdem dieselbe in der äußersten Umgrenzung dem einen oder andern dieser Gegenstände ähnlich sieht. Doch sieht die moderne Kunst von solchen äußerlichen Vorschriften ab und bildet die Gruppen nach Grundsätzen innerer Entwickelung und mit Rücksicht auf die beabsichtigte Wirkung. Im engern Sinn heißt G. jedes plastische Werk, welches aus zwei oder mehreren Figuren besteht. Klassische Beispiele für die Pyramidenform der G. bieten die Gruppen des Laokoon und des Farnesischen Stiers (s. Tafel "Bildhauerkunst II", Fig. 8 u. 9). Auch die Vereinigung mehrerer Figuren in einem Tempelgiebel nennt man G. Wie sehr die moderne Plastik von den akademischen Regeln des Gruppenumrisses abweicht, zeigen die Gruppen von Begas und Carpeaux (s. Tafel "Bildhauerkunst X", Fig. 11 u. 15). - In der Geologie bezeichnet man mit G. teils Unterabteilungen der größern Formationen (Systeme), teils eine Mehrheit von Formationen (Systemen). In dem letztern Sinn, welcher nach der von dem internationalen Geologenkongreß adoptierten Nomenklatur allein mit der Bezeichnung G. zu verbinden ist, unterscheidet man die vier Formationsgruppen: archäische, paläozoische, mesozoische und neozoische. Für G. als ein der Formation untergeordneter Begriff würde nach dieser Vereinbarung vielmehr "Stufe", "Serie" oder "Abteilung" zu gebrauchen sein. Vgl. Geologische Formation. - Im parlamentarischen Leben ist G. Bezeichnung für eine kleinere Zahl von Parteigenossen im Gegensatz zu der größern "Fraktion" mit einer vollständigen Parteiorganisation. Gewöhnlich lehnt sich eine solche parlamentarische G. an eine größere Partei an, wie früher im deutschen Reichstag die G. "Löwe", die G. "Schauß-Völk", gegenwärtig die G. der deutschen Volkspartei.

Gruppe (nach dem ital. groppa), s. v. w. Kruppe (s. d.).

Gruppe, Otto Friedrich, Dichter und Schriftsteller, geb. 15. April 1804 zu Danzig, war anfangs für den Kaufmannsstand bestimmt, widmete sich aber später, nachdem er das Gymnasium seiner Vaterstadt besucht, zu Berlin philosophischen, naturwissenschaftlichen und altdeutschen Studien, lieferte Kunstberichte als ständiger Mitarbeiter an der "Allgemeinen Preußischen Staatszeitung" und ward 1835 Redakteur des Feuilletons derselben. Nachdem er 1842 und 1843 im Ministerium der geistlichen Angelegenheiten gearbeitet hatte, ward er 1844 zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät zu Berlin ernannt, wo selbst er insbesondere Logik und allgemeine Geschichte der Philosophie sowie Geschichte der griechischen Philosophie las. 1863 ward er ständiger Sekretär der königlichen Akademie der bildenden Künste, als welcher er 7. Jan. 1876 starb. G. war nach verschiedenen Richtungen hin litterarisch thätig. Unter seinen Schriften verdienen Auszeichnung: "Antäus, Briefwechsel über die spekulative Philosophie" (Berl. 1831), gegen die Hegelsche Philosophie gerichtet und im "Wendepunkt der Philosophie im 19. Jahrhundert" (das. 1834) weiter ausgeführt; "Ariadne, die tragische Kunst der Griechen" (das. 1834); "Die römische Elegie" (Leipz. 1838, 2 Bde.); "Über die Theogonie des Hesiod" (Berl. 1841); "Über die Fragmente des Archytas und der ältern Pythagoreer" (das. 1840); "Die kosmischen Systeme der Griechen" (das. 1851); "Gegenwart und Zukunft der Philosophie in Deutschland" (das. 1855); "Minos" (Leipz. 1859) und "Äakos" (Berl. 1872), in welch letztern Werken die Interpolationen in den römischen Dichtern (namentlich Horaz, Vergil, Ovid) behandelt werden. Als Dichter debütierte G. mit einem aristophanischen Lustspiel: "Die Winde von Absolutulus von Hegelingen" (1829), trat dann mit epischen Dichtungen hervor, von denen "Alboin" (Berl. 1829), "Königin Bertha" (das. 1848), "Theudelinde" (das.