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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Greif - Greifswald.

Greif, Martin, bekannter Dichter, geb. 18. Juni 1839 zu Speier, Sohn des Regierungsrats Max Frey (vormals Kabinettsrats des Königs Otto von Griechenland), der später nach München versetzt wurde, machte in letztgenannter Stadt seine Studien, trat dann in das bayrische Militär, wurde 1859 Offizier, nahm aber 1867, um ganz seiner Neigung zur schönen Litteratur folgen zu können, seinen Abschied und hat zur Zeit seinen Wohnsitz in München, von wo aus er Reisen nach England, Holland, Spanien, Dänemark, Italien etc. unternahm. Er veröffentlichte unter dem Namen G., den er seit 1882 mit landesherrlicher Bewilligung auch als bürgerlichen Namen führt: "Hans Sachs, dramatisches Gedicht" (1866); "Gedichte" (Stuttg. 1868, 4. Aufl. 1886); die Trauerspiele: "Corfiz Ulfeldt, der Reichshofmeister von Dänemark" (Münch. 1873; 2. Aufl., Wien 1876), "Nero" (das. 1876) und "Marino Falieri" (das. 1878); das Festspiel "Walthers Rückkehr in die Heimat" und das vaterländische Schauspiel "Prinz Eugen" (Kassel 1880). Eine Sammlung epischer Dichtungen von F. erschien unter dem Titel: "Deutsche Gedenkblätter" (Stuttg. 1875). Greifs lyrische Poesien zeichnen sich durch feine und tiefe Empfindung und Formgewandtheit gleich vorteilhaft aus; seinen Bühnendichtungen fehlt der eigentliche dramatische Nerv.

Greifenberg, 1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Stettin, an der Rega und an der Linie Altdamm-Kolberg der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine evangelische Pfarrkirche, ein Gymnasium, Ackerbau, Viehzucht, etwas Leinweberei und (1885) mit Garnison (2 Eskadrons Dragoner Nr. 3) 5636 meist evang. Einwohner. G. erhielt bereits 1262 Stadtrechte. Vgl. Riemann, Geschichte der Stadt G. (Greifenberg 1862). - 2) Badeort im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Landsberg, unweit des Ammersees, 5 km südlich vom Bahnhof Türkenfeld (Linie München-Buchloe-Lindau), hat ein Schloß mit schönem Garten, eine alkalische Stahlquelle mit Badeanstalt (Theresienbad) und (1885) 266 kath. Einwohner. Vgl. Schleiffer, Das Bad G. (Münch. 1863).

Greifeneier, s. Greif.

Greifenhagen, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Stettin, an der Reglitz (einem Oderarm) und der Linie Breslau-Stettin der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, 2 evang. Kirchen, eine Dampfschneidemühle, 3 Wassermühlen, Getreide- und Viehhandel, Fischerei, ausgedehnten Hausierhandel und (1885) 6603 meist evang. Einwohner. G. erhielt 1254 Stadtrecht.

Greifenklauen, Nashorn- oder Antilopenhörner, die, vielleicht ursprünglich Blasinstrumente oder Trinkgefäße, von Kreuzfahrern nach Europa gebracht und hier, mit Tierfüßen versehen, als Reliquienbehälter in Kirchen benutzt wurden. Derartige Dinge finden sich im Welfenmuseum in Hannover und in der Krypte des Braunschweiger Doms.

Greifenorden, mecklenburg-schwerin. Verdienstorden, gestiftet 15. Sept. 1884 vom Großherzog Friedrich Franz III., hat fünf Grade: Großkreuze, Großkomture, Komture, Ehrenkreuze und Ritterkreuze. Die Insignien der Großkreuze bestehen in einem rot emaillierten, goldgeränderten, achtspitzigen Kreuz, dessen goldener Mittelschild den schreitenden Greif zeigt, nebst einem achtspitzigen silbernen Bruststern mit dem obigen goldenen Mittelschild, auf dessen roter Email-Einfassung die Devise: "Altior adversis" steht; die Insignien des Großkomturkreuzes sind etwas kleiner, die Komture haben keinen Stern, die Ehrenkreuze keinen Ring an dem kleinen Kreuz, das Ritterkreuz ist noch kleiner. Das Band ist hellgelb mit roter Einfassung.

Greifensee, See im schweizer. Kanton Zürich, etwa 6 km lang und im Spiegel 439 m ü. M., 8,44 qkm groß, hat flache Ufer und fließt durch die Glatt zum Rhein ab. Infolge der geringen Tiefe (bis 34 m) friert er in strengern Wintern bald zu. Am Ostufer das Schloß G., im alten Zürichkrieg (1444) durch den Hauptmann Wildhans von Breiten-Landenberg heldenmütig gegen die Eidgenossen verteidigt. Nach der Übergabe wurde er nebst 70 seiner Mitkämpfer auf der Blutwiese bei Nänikon hingerichtet.

Greifenson von Hirschfeld, Samuel, s. Grimmelshausen.

Greifenstein, 1) Burgruine bei Blankenburg in der schwarzburg-rudolstädtischen Oberherrschaft, s. Blankenburg 2) und Art. "Burg", S. 652 (mit Grundriß von G.). - 2) Basaltkegel mit Burgruine bei Greiffenberg in Schlesien, s. Greiffenberg 1). - 3) Malerische Felsengruppe bei Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge, mit Gedächtnistafeln, oft besucht. - 4) Schloßruine bei Zabern (s. d.) im Elsaß.

Greiffenberg, 1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Löwenberg, 325 m ü. M., am Queis, Knotenpunkt der Linien Kohlfurt-Sorgau, G.-Friedeberg und G.-Löwenberg der Preußischen Staatsbahn, hat eine katholische und eine evang. Pfarrkirche (letztere in dem nahen Dorf Niederwiesa), ein Amtsgericht, Leinweberei und -Färberei, Garnhandel, Eisengießerei, Zigarrenfabrikation und (1885) 3307 meist evang. Einwohner. In der Nähe das Gut Greifenstein und auf einem 427 m hohen Berg die Ruinen der alten gleichnamigen Burg, nach welcher eine Herrschaft der Grafen Schaffgotsch benannt ist, zu welcher außer der Stadt G. noch das Dorf Flinsberg gehört. - 2) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Angermünde, an der Sarnitz und der Angermünde-Stralsunder Eisenbahn, mit (1885) 1415 evang. Einwohnern. Dabei eine Burgruine. - 3) S. Greifenberg.

Greifswald, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Stralsund, an der Linie Angermünde-Stralsund der Preußischen Staatsbahn und am schiffbaren Rykgraben, der 4 km unterhalb in den Greifswalder Bodden, einen Teil der Ostsee, mündet, hat meist breite und gerade Straßen und besonders am Marktplatz eine Anzahl sehr interessanter und schöner hoher Giebelhäuser. Unter den vier Kirchen (3 evangelische und eine katholische) sind die frühgotische Marienkirche (Backsteinhallenbau), die gotische Nikolaikirche wegen ihres kühnen Turms u. eines im J. 1883 hergestellten prachtvollen "Lutherfensters", die Jakobikirche wegen eines sehr alten Taufsteins bemerkenswert. Die Zahl der meist evang. Einwohner betrug 1885 mit Garnison (ein Inf.-Bat. Nr. 14) 20,333. An gewerblichen Etablissements hat G. eine bedeutende Eisenbahnwaggon- u. Maschinenfabrik, Eisengießereien, Fabrikation von Ketten und landwirtschaftlichen Maschinen, Schiffbau, Heringsräuchereien, Bergungsdampfschiffe mit Taucherapparat und ein Sol- und Moorbad. Der Seehandel ist lebhaft. G. besaß 1883: 40 Schiffe mit durchschnittlich 225 Registertons Raumgehalt. Der Hafen liegt beim Dorf Wyk, an der Mündung des Rykgrabens, wo sich auch ein See-^[folgende Seite]

^[Abb.: Wappen von Greifswald.]