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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gresley; Grieben; Griechenland; Grillparzer; Grimaldi; Grimm

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Gresley - Grimm.

Preise anschaffen soll, und in wieweit er bei einer Preisänderung seinen Bedarf einschränken muß oder noch ausdehnen darf. In gleicher Weise überlegt man bei einem einzelnen Gegenstand, ob er den geforderten Preis wert sei. Insofern tritt auch im wirklichen Leben ein Unterschied zwischen Preis und Wert in Erscheinung. Ebenso kann aber auch der Preis, den ein einzelner stellt, von demjenigen abweichen, zu welchem ein Gegenstand allgemein zu haben ist, dem Marktpreis oder Tauschwert. Oft hat man nur diese letztere Größe im Auge, wenn man sagt, daß ein Ding über seinen Wert bezahlt oder unter seinem Wert verkauft worden sei. Da nun aber die Wertschätzung nicht einfacher Natur, vielmehr oft eine sehr schwierige ist, so entbindet man sich gern derselben in allen denjenigen Fällen, in welchen bei gegebenem Marktpreis verschiedene Mengen gekauft werden, nimmt trotz dem, daß man bei sich änderndem Preise auch seine Nachfrage ändert, die Begriffe Wert und Preis als gleichbedeutend an und sagt, wenn der Marktpreis steigt oder sinkt, der Wert habe sich erhöht oder vermindert. Dagegen werden wir uns des Unterschiedes zwischen Wert und Marktpreis immer dann bewußt, wenn es sich darum handelt, ob zu dem gegebenen Preise überhaupt gekauft oder ob auf die Anschaffung verzichtet werden soll.

Vgl. Menger, Grundsätze der Volkswirtschaftslehre (Wien 1871); Jevons, Theory of political economy (3. Aufl., Lond. 1888); Walras, Éléments d'économie politique pure (2. Aufl., Lausanne 1889); Mannhardt, Mathematische Begründung der Volkswirtschaftslehre (Leipz. 1884); v. Wieser, Über den Ursprung und die Hauptgesetze des wirtschaftlichen Wertes (Wien 1884); Derselbe, Der natürliche Wert (das. 1889); v. Böhm-Bawerk, Kapital und Kapitalzins (Innsbr. 1884-89, 2 Bde.); Derselbe, Grundzüge der Theorie des wirtschaftlichen Güterwertes (»Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik«, 1886); Zuckerkandl, Zur Theorie des Preises (Leipz. 1889); Auspitz und Lieben, Untersuchungen über die Theorie des Preises (das. 1889); Lehr, Wert, G. und Preis (»Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik«, 1889).

Gresley, Henri François Xavier, franz. Kriegsminister, starb 2. Mai 1890 in Paris.

Grieben, Hermann, Dichter, Mitredakteur der »Kölnischen Zeitung«, starb 24. Sept. 1890 in Köln.

Griechenland. Die größten Städte des Landes sind nach der letzten Zählung vom 28. April 1889: Athen 107,251 Einw. (Zunahme seit 1879 um 69,24 Proz.), Piräeus 34,569 (Zunahme um 64,18 Proz.), Patras 33,539 (Zunahme um 31,56 Proz.), Hermupolis ca. 22,000, Korfu ca. 27,000, Tripolitsa 12,517, Pyrgos 12,647, Kalamata 11,000, Missolunghi 9476, Agrinion 7430, Megara 6249. Nach der letzten offiziellen Statistik hatte G. einen Viehstand von 108,361 Pferden, 164,000 Stück Rindvieh, 50,123 Maultieren, 106,208 Eseln, 3,464,954 Schafen und 2,510,970 Ziegen. Der Bergbau lieferte 1888: 123,435 Ton. Eisenerz, 14,543 T. silberhaltige Blei, 43,405 T. Galmei (die bisher genannten Erze in Laurion gewonnen), 1670 T. Schwefel (Milo), 17,500 T. Salz. 1888 wurden an Korinthen, dem Hauptartikel des griechischen Handels, 3,4 Mill. hl im Werte von 52,9 Mill. Drachmen geerntet und meist nach Großbritannien und Frankreich ausgeführt. Im Hafen von Piräeus betrug die Einfuhr 1889: 132⅔ Mill. Drachmen (1888 nur 109 Mill.), die Ausfuhr 107¾ Mill. (1888 nur 95⅔ Mill. Drachmen). Es liefen 1889: 8012 Schiffe (darunter 6970 griechische) von 1,894,825 Ton. ein und aus. Die deutsche Flagge war nur durch 2 Schiffe von 2016 T. vertreten. 1890 wurde die 45 km lange Eisenbahnlinie Missolunghi-Agrinion eröffnet. Im Bau begriffen sind folgende Linien: Athen-Theben-Larissa, 400 km lang, für Rechnung der Regierung von einer englischen Gesellschaft ausgeführt; belgische Gesellschaften bauen Myli-Kalamata, 185 km lang, und Karitena-Meligala, 100 km lang; ein Franzose baut auf Staatskosten eine von Patras aus ca. 30 km in das Innere führende Schmalspurbahn. Das Budget für 1890 ergab 93,967,720 Drachmen Einnahmen und 91,081,985 Drachmen Ausgaben. Die Staatsschuld betrug 1889: 669½ Mill. Drachmen. Die Eparchien, die Unterabteilungen der Nomen, sind nach Philippson vor einigen Jahren aufgehoben, neuerdings aber wenigstens für Wahlzwecke wiederhergestellt worden. - Über die Bevölkerung des alten G. vgl. Bevölkerungsgeschichte.

Geschichte. Ende Oktober 1890 fanden die Neuwahlen für die Kammer statt. Obwohl Trikupis in den 4 Jahren seiner Regierung die Finanzen, freilich nicht ohne Mehrbelastung durch Steuern, in bessern Zustand gebracht und die internationale Stellung Griechenlands durch weise Zurückhaltung wesentlich gehoben hatte, so strebten doch die Politiker der andern Parteien ungeduldig wieder zur Regierung zu gelangen und vereinigten sich unter Vertagung ihrer innern Streitigkeiten zur gemeinschaftlichen Bekämpfung des Ministeriums Trikupis bei den Wahlen. Mit Geschick beuteten sie die neuen Steuern und die an sich geringfügigen neuen Unruhen in Kreta aus, um Trikupis als Verräter an der hellenischen Idee zu brandmarken, und wirklich errangen sie einen entscheidenden Sieg. Nur 50 Anhänger des bisherigen Ministeriums wurden gewählt. Trikupis reichte sofort seine Entlassung ein, und Deligiannis wurde mit der Bildung eines neuen Kabinetts beauftragt, das Anfang November zu stande kam: Deligiannis übernahm den Vorsitz, das Innere und einstweilen den Krieg, Deligeorgis (Bruder des frühern Ministers) das Äußere, Karapanos die Finanzen, Zaimis die Justiz, Komunduros (Sohn des frühern Ministers) die Marine und Gerokostopulos Unterricht und Kultus. Die Kammer wurde 10. Nov. mit einer Thronrede eröffnet, welche vor allem die Absicht der Regierung, Gleichgewicht in die Finanzen zu bringen und die Verpflichtungen des Staates zu erfüllen, betonte. Das Budget für 1891 veranschlagte die Einnahmen auf 96,971,000, die Ausgaben auf 99,253,000 Drachmen, den Fehlbetrag also auf 282,000 Dr. Zum Bau der Eisenbahn von Athen nach Larissa wurde eine Anleihe von 45 Mill. aufgenommen.

Grillparzer, Franz, Dichter. Weitere Biographien schrieben Mahrenholtz (Leipz. 1890), Trabert (Wien 1890) und A. Fäulhammer (Graz 1890). Der erste Jahrgang des »Jahrbuchs der G.-Gesellschaft« erschien Wien 1891.

Grimaldi, Bernardo, ital. Staatsmann, wurde im Dezember 1890 abermals zum Finanzminister ernannt und zugleich mit der einstweiligen Verwaltung des Schatzministeriums beauftragt. Schon im Februar 1891 trat G. mit dem gesamten Kabinett Crispi wieder zurück.

Grimm, 2) Jakob, Philolog und Altertumsforscher. Der achte (Schluß-) Band seiner »Kleinern Schriften« erschien 1890. Die »Briefe von Jakob und Wilhelm G. an Georg Friedr. Benecke aus den Jahren 1808-29« wurden von W. Müller herausgegeben (Götting. 1889). Vgl. auch Mühlhausen, Geschichte des Grimmschen Wörterbuchs (Hamb. 1888).