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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Grindkraut; Grindwal; Grindwurzel; Gringore; Grinnell; Grinnellland; Grinsel; Grinsen; Grinzling; Griotte; Griphen; Grippe

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Grindkraut - Grippe.

delwaldgletscher, aus dessen prachtvollem Eisthor die durch den Schieferschlamm des Bergelbaches dunkel gefärbte Schwarze Lütschine hervorbricht, und der Untere Grindelwaldgletscher, dessen Mittelstück den Namen Eismeer führt. Beide sind zugänglich vom Hauptort Gydisdorf (1057 m ü. M.) aus. Das Thal zählt (1880) 3089 Einw. deutscher Zunge und protestantischer Konfession; es wird neuerdings wegen seiner geschützten Lage und des verhältnismäßig milden Klimas sogar als Winterkurort empfohlen. Vgl. Äby, v. Fellenberg und Gerwer, Das Hochgebirge von G. (Koblenz 1865); Bandlin, G. als Winterkurort (Bern 1875).

Grindkraut, s. Senecio.

Grindwal, s. Delphine.

Grindwurzel, s. Rumex.

Gringore (spr. gränggor, auch Gringoire), Pierre, franz. Dichter, geb. 1475 zu Caen, durchstreifte Europa, besonders Italien, ließ sich ca. 1502 in Paris nieder und trat der Gesellschaft der Enfants-sans-soucy bei, einer Art Karnevalsgesellschaft, die zur Darstellung von Possen (sotties) privilegiert war, und in welcher G. nächst dem Narrenkönig die Hauptperson (mère-sotte) darstellte und die Funktionen eines Regisseurs und Theaterdichters versah. Als solcher dichtete er nach und nach eine Menge teils allegorischer, teils politischer Possenspiele, die ungeheuern Beifall fanden, z. B. "Les folles entreprises", "Les abuz du monde" etc., und die Gedichte: "L'entreprise des Vénitiens", "La chasse du cerf des cerfs" (Anspielung auf den Papst, der sich servus servorum nannte), voll beißenden Spottes auf die vornehmsten Personen, vorzüglich auf die Feinde Ludwigs XII. Die interessanteste und wichtigste aller seiner Possen ist aber die zur Fastnacht 1511 in den Hallen von Paris (der Bühne der Enfants-sans-soucy) aufgeführte Sottie "Jeu et sothie du Prince des Sotz", die gegen den Papst Julius II. gerichtet war, und an der Ludwig XII. mitgearbeitet haben soll. An demselben Tag gab er die "Moralité de l'Homme obstiné" (der Papst) und die zotige "Farce de dire et de faire". Hier zeigten sich seine lebhafte, witzige Natur, sein trockner Humor und seine Formgewandtheit aufs glänzendste. Nach Ludwigs Tod zog G. nach Lothringen, dichtete nur noch für kirchliche Zwecke und starb 1547 als Waffenherold des Herzogs von Lothringen. G. ist die Hauptfigur in einem Lustspiel Banvilles (1866). Seine Werke wurden von Héricault und Montaiglon (Par. 1858 ff., 4 Bde.) herausgegeben. Vgl. Picot, Pierre G. et les comédiens italiens sous François I (Par. 1878).

Grinnell, Henry, bekannt durch seine freigebige Unterstützung arktischer Forschungen, geb. 1799 zu New Bedford in Massachusetts, siedelte 1828 nach New York über, wo er als Reeder und Kaufmann zu Reichtum und hohem Ansehen gelangte. Dabei nahm er lebhaften Anteil an wissenschaftlichen Bestrebungen und suchte diese nach Kräften zu fördern. So rüstete er auf eigne Kosten das Schiff aus, das 1850 unter de Havens Kommando zur Aufsuchung Franklins ausging, und trug zum großen Teil auch die Kosten der Kaneschen Polarreise von 1853 bis 1855 sowie der spätern amerikanischen Expeditionen unter de Hayes und Hall. Zum ersten Präsidenten der Amerikanischen Geographischen Gesellschaft ernannt, starb G. 30. Juni 1874 in New York.

Grinnellland, Land im arkt. Amerika, nördlich vom Smithsund (bis 81° 35' nördl. Br.), wurde 1854 von Kane entdeckt und nach dem Nordamerikaner Henry Grinnell (s. d.) benannt. Südwestlicher, unter 77° nördl. Br. am Nordende der Wellingtonstraße, liegt die Grinnellinsel, welche 1850 von de Haven entdeckt wurde. S. Karte "Nordpolarländer".

Grinsel, s. Kimme.

Grinsen, s. Lachen.

Grinzling, s. v. w. Grünfink.

Griotte (Weichselmarmor), ein flaseriges Gestein, besteht aus rotbraunem oder rötlichem Thonschiefer mit Einlagerungen von größern, linsenförmigen, grauen oder gelblichen Kalkmassen, welche oft Cephalopoden (Clymenia, Goniatiten, Orthoceras) enthalten. Derartiger Marmor findet sich bei Sarrancolin in den Pyrenäen und wird zu Bagnères de Bigorre zu Ornamenten verarbeitet. Bei dem Kampaner Marmor aus dem Kampanerthal sind die Thonschieferlager grünlich, während die Kalknieren rot oder weiß sind. Caune bei Narbonne liefert den G. d'Italie von schön feuerroter Farbe mit ovalen, hellern Flocken und schwarzen Spirallinien, die von Muscheln herrühren. Dahin gehören auch Rouge sanguin und Beau Languedoc aus der obern Garonne im Hérault.

Griphen (griech., "Netze"), bei den Griechen in metaphorischem Sinn eine Gattung gleich Netzen ausgeworfener verfänglicher Rätsel in gebundener oder ungebundener Rede, nicht ohne Ähnlichkeit mit den französischen Calembourgs. Ein bekannter Griphos ist der von Klearch angeführte: "Ein Mann, der zugleich kein Mann war, sah einen Vogel, der kein Vogel war, auf einem Holz, das kein Holz war, sitzen und tötete ihn mit einem Stein, der kein Stein war", d. h.: Ein Verschnittener sah eine Fledermaus auf einer Narthexstaude und tötete sie durch einen Bimssteinwurf.

Grippe (Schnupfenfieber, epidemischer Schnupfen, ital. Influênza), die in epidemischer Verbreitung meist im Herbst und Frühjahr, jedoch auch zu andern Jahreszeiten auftretende schwerere Form des Bronchialkatarrhs, welche sich hauptsächlich durch Husten und Schnupfen, schwere Symptome von seiten des Magens und Darmkanals, ganz besonders aber durch Fieber und tiefe Störung des allgemeinen Befindens charakterisiert. Beim Beginn der Krankheit stellt sich oft schon Erbrechen oder Durchfall ein mit heftigen Kopfschmerzen in der Stirngegend, großer Mattigkeit, ziehenden Schmerzen in den Gliedern und im Rücken, trocknem, kurzem Husten, Schlaflosigkeit und Mangel an Eßlust. Selbst Delirien können dabei auftreten. Das Nervensystem ist oft so sehr ergriffen, daß ein Nervenfieber oder eine Gehirnentzündung ausbrechen zu wollen scheint. Die Dauer der Krankheit ist in der Regel 8-14 Tage; die Genesung aber schleppt sich oft ungewöhnlich lange hinaus, und die Kranken klagen noch längere Zeit über Schwäche und Kraftlosigkeit. Namentlich ist dies bei alten Leuten der Fall, bei welchen überhaupt die G. häufig einen sehr gefährlichen Charakter annimmt. Die Behandlung der G. beschränkt sich in der Regel auf gleichmäßige Wärme und einfache Diät. Die Kranken liegen am besten zu Bett, um sobald wie möglich in einen gelinden Schweiß zu kommen, welcher durch reichliches Getränk unterhalten werden kann. Ist der Husten heftig, so dienen beruhigende Mittel. Bei alten Leuten darf aber die Diät nicht zu knapp sein; im Gegenteil muß man durch Darreichung von kräftiger Fleischbrühe, starkem Wein u. dgl. die Kräfte des Patienten möglichst zu erhalten suchen. Stockt der Auswurf, so bedarf es eines kräftigen Brechmittels, um denselben zu entfernen, was auch bei Kin-^[folgende Seite]