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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Gropius; Gros; Grosse

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Gropius - Grosse.

Gropius, 1) Martin Karl Philipp, Architekt, geb. 11. Aug. 1824 zu Berlin, besuchte das Gewerbeinstitut und die Bauakademie, wo er durch persönliche Anregungen von Schinkel sehr gefördert und durch Böttichers »Tektonik der Hellenen« in das Wesen der griechischen Baukunst eingeführt wurde. Nachher machte er Studienreisen in Frankreich, Italien, England und Griechenland, war eine Zeit lang Lehrer an der Bauakademie, dann wieder Privatarchitekt und führte, großenteils mit dem Architekten Schmieden, zahlreiche Privatgebäude zu Berlin in dem klassischen Stil Schinkels aus, z. B. Heesesche Villa in der Nähe des Lützower Ufers, das Mendelssohnsche, Bendemannsche, Grunersche und Lessingsche Haus, die Villa Bleichröder in Charlottenburg. Im Privatbau suchte er mehrstöckige Gebäude als ein Ganzes zu behandeln und das abschließende Gesims auf das Ganze zu setzen und danach die ganze Dekoration der Fassade einzurichten. Die bedeutendsten seiner öffentlichen Gebäude sind: das musterhafte städtische Krankenhaus im Friedrichshain, das Militärkrankenhaus in Tempelhof, das Bankgebäude des Berliner Kassenvereins und das Gebäude der Handelsgesellschaft; außerhalb Berlins: die Universität in Kiel (1878-76), das Krankenhaus in Wiesbaden und die Irrenanstalt in Neustadt-Eberswalde. In seinen Bauten herrscht kein großer Reichtum an Erfindung, aber ein feiner Schönheitssinn und eine große Klarheit. Als Ritter mehrerer Orden, Mitglied der Akademie in Berlin, Direktor der dortigen Kunstschule, Ehrenmitglied der Akademie in Wien und der Archäologischen Gesellschaft in Amsterdam starb er 24. Dez. 1880 zu Berlin.

2) Paul, Dekorationsmaler, geb. 1. Sept. 1821 zu Berlin, Sohn des bekannten Dekorationsmalers Karl Wilhelm G. (gest. 1870), der ihn in seinem Fach ausbildete und zum Erben und Nachfolger seiner Bestrebungen bestimmte. Von 1841 an arbeitete er in des Vaters Atelier, machte 1844 und 1846 Studienreisen in Italien, Frankreich und der Schweiz, wurde dann Teilnehmer an der Anstalt seines Vaters und trat nach Pensionierung desselben ↔ 1868 als selbständiger Theaterdekorationsmaler in königlichen Dienst.

Gros (spr. groh), Lucien Alphonse, franz. Genremaler, geboren zu Wesserling im Elsaß, Schüler von Meissonier, malt in dessen Weise energisch behandelte, charaktervolle Genrebilder von tüchtigem Kolorit, z. B.: das Unheil des Kriegs, die Verschwörer gegen Mazarin, das Innere eines Bauernhauses, eine Porträtsitzung. Er lebt meistens in Poissy (Seine-et-Oise).

Grosse, Franz Theodor, Historienmaler, geb. 23. April 1829 zu Dresden, erlernte von 1843 an auf der dortigen Akademie zunächst die Bildhauerkunst, bis er 1847 durch Bendemann zur Malerei geführt wurde, worin er so rasche Fortschritte machte, daß schon sein Erstlingswerk, Leda mit dem Schwan (1852), für die Dresdener Gallerie erworben wurde. Nachdem er dann seinem Lehrer bei den stereochromischen Wandbildern im Schloß zu Dresden behülflich gewesen, malte er selbständig Deckenbilder en grisaille im dortigen Museum und 1855-58 enkaustische Wandbilder im Graf Solmsschen Schloß Wildenfels an der Mulde, in denen er die geistlichen und weltlichen Tugenden nebst Scenen aus der Geschichte des gräflichen Hauses darstellte, eine Arbeit, die ihm das große Reisestipendium der Akademie einbrachte, so daß er 1858 nach Florenz ging, wo er die alten Meister des 15. Jahrh., und 1859 nach Rom, wo er Raffaels Werke studierte und in Verkehr mit Cornelius trat. Dort entstand auch sein schönstes Ölbild: der Besuch der drei Engel bei Abraham, in welchem, wie in allen seinen Arbeiten, das zeichnende und plastische Element die koloristische Richtung überwiegt. Bald nach seiner Rückkehr trug er bei der Konkurrenz für die Ausmalung der Loggien des Leipziger Museums den Sieg davon und schuf 1864-71 dieses sein Hauptwerk, worin er in drei Kuppeln und ihren Nebenfeldern das Walten göttlicher Schöpferkraft darstellte, wie es sich in den Schöpfungsgeschichten der antiken und der christlichen Welt ausprägt und in der Thätigkeit der bildenden Menschenkunst reflektiert. (Die Kartons photographiert, mit Text von Max Jordan.) Während der

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 220.