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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Groß-Gemeinden – Großherzog

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Großfußhühner'

ter u. s. w. oder in heißen, von der Sonne durchglühten Sand legen und dieselben sich selbst überlassen. Die Jungen können zum Teil sofort, nachdem sie aus dem Ei gekrochen sind, fliegen, was die Systematik besonders der Gattung Megapodius sehr erschwert. Eine der am besten gekannten Arten, Lathams Talegalla- oder Buschhuhn (Megapodius Lathami Gray., s. Tafel: Hühnervögel II, Fig. 10), ist 66 cm lang, oben dunkelbraun, unten heller mit Grau gebändert, mit nacktem, rotem Kopf und Hals, und bewohnt Australien. Dasselbe ist bereits mehrfach in europ. Tiergärten gelangt und dort gezüchtet. Seine Haltung entspricht der der Fasanen. Hierher gehört auch das Hammerhuhn (Megacephalon maleo Temm.) mit einem großen kahlen, aus schwammiger Knochensubstanz bestehenden Höcker auf dem Kopfe.

Groß-Gemeinden werden seit 1891 diejenigen Marktflecken und Dörfer in Ungarn genannt, welche ein selbständiges Gemeindenotariatsamt haben. Die einem Kreisnotariatsamt zugeteilten Gemeinden heißen Klein-Gemeinden.

Großgerau. 1) Kreis in der hess. Provinz Starkenburg, hat 449,5 qkm, (1890) 41412 (20372 männl., 21040 weibl.) E., 5 Städte und 26 Landgemeinden. –

2) Hauptstadt des Kreises G., im sog. Ried, an der Schwarzbach und den Linien Mainz-Darmstadt und Frankfurt-Mannheim (Station Dornberg-G.) der Hess. Ludwigsbahn (2 Bahnhöfe), Sitz des Kreisamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Darmstadt), Kreisbau- und Rentamtes, hat (1890) 3692 E., darunter 188 Katholiken und 134 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, evang. Kirche, kath. Betsaal, Rathaus (1578), Kranken- und Siechenhaus, Sparkasse; eine Zucker-, zwei Ölfabriken und drei Brennereien.

Großgewerbe, s. Fabrik und Großbetrieb.

Großglockner, s. Glockner.

Großglocknerbahn, die auf den Großglockner (s. Glockner) geplante Eisenbahn. Dieselbe (32 km lang) soll schmalspurig von der Station Bruck-Fusch der Kaiserin Elisabethbahn abzweigen und im Fuscherthale als Reibungsbahn ausgebaut werden. Die eigentliche Bergbahn mit Zahnradbetrieb würde erst bei der Vögelalpe (1190 m) im Farleitenthale beginnen und mittels eines Tunnels von 2,4 m (Anmerkung des Editors: wahrscheinlich: 2,4 km ) Länge durch den Gletscher der Pfandelscharte am Glocknerhause vorbei bis zur Hoffmannshütte an der Pasterze (2466 m) führen. Von etwa 30 km an verbietet sich wegen der Lawinen und Gletscherabstürze eine oberirdische Führung der Bahn; ein steiler Tunnel von 900 m Länge soll daher eine Seilbahn aufnehmen, welche die Reisenden bis in die Höhe der «Erzherzog Johann-Hütte» bringen würde. Später soll die Bahnlinie bis zum Kaiserkreuz auf den Gipfel des Großglockner fortgesetzt werden.

Großglogau, s. Glogau.

Großgörschen, Dorf im preuß. Reg.-Bez. und Kreis Merseburg, südlich von Lützen, hat (1890) 528 E., Postagentur, Fernsprechverbindung, Denkmal des Prinzen Leopold von Hessen-Homburg auf dem Marktplatze und ist bekannt durch die Schlacht vom 2. Mai 1813, die man jedoch, wiewohl weniger richtig, nach der nahe gelegenen Stadt Lützen (s. d.) zu benennen pflegt.

Großgriechenland (grch. hě megálě Hellás; lat. Graecia Magna oder Major), eine zu unbekannter Zeit aufgekommene Bezeichnung des südl. Italiens, soweit es von griech. Ansiedlern ↔ (Italioten) bewohnt war. Der Umfang und die Ausdehnung dieser Benennung ist ziemlich schwankend. Vorzugsweise scheint man die am Tarentinischen Meerbusen und zunächst südlich und südwestlich davon gelegenen griech. Pflanzstädte Tarent, Metapont, Heraklea (am Siris), Kroton, Kaulonia, Lokri und Rhegion darunter verstanden zu haben. Dann wurden aber auch die Städte an der Westküste, wie Neapolis, Kyme (Cumä), Poseidonia (Pästum) u. a., und überhaupt alle griech. Pflanzstädte des südl. Italien darunter begriffen; auch auf die griech. Kolonien auf Sicilien wurde der Name G. von einigen ausgedehnt. Die älteste unter den Kolonien war Kyme, dessen Gründung (von Euböa aus) um das Jahr 1050 v. Chr. gesetzt wird. Von den übrigen sind die meisten seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrh. v. Chr. gegründet worden, und zwar waren die Gründer teils Dorier von Sparta (Tarent), Korinth (Syrakus) und Megara (das sicil. Megara), teils Ionier von Euböa (außer Kyme noch Neapolis, Dikäarchia, Rhegion, Naxos auf Sicilien u. a.), teils peloponnes. Achäer (Kroton, Sybaris, Metapont u. a.), teils ozolische Lokrer (Lokri). Nicht wenige dieser Pflanzstädte gründeten wieder neue Ansiedelungen. Abgesehen von Sicilien, sank die Kraft der Griechen Unteritaliens seit der Zerstörung von Sybaris (510 v. Chr.) durch Kroton. Seitdem wurden allmählich die italischen Stämme der Sabeller. besonders die Lucaner und Bruttier, auf sehr vielen Stellen des Griechentums Meister. Seit der Unterwerfung Unteritaliens durch die Römer (270 v. Chr.) drang mehr und mehr das röm. Element ein, doch erhielt sich daneben das griechische in Sprache und Sitte bis in die röm. Kaiserzeit, in Neapel noch bis auf Justinian I. Die byzant. Herrschaft gab bis zum 11. Jahrh. dem Griechentum in Apulien und Calabrien noch einmal einen, dann durch Araber und Normannen wieder verwischten Aufschwung. – Vgl. Lenormant, La grande Grèce (2. Aufl., 3 Bde., Par. 1882–84).

Großhandel, s. En gros und Großbetrieb.

Großhandelsgenossenschaft, s. Centralgenossenschaft.

Groß-Hartmannsdorf, Dorf der Amtshauptmannschaft Freiberg der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, südlich von Freiberg, an der Nebenlinie Freiberg-G. (16,8 km) der Sächs. Staatsbahnen, hat (1890) 2228 meist evang. E., Post, Telegraph, schöne Kirche; Cigarren- und Cementsteinfabrikation, Maschinenstrickerei, Weberei, Stuhlbauerei, Ziegelei, Torfgräberei, drei Teiche mit Karpfenzucht, ferner ein Rittergut mit Brennerei und Brauerei.

Großheringen, Dorf im Verwaltungsbezirk Apolda des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, am Einfluß der Ilm in die Saale und an der Linie Halle-Bebra und der Nebenlinie Straußfurt-G. (52,8 km) der Preuß. Staatsbahnen sowie an der Linie G.-Saalfeld (74,7 km) der Saalbahn, hat (1890) 467 evang. E., Post, Telegraph, Gemüsepräservenfabrik und Kunstmühle.

Großherr, s. Padischah.

Großherzog, Titel für souveräne Fürsten, welche völkerrechtlich im Range zwischen den Königen und Herzögen stehen; sie führen das Prädikat Königliche Hoheit. Der Herzog von Florenz, Cosimo I. de’ Medici, war der erste Regent, der sich 1. Sept. 1569 von Papst Pius V. den Titel G. verleihen ließ, ohne jedoch dafür die kaiserl. Bestäti-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 472.