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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Guidiccioni; Guido; Guidon; Guidonische Hand; Guidonische Silben; Guido Reni; Guido von Arezzo; Guienne

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Guidiccioni - Guienne.

Eine Gesamtausgabe seiner lyrischen Gedichte mit Biographie besorgte Crescimbeni (Vened. 1751; neue Ausg., Pisa 1821).

2) Giovanni Gualberto, Musikalienverleger, geb. 1817 zu Florenz, war als Jüngling Kontrabassist in der Kapelle des Großherzogs von Toscana und begründete 1844 eine namentlich durch die Veröffentlichung der Partituren klassischer Kammermusikwerke berühmt gewordene Verlagshandlung. Daneben rief er 1853 die Musikzeitung "Boccherini" ins Leben sowie 1861 in Gemeinschaft mit Basevi (s. d.) die für die Entwickelung der musikalischen Zustände Italiens hochwichtig gewordene Società del Quartetto.

3) Tommaso, Maler, s. Masaccio.

Guidiccioni (spr. guiditschoni), Giovanni, ital. Dichter, geb. 25. Febr. 1500 zu Lucca, lebte in seiner Jugend am Hof des Kardinals Farnese, des nachmaligen Papstes Paul III., nach dessen Erhebung zum Pontifikat er zum Bischof von Fossombrone ernannt und mit den wichtigsten Staatsgeschäften, einige Zeit auch mit der Nunziatur bei Karl V. betraut ward. Im J. 1539 zum Präsidenten der Romagna, dann zum Generalkommissar der päpstlichen Armee, endlich zum Gouverneur der Marken ernannt, starb er 1541 in Macerata. Seine Werke bestehen in lyrischen Gedichten ("Rime", 1567) und Briefen und zeichnen sich neben eleganter Diktion besonders durch die patriotischen Gesinnungen aus, welche sie beleben; sein dichterisches Vorbild war Petrarca. Eine neue vollständige Ausgabe seiner Werke besorgte Minutoli (Flor. 1867, 2 Bde.). Vgl. Rota, Della vita e delle opere di Giovanni G. (Bergamo 1753).

Guido (spr. ghido oder guido), ursprünglich langobardische, dann italienische Form des altdeutschen Mannesnamens Wito ("Holz-, Waldmann"). Merkwürdige Träger dieses Namens sind:

1) G. (III.), Herzog von Spoleto, Sohn Lamberts I., gelangte 880 zur Herrschaft über Spoleto und Camerino. Da er öfters räuberische Einfälle in das römische Gebiet machte, suchte Papst Johann VIII. mehrmals bei den fränkischen Kaisern um Hilfe gegen ihn nach. Karl der Dicke erklärte G. 883 in die Acht, versöhnte sich aber im folgenden Jahr mit ihm. Papst Stephan V. nahm ihn 885 an Sohnes Statt an, besiegte mit seiner Hilfe die Sarazenen am Garigliano und gestattete ihm, sich der Fürstentümer Capua und Benevent zu bemächtigen. Vom Erzbischof Fulco von Reims gerufen, ging G. nach Karls des Dicken Tod (888) nach Frankreich und ließ sich vom Bischof von Langres die Königskrone aufsetzen, kehrte aber, da er gar keinen Anhang hatte, nach Italien zurück, um seinem alten Feind Berengar, Herzog von Friaul, die eben empfangene Krone von Italien streitig zu machen. Er siegte bei Piacenza, berief hierauf einen Reichstag der italienischen Bischöfe nach Pavia und ließ sich hier 889 zum König von Italien krönen; Papst Stephan V. verlieh ihm 21. Febr. 891 zu Rom die Kaiserkrone. Berengar rief gegen ihn den deutschen König Arnulf zu Hilfe, der 894 in Oberitalien einfiel. G. mußte sich zurückziehen und starb 894 an einem Blutsturz.

2) G. von Lusignan, König von Jerusalem, aus einem alten Dynastengeschlecht in Poitou, heiratete die verwitwete Markgräfin von Montferrat, Sybille, Tochter des Königs Amalrich von Jerusalem, und wurde infolgedessen 1182 Stellvertreter seines erblindeten Schwagers Balduin IV. von Jerusalem. Als er sich aber in dem Kampf gegen Saladin völlig unfähig bewies, entsetzte ihn Balduin des Oberbefehls über die Armee, vererbte 1184 die Krone auf Guidos unmündigen Stiefsohn Balduin von Montferrat und bestellte den Grafen Raimund von Tripolis zum Vormund desselben. Da indes der junge König 1186 plötzlich starb, ward G. doch durch die Umtriebe seiner Gemahlin König. Als bald darauf 1187 Saladin, durch einen übermütigen Friedensbruch von seiten christlicher Ritter gereizt, das Königreich Jerusalem mit Krieg überzog, sammelte G. das Christenheer im Lager zu Sephoria und lieferte 5. Juli d. J. auf der Ebene von Hittin Saladin eine Schlacht, die mit der völligen Niederlage und der Gefangennahme Guidos endigte. Wieder freigelassen, suchte er sich in Tripolis eine neue Herrschaft zu gründen und befehligte bei Beginn des dritten Kreuzzugs das christliche Heer vor Akka. Das Königreich Jerusalem, das ihm sein Schwager, Markgraf Konrad von Montferrat, streitig machte, trat er 1193 einem Neffen des Königs Richard Löwenherz, Grafen Heinrich von Champagne, gegen das Königreich Cypern ab. Er starb 1195, der Stifter eines neuen christlichen Königreichs, das sein Bruder Amalrich von ihm erbte, und das bis 1473 unter dessen Nachkommen fortbestand. Ein Sprößling aus diesem cyprischen Königsgeschlecht, gleichfalls G. von Lusignan genannt, kam in seiner Kindheit als Geisel 1310 nach Armenien und erhielt nach mancherlei Schicksalen 1343 die Krone dieses Reichs, welche seine Nachkommen bis 1375 behaupteten. Vgl. Herquet, Cyprische Königsgestalten des Hauses Lusignan (Halle 1881.)

Guidon (franz., spr. ghidóng), ehemals s. v. w. Standarte; Signal- oder Absteckfähnchen; auch Hinweisungszeichen (F ^[img]) auf einen ausgelassenen Satz (beim Schreiben); in der Notenschrift s. v. w. Kustos (s. d.).

Guidonische Hand, s. Harmonische Hand.

Guidonische Silben, s. Guido von Arezzo und Solmisation.

Guido Reni (spr. guido), Maler, s. Reni.

Guido von Arezzo (lat. Aretinus), Musikschriftsteller, geboren um 990 zu Arezzo, wurde Mönch des Benediktinerklosters zu Pomposa, unweit Ferrara, mußte, nachdem seine musikalischen Neuerungen hier Anstoß erregt, im Benediktinerkloster seiner Vaterstadt eine Zuflucht suchen, fand später mit der von ihm erfundenen Gesanglehrmethode und Notenschrift (s. Musik, Geschichte) allgemeinen Beifall, selbst bei dem Papst Johann XIX. (1024-33), und ist mutmaßlich 17. Mai 1050 als Prior des Kamaldulenserklosters Avellana gestorben. Seine Schriften wurden zuerst 1784 durch den Fürstabt Gerbert von Hornau (s. d.) ans Tageslicht gebracht. Vgl. Angeloni, Sopra la vita, le opere ed il sapere di G. (Par. 1811); Kiesewetter, G. v. A. (Leipz. 1840); Langhans, G. v. A. (in Mendels "Musikalischem Konversationslexikon", Bd. 4); Falchi, Studii su Guido Monaco (Flor. 1882).

Guienne (spr. ghi-enn, Guyenne), alte Provinz Frankreichs, grenzte an Saintonge, Aunis, Angoumois, Limousin, Auvergne, Languedoc, Gascogne und das Atlantische Meer, umfaßte die Landschaften Agenais, Basadais, Bordelais, Périgord, Quercy und Rouergue mit zusammen 40,925 qkm (743 QM.) und bildet jetzt hauptsächlich die Departements Gironde, Dordogne, Lot, Aveyron, Lot-et-Garonne und Tarn-et-Garonne. Die Hauptstadt war Bordeaux. - In Bezug auf die frühere Geschichte von G. bis zum 10. Jahrh. verweisen wir auf Aquitanien, von welchem Namen G. eine Verstümmelung ist, die im 10. Jahrh. aufkam. Die Herzöge von G. residierten meist in Bordeaux und hatten, obgleich