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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Guy; Guyenne; Guyet; Guyon; Guyot; Guz; Güzelhissar; Guzerat; Guzmán

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Guy - Guzmán.

zahlreicher evangelischer Traktate und durch ausgedehnte Reisen zu ihrer Verbreitung und zur Bekehrung der Chinesen; vgl. "Journal of three voyages along the coast of China in 1831, 1832 and 1833" (hrsg. von Ellis, Lond. 1834; deutsch, Basel 1835). Für Heranbildung von Chinesen zu Predigern gründete G. 1844 in Hongkong den "Christlichen Verein zur Verbreitung des Evangeliums". Abgesehen von belehrenden Schriften in chinesischer Sprache, schrieb er: "Geschichte des chinesischen Reichs von den ältesten Zeiten bis zum Frieden von Nangking" (hrsg. von Neumann, Stuttg. 1847); "China opened" (Lond. 1838, 2 Bde.); "The life of Tao-Kuang" (das. 1851; deutsch, Leipz. 1852). G. starb 9. Aug. 1851 in Hongkong nach der Rückkehr von einer Reise nach England und Deutschland, wo er für seine Sache mit Erfolg gewirkt hatte. (Vgl. Gützlaffs Vorträge: "Die Mission in China", Berl. 1850, und "Gützlaffs Bericht seiner Reise von China nach England etc.", Kassel 1851). Sein chinesischer Verein, in welchen auch unreine Elemente Zugang gefunden hatten, zerfiel jetzt gänzlich, und das Edikt, welches christlichen Sendboten in China den lang ersehnten Schutz gewährt, datiert erst vom 30. Juni, bez. 9. Okt. 1875.

Guy (spr. ghei), engl. Taufname, s. v. w. Guido, Veit; dann ein lächerlich angezogener, überputzter Mensch, von der Figur des G. Fawkes (s. d.) hergenommen.

Guyenne, Provinz, s. Guienne.

Guyet (spr. ghijä), François, franz. Philolog, geb. 1575 zu Angers aus einer vornehmen, aber armen Familie, kam 1599 nach Paris, war zweimal (das zweite Mal als Erzieher des nachmaligen Kardinals von La Valette) in Rom, lebte hierauf zurückgezogen, als Genosse von de Thou, Dupuy und Ménage, ein wahres Gelehrtenleben im College de Bourgogne und starb 12. April 1655 in Paris. G. überragt als kühner, aber auch genialer Kritiker die meisten seiner zeitgenössischen Landsleute. Seine Arbeiten erschienen alle erst nach seinem Tod; so die Noten zu Terenz (hrsg. von Böcler, Straßb. 1657), die zu Hesiod in Grävius' Ausgabe (Amsterd. 1667), die zu Hesychios in der Leidener Ausgabe von 1668, die zu Statius in der Ausgabe von Marolles, die zu Lukian in Le Clercs Ausgabe von 1687 und die zu Lucanus in der Leidener Ausgabe von 1728. Vgl. Uri, François G. (Par. 1886).

Guyon (spr. gijóng), Jeanne Marie Bouvier de la Motte-G., mystische Schwärmerin, neben Molinos Urheberin des sogen. Quietismus (s. d.), geb. 13. April 1648 zu Montargis, zeigte schon in ihrer Jugend große Neigung zu einem kontemplativen Leben, verheiratete sich, 16 Jahre alt, mit einem Herrn de la Motte-G., ward Mutter von fünf Kindern und in ihrem 28. Jahr Witwe. Hierauf suchte sie meist unter Leitung ihres Seelenführers, des Paters Lacombe, in Paris, Genf und Südfrankreich den Quietismus zu verbreiten, erlitt aber heftige Anfeindung und wurde 1688 als Gefangene in ein Pariser Kloster gebracht. Wieder freigelassen, trat sie mit Fénelon (s. d.) in nahen Verkehr, wurde darauf von Bossuet verderblicher Irrlehren geziehen und von neuem 1695 in der Bastille eingekerkert. Abermals freigelassen, wandte sie sich nach Blois, wo sie 9. Juni 1717 starb. Ihre Schriften (Amsterd. 1713-22) sowie ihre Autobiographie (Köln 1720) gab Poiret heraus. Vgl. Upham, Life, religious opinions and experience of Madame G. (2. Aufl., New York 1870); Heppe, Geschichte der quietistischen Mystik in der katholischen Kirche (Berl. 1875); Guerrier, Madame G. (Orléans 1881).

Guyon (spr. ghei'n), Richard, ungar. Revolutionsgeneral, geb. 1812 zu Bath in England, trat 1828 in die englische Legion in Portugal, kämpfte hier gegen Dom Miguel und trat 1832 in österreichische Dienste, die er als Oberleutnant 1839 verließ. Beim Ausbruch der ungarischen Revolution 1848 wurde er zum Kommandanten eines Freiwilligenbataillons ernannt, focht bei Schwechat (20. Okt.) und Tyrnau (14. Dez.) gegen die Kaiserlichen, wurde hier aber zum Rückzug hinter die Waag genötigt. Während des Winterfeldzugs als Kommandeur einer Division der Görgeischen Hauptarmee beigegeben, vollführte er mit großer Tapferkeit die Erstürmung des Branißkopasses zwischen dem Zipser und Sároser Komitat (5. Febr. 1849). Mit Görgei in steter Uneinigkeit, wurde er zum Kommandanten des von den Österreichern zernierten Komorn ernannt, mußte jedoch, als Görgei später Kriegsminister wurde, das Festungskommando wieder abgeben. Auf Zureden Kossuths trat er in die Südarmee unter Vetter und formierte in dessen Rücken eine Reservearmee, an deren Spitze er 1. Juli die Festung Arad nahm und sodann mit Vetter den Sieg von Hegyes (14. Juli) erfocht. Sein Sturm auf das Titeler Plateau bei Mossorin 23. Juli ward blutig abgewiesen. Auch an den unglücklichen Entscheidungskämpfen bei Szöreg (5. Aug.) und Temesvár (9. Aug.) nahm G. teil und erreichte sodann mit Kossuth fliehend den türkischen Boden. Hier trat er in die Reihen des osmanischen Heers und ward in Berücksichtigung seiner englischen Abkunft zum Pascha von Damaskus ernannt, als welcher er den Namen Churschid Pascha annahm. 1850 unterdrückte er in Aleppo siegreich einen Aufstand der alttürkischen Partei. Im orientalischen Krieg 1854 war er Generalstabschef des unfähigen Achmed Pascha in Kars, ward aber bald abberufen. Er starb 12. Okt. 1856 in Konstantinopel, wo er seit 1854 ohne dienstliche Stellung lebte.

Guyot (spr. ghijo), Arnold Henry, Geograph und Physiker, geb. 28. Sept. 1807 zu Neuchâtel in der Schweiz, studierte 1833-35 zu Berlin Theologie, daneben Naturgeschichte, ging dann nach Paris, wo er mit Agassiz näher befreundet wurde. Mit diesem nahm er 1839 an der Akademie seiner Vaterstadt eine Professur für Geschichte und physikalische Geographie an und beteiligte sich an Agassiz' Untersuchungen der Alpen, worüber er mit diesem und Desor das Werk "Système glaciaire" (Par. 1848) veröffentlichte. 1848 ging er nach New York, hielt in Boston Vorträge über vergleichende physikalische Geographie, die er unter dem Titel: "Earth and man" (neue Ausg. 1875; deutsch, Leipz. 1873) herausgab, richtete sodann für die Smithsonian Institution meteorologische Stationen ein, entwarf hierfür eine Instruktion (1850) und zahlreiche Tabellen (1851-59), bereiste dabei das Alleghanygebirge und veröffentlichte hierüber eingehende Berichte (1861 und 1880). Seit 1855 Professor der Geologie und physikalischen Geographie am Princeton College in New Jersey, starb er 1884. Er schrieb noch: "Physical geography" (1873), "Creation, or biblical cosmogony in the light of modern science" (1884) und gab mit F. Barnard Johnsons große "Universal Cyclopaedia" (New York 1876-78, 4 Bde.) heraus. Vgl. Faure, Notices sur Arnold G. (Genf 1884).

Guz, Längenmaß, s. Göß.

Güzelhissar, türk. Stadt, s. Aidin.

Guzerat, Land, s. v. w. Gudscharat.

Guzmán, Sektion des Staats Andes der Bundesrepublik Venezuela, südlich von der Laguna von Maracaibo, 15,578 qkm (282,9 QM.) groß mit (1881) 78,181 Einw. Das Land ist bis auf den ebenen Teil im