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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hütten; Hüttenarbeiten; Hüttenberg

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Hütten – Hüttenberg

Schwäbischen Bundes gegen Ulrich von Württemberg mit, wobei er Sickingen kennen lernte. Mit Luther, den er anfangs mit den Dunkelmännern zusammengeworfen hatte, trat er zuerst durch seinen Brief vom 4. Juni 1520 in Beziehung und übte schon kurze Zeit darauf einen unverkennbaren Einfluß auf den Reformator aus, während er selbst, von Rom aus verfolgt, auf den Burgen seines Freundes Sickingen Schutz fand und durch seine deutschen Schriften («Gesprächbüchlein», «Klag und Vermahnung») die ganze Nation zum Kampfe gegen die Hierarchie aufrief. Sein Wahlspruch, früher «Jacta est alea», lautete jetzt: «Ich habs gewagt». Doch gelang es ihm nicht, Sickingen während des Wormser Reichstags zu gewaltsamem Vorgehen in Sachen Luthers fortzureißen. In den Sturz seines Beschützers mit verwickelt, suchte H., krank und von Mitteln entblößt, vergebens eine Freistätte in Basel, von wo Erasmus ihn vertrieb; er starb endlich, von Zwingli gütig aufgenommen, krank und gebrochen 23. Aug. 1523 auf der Insel Ufnau im Zürichersee. Mit ihm hatte die Idee der Befreiung Deutschlands vom kirchlichen und polit. Joche ihren energischsten und begeistertsten Führer verloren. Ein Doppelstandbild Ulrichs von H. und Franz’ von Sickingen steht auf der Ebernburg (s. d.).

Eine vollständige Sammlung von H.s Schriften gab Böcking (5 Bde. und 2 Supplementbände, Lpz. 1859‒70) heraus, der ein «Index bibliographicus Huttenianus» (ebd. 1858) vorausgegangen war. Seine «Jugenddichtungen» wurden von Münch (Stuttg. 1838), seine «Gespräche» (Lpz. 1860) von Strauß ins Deutsche übertragen. Außer den ältern Biographien von Burckhard (3 Tle., Wolfenb. 1717‒23), Schubart (anonym, Lpz. 1791), Wagenseil (Nürnb. 1823) und Bürck (Lpz. 1846) ist besonders die von Strauß («Ulrich von H.», 2 Bde., ebd. 1857; 2. Aufl. 1871) hervorzuheben. – Vgl. noch H. Prutz, Ulrich von H. (im «Neuen Plutarch», Bd. 4, Lpz. 1876); Reichenbach, Ulrich von H. (ebd. 1877); Szamatólski, Ulrichs von H. deutsche Schriften (Straßb. 1891).

Hütten, Lagerhütten werden für eine Truppe, die längere Zeit und namentlich bei ungünstiger Jahreszeit im Freien lagert, angelegt, falls keine Zelte und auch keine Sparren und Bretter zum Barackenbau vorhanden sind. Die Form der H. ist vom vorhandenen Material abhängig, dieses aber ist so verschieden, daß nachstehende Beispiele aus vielen möglichen Formen herausgegriffen werden. Zwei Windschirme (Fig. 1), mit den obern Enden gegeneinander gelegt, bilden eine möglichst einfache Art von Hütte. In Fig. 1 beträgt a reichlich 2 Mannslängen. Die eine Giebelseite wird zugesetzt, die andere kann eine Thür erhalten. Durch senkrecht eingesetzte Stangen wird das Dach gestützt und die Standfestigkeit erhöht. Zu einer Hütte von 4 Schritt Länge mit Lagerraum für 10 Mann sind an Material ungefähr erforderlich 12 Stangen von Handgelenkstärke, 36 dünne Lattstangen oder Ruten, 12 Bund Stroh oder entsprechend Strauch oder Schilf, 25 Bindewieden oder Strohseile. Eine derartige Hütte kann von 6 Mann in 4‒5 Stunden hergestellt werden. Kleinere Lagerhütten sind aus frischen biegsamen Stangen oder Ruten in der Weise herzustellen, daß man je zwei derselben mit den obern Enden zusammendreht, dann gebogen mit den untern Enden in den Boden steckt und durch Querruten verbindet. Zu einer Hütte von 3 Schritt Länge, derselben Breite, mit einem Lagerraum für 4‒5 Mann (s. Fig. 2) sind 40 biegsame Ruten, 10 Bund Stroh und 75 Strohseile erforderlich. In Fig. 2 beträgt a eine Mannshöhe, b und c = 3 Schritt, d eine Mannslänge.

^[Abb. Fig. 1]

^[Abb. Fig. 2]

Eine besondere Art von H. sind die Erdhütten, d. h. teilweise (0,75‒1 m tief) unterirdisch angelegte H., die aus einem ausgeschachteten Teil und einem Oberbau bestehen. Solche Erdhütten bilden im Südosten Europas (Südrußland, Bulgarien, Rumänien) die ständige Unterkunft eines Teils der Landbewohner. Umfangreiche Verwendung fanden die Erdhütten im Krimkriege. Während aber in den fehlerhaft angelegten Erdhütten der Verbündeten die Lagerseuchen wüteten, befanden sich die Russen, die in der Anlage von Erdhütten erfahren waren, in den ihrigen sehr wohl. Auch im Frieden sind neuerdings in Rußland ganze Regimenter, welche Eisenbahnlinien zu überwachen hatten, in Erdhütten untergebracht worden; ihr Gesundheitszustand war teilweise besser als in den Kasematten. Trotzdem können Erdhütten, wie auch die 1886 von der deutschen Heeresverwaltung angeordneten Übungen ergeben haben, nur als notdürftige Unterkunft gelten.

Hüttenarbeiten, die auf einem Hüttenwerk zum Zweck der Darstellung von Metallen aus Erzen vorzunehmenden Arbeiten, die je nach Erfordernis entweder auf trocknem Wege, Rösten, Schmelzen, oder auf nassem Wege, d. h. durch Auflösen und Fällen ausgeführt werden. Die dabei beschäftigten Arbeiter nennt man Hüttenarbeiter, den leitenden Beamten Hüttenmeister, den Probierer der Erze Hüttenwardein (s. Bergwardein), den rechnungführenden Beamten Hüttenschreiber oder Hüttenraiter.

Hüttenberg, Marktflecken im Gerichtsbezirk Eberstein der österr. Bezirkshauptmannschaft St. Veit in Kärnten, am Görtschitzbach, in 790 m Höhe, an der Linie Launsdorf-H. (30 km) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 962, als Gemeinde 2591 E. und ist berühmt durch den schon seit der keltisch-norischen und röm. Zeit mehr als 2000 Jahre hindurch betriebenen Bergbau auf Eisenerz am Hüttenberger Erzberg, der von drei Seiten bearbeitet wird. Die bis 60 m mächtigen Lager liegen im krystallinischen Kalk. Für die Erzförderung besteht ein System von horizontalen Eisenbahnen und