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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hahneneier - Hahn-Hahn.

Meißen, studierte in Leipzig, Wien und Erlangen, praktizierte dann in Hettstedt und Dessau und nahm 1781 das Physikat in Gommern bei Magdeburg an, daneben ununterbrochen Chemie, Mineralogie und Metallurgie studierend. Er schrieb ein Apothekerlexikon (Leipz. 1793-99, 2 Bde.); "Über Arsenikvergiftungen" (das. 1786); eine Schrift "Über venerische Krankheiten" (das. 1788), wobei er ein neues auflösliches Quecksilberpräparat (Mercurius solubilis Hahnemanni) empfahl, das, wie seine Weinprobe, allgemeine Aufnahme fand. 1784 ging er nach Dresden und 1789 nach Leipzig. In einer Anmerkung zu seiner Übersetzung von Cullens "Materia medica" trat er zuerst mit der Behauptung auf, daß eine starke Dosis China im stande sei, Wechselfieber zu erregen, wie sie es zu heilen vermöge, und baute in der Folge auf diese Behauptung das Prinzip einer neuen, als Homöopathie (s. d.) bezeichneten Heillehre. Deshalb als Charlatan angefeindet, zugleich von Nahrungssorgen gedrängt, lebte er nacheinander zu Georgenthal, Braunschweig, Königslutter, Hamburg, Eilenburg, Schildau und Torgau, kehrte aber 1811 nach Leipzig zurück, um durch akademische Vorlesungen seiner neuen Lehre, die er in seinem "Organon der rationellen Heilkunde" (Dresd. 1810; 7. Aufl. von A. Lutze, Köth. 1881) zuerst als ein Ganzes der Öffentlichkeit übergab, Eingang zu verschaffen. Da ihm aber nicht verstattet wurde, Medikamente zu bereiten und auszugeben, begab er sich 1820 nach Köthen und wurde von dem Herzog Ferdinand zum Hofrat und Leibarzt ernannt. 1835 siedelte er nach Paris über und starb hier 2. Juli 1843. Seine Gemahlin hatte ihn bei der Behandlung der Kranken unterstützt und setzte die homöopathische Praxis selbständig fort. Er schrieb noch: "Fragmenta de viribus medicamentorum positivis" (Leipz. 1805, 2 Bde.); "Reine Arzneimittellehre" (Dresd. 1811, 6 Bde.; Bd. 1 u. 2, 4. Ausg., Bd. 3-6, 3. Ausg. 1856); "Die chronischen Krankheiten" (das. 1828-30, 4 Bde.; 2. Aufl., Bd. 1 u. 2, 1835; Bd. 3-5, Düsseld. 1837-39). Seine kleinern Schriften wurden von Stapf gesammelt (Dresd. u. Leipz. 1829-34, 2 Bde.). Im J. 1851 wurde H. von den homöopathischen Ärzten Deutschlands zu Leipzig, 1855 in Köthen eine Statue, erstere von Steinhäuser, letztere von Schmitz, errichtet. Vgl. Albrecht, S. Hahnemanns Leben und Wirken (2. Aufl., Leipz. 1875).

Hahneneier, s. Nattern.

Hahnenfuß, Pflanzengattung, s. Ranunculus.

Hahnenfußpflanzen, s. Ranunkulaceen.

Hahnenkamm, Pflanzengattung, s. Celosia.

Hahnenkamm (Haynenkamp, Hunnenkamp), niedrige Gebirgsgegend in den bayr. Regierungsbezirken Mittelfranken und Schwaben, entwickelt sich südlich von Gunzenhausen, zieht in zwei bewaldeten Ketten zwischen den Flüssen Wörnitz und Altmühl nach SO., erweitert sich aber bald zu einem Plateau, mit dem im O. vom Nördlinger Ries der Fränkische Jura beginnt. Zu den höchsten Punkten gehören der Spielberg (613 m) mit altem Schloß nordwestlich, der Dörnberg (646 m) östlich von Heidenheim und Dorf Auernheim (636 m).

Hahnenkämpfe (Hahnengefechte), s. Huhn.

Hahnenklötenwurzel, s. Colchicum.

Hahnenschrei, das Krähen des Hahns; daher die Zeit, wann der Hahn kräht, bei Griechen, Römern, Hebräern und andern alten Völkern Zeitbestimmung während der Nacht (gegen 2 Uhr); auch die Dauer von einem Hahnengekrähe zum andern; endlich Wegemaß, so weit man einen Hahn krähen hört.

Hahnensporn, s. Plectranthus.

Hahnentritt, s. Ei, S. 350.

Hahnentritt (Zuckfuß), fehlerhafte Gangart des Pferdes, charakterisiert durch abnorm starkes Emporheben eines oder beider Hinterschenkel. Bei geringgradiger Ausbildung des Hahnentritts zeigt sich der Fehler nur im Beginn der Bewegung und besonders beim Umdrehen der Pferde. Manche Pferde heben die betreffenden Gliedmaßen auch nur abwechselnd im Schritt. Ist der Fehler hochgradig, so äußert er sich bei jeder Bewegung der Hintergliedmaßen. Früher wurde die Veranlassung desselben in einer abnormen Innervation der Beugemuskeln gesucht. Dieckerhoff hat aber gezeigt, daß der Fehler lediglich in einer Reizung und Verkürzung der Fascien (Aponeurosen) beruht. Nach dem Sitz des abnormen Zustandes in den Schenkelfascien gestaltet sich die zuckende Bewegung etwas verschieden. Pferde mit schwachem Hinterteil inklinieren besonders zum H. Oft vollzieht sich die Ausbildung auch bei Krankheiten, bei welchen die Körperlast anhaltend auf die Hintergliedmaßen gelegt wird. Außerdem entsteht der H. mit der Entwickelung entzündlicher Krankheiten (Spat) am Sprunggelenk. Die mit dem H. behafteten Pferde sind gewöhnlich noch recht brauchbar, obwohl sie im Schritt mit den Hinterschenkeln kurz treten und bei starker Anstrengung mehr als gesunde Pferde ermüden. Heilung ist nur bei geringgradigem H. mittels Durchschneidung der Sehne des seitlichen Zehenstreckers oder der Fascie unterhalb des Sprunggelenks zu erreichen. Vgl. Dieckerhoff, Die Pathologie und Therapie des Spats der Pferde (Berl. 1875).

Hahn-Hahn, Ida Marie Luise Sophie Friederike Gustava, Gräfin, namhafte Schriftstellerin, geb. 22. Juni 1805 zu Tressow in Mecklenburg-Schwerin als die Tochter des sogen. Theatergrafen Karl Friedrich von Hahn (s. Hahn 3), lebte mit ihrer Mutter in Rostock; dann in Neubrandenburg, seit 1821 in Greifswald, wo sie sich 1826 mit dem reichen Grafen Friedrich Wilhelm Adolf von H.-H. aus der ältern Linie Hahn-Basedow vermählte. Die Ehe wurde jedoch schon 1829 wieder gelöst, worauf sie auf Reisen und in der Poesie Zerstreuung suchte. 1835 besuchte sie die Schweiz, 1836 und 1837 lebte sie in Wien; 1838-39 bereiste sie Italien, 1840 bis 1841 wieder Italien, Spanien und Frankreich, 1842 Schweden und endlich Syrien und den Orient. Dazwischen lebte sie abwechselnd in Greifswald, Berlin und Dresden. Ihr poetisches Talent bewährte sie zuerst im Lyrischen, wovon ihre "Gedichte" (Leipz. 1835), "Neuere Gedichte" (das. 1836), "Venezianische Nächte" (das. 1836) und "Lieder und Gedichte" (Berl. 1837) Zeugnis gaben. Später wendete sie sich dem sozialen Roman zu und ließ rasch nacheinander folgen: "Aus der Gesellschaft" (Berl. 1838; 2. Aufl. als "Ida Schönholm", 1851), "Der Rechte" (das. 1839, 2 Bde.), "Gräfin Faustine" (das. 1841, 3. Aufl. 1848), "Ulrich" (das. 1841, 2 Bde.; 2. Aufl. 1845), "Sigismund Forster" (das. 1843, 2. Aufl. 1845), "Cecil" (das. 1844, 2 Bde.), "Zwei Frauen", "Sibylla", "Levin" (das. 1848), welche Romane teilweise unter dem Titel: "Aus der Gesellschaft" (das. 1844, 12 Bde.) gesammelt erschienen. Sämtliche Romane bekundeten Esprit und eine zwar nicht tiefe, aber desto mannigfaltigere und äußerlich glänzende Bildung. Wiewohl sie ihrem Inhalt nach meist den aristokratischen Kreisen angehören, erschienen sie doch im allgemeinen von den Anschauungen des jungen Deutschland und der hiermit verwandten modern französischen Bildung beeinflußt, so daß H. selbst als eine freilich matte