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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hannöversch-Münden; Hanoi; Hanoteau

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Hannöversch-Münden - Hanoteau.

Münder, Neustadt a. R., Obernkirchen, Oldendorf im Regierungsbezirk Kassel, Polle, Pyrmont, Rinteln, Rodenberg, Springe u. Wennigsen) nebst Kammer für Handelssachen, eine Generalkommission für Hannover und Schleswig-Holstein und andre Provinzialbehörden, ein Landratsamt für den Landkreis H. etc. H. ist Sitz des Stabes des 10. Armeekorps, der 19. und 20. Division, der 38. und 39. Infanterie-, der 19. und 20. Kavallerie-, der 10. Feldartilleriebrigade und hat ein Regiment Füsiliere Nr. 73, ein Inf.-Reg. Nr. 74, ein Regiment Ulanen Nr. 13, ein Feldartillerie-Reg. Nr. 10, ein Train-Bat. Nr. 10 zur Garnison. Außerdem hat H. eine Kriegs- und eine Militärreitschule. Die städtischen Behörden setzen sich zusammen aus 16 Magistratsmitgliedern und 24 Bürgervorstehern. - Das Wappen (s. Fig.) bildet eine zweigetürmte Burg mit offenem Thor. Zwischen den Thorflügeln befindet sich ein Kleeblatt, zwischen den Türmen ein Löwe. Doch kommen auch Löwe und Kleeblatt allein vor.

Die Umgebung Hannovers, wenn auch flach, ist doch nicht ohne Reiz. 2 km im NW. der Stadt liegt Herrenhausen (s. d.), nach welchem eine prächtige vierfache Lindenallee führt. Links von derselben der Georgspark mit der Villa Solms und dem Jägerhof. Im O. der Stadt, unmittelbar an den Tivoli-Stadtteil angrenzend, in welchem das Tivoli, ein großartiger Konzertgarten, sich befindet, dehnt sich die Eilenriede aus, ein schöner, mit Buchen, Eichen und Nadelholz bestandener Wald, der von S. durch O. bis um N. die Stadt umzieht. Am Eingang wurde 1884 das von Volz in Karlsruhe entworfene, prächtige Kriegerdenkmal errichtet; in ihm liegt der Zoologische Garten.

Geschichte. Der Stadt H. geschieht zuerst 1163 Erwähnung, wo sich Heinrich der Löwe hier aufhielt. Von diesem erbte sie 1202 sein Sohn, Pfalzgraf Heinrich, der sie 1223 seinem Neffen Otto dem Kinde, dem Stifter der ältern braunschweigischen Linie, überließ. Beim Einfall des jungen Königs Heinrich in die welfischen Lande unterwarf sich H. 1227 dem Grafen Konrad von Lauenrode, wurde aber 1241 an Otto zurückgegeben. Bei der 1269 zu Quedlinburg vorgenommenen Teilung der welfischen Lande fiel H. dem Herzog Johann zu, von dessen Sohn Otto dem Strengen die Stadt 1309 mit einer Mauer umgeben ward. Derselbe hatte 1283 die Lehnshoheit des Bischofs von Hildesheim für H. anerkennen müssen, ein Verhältnis, das jedoch schon im 14. Jahrh. sein Ende erreichte. 1369 kam die Stadt an Herzog Magnus von Braunschweig. Nachdem sie Herzog Heinrich der ältere 1486 vergeblich belagert und 1490 ebenso erfolglos sich derselben mit List zu bemächtigen versucht hatte, fiel sie 1495 bei der Länderteilung an Herzog Erich den ältern von Kalenberg. Schon 1386 war sie dem Hansabund beigetreten, und im 15. Jahrh. waren Handel, Schiffahrt und Industrie zu ansehnlicher Blüte gelangt; doch sank die Stadt wieder infolge der Zwistigkeiten, welche die 1533 von seiten der Bürgerschaft bewirkte gewaltsame Einführung der Reformation hervorgerufen. Die Stadt hob sich jedoch wieder, seit Herzog Georg von Celle 1636 hier seine Residenz aufgeschlagen, zu welchem Zweck das Barfüßerkloster zum Residenzschloß eingerichtet ward. 1680 wurde die Altstadt mit der Neustadt vereinigt. Als Kurfürst Georg Ludwig 1714 den englischen Thron bestieg, verließ der Hof die Stadt, doch blieb ein Hofstaat daselbst bestehen. 1747 wurde die Ägidien-Neustadt angelegt. Am 26. Aug. 1745 ward hier der Traktat von H. zwischen England und Preußen abgeschlossen, worin England versprach, für Preußen gegen Anerkennung des Kaisers Franz I. von Maria Theresia den Besitz Schlesiens zu erwirken; hier kam auch 8. Febr. 1814 der Friede zwischen Rußland und Dänemark zu stande. Seit 1815 königliche Residenz dem Namen nach, war H. dies in Wirklichkeit erst seit 1837. Im Krieg von 1866 besetzten es die Preußen 17. Juni, und durch die Annexion ward es Hauptstadt der preußischen Provinz H.

Vgl. "H. und Umgegend, Entwickelung und Zustände seiner Industrie und Gewerbe" (Hannov. 1874); "Urkundenbuch der Stadt H.", herausgegeben vom Historischen Verein für Niedersachsen (das. 1860 ff.); Jugler, Aus Hannovers Vorzeit (das. 1876); Hartmann, Geschichte der Residenzstadt H. (das. 1880); Unger, H., Führer durch die Stadt und ihre Bauten (das. 1882); Kalbe, Führer durch H. und Umgebung (das. 1886).

Der Regierungsbezirk H. (s. Karte "Hannover etc."), 5718 qkm (103,85 QM.) groß, umfaßt das Fürstentum Kalenberg und die Grafschaften Hoya (beide Gebiete jedoch nicht vollständig) und Diepholz, hat (1885) 484,813 Einw. (Zunahme gegen 1880: 5,68 Proz.) und umfaßt die 13 Kreise:

Kreise QKilom. QMeilen Einwohner Einw. auf 1 qkm

Diepholz 628 11,41 21129 34

Hameln 575 10,44 49293 86

Hannover (Stadt) 25 0,45 139746 5590

Hannover (Land) 287 5,21 29311 102

Hoya 520 9,44 25675 49

Linden, Stadt u. Land 304 5,52 58475 192

Neustadt a. R. 581 10,55 28363 49

Nienburg 497 9,03 23929 48

Springe 407 7,39 29524 73

Stolzenau 627 11,39 26909 43

Sulingen 513 9,32 17371 34

Syke 754 13,70 35088 47

Hannöversch-Münden, s. Münden.

Hanoi (Kescho), Hauptstadt der franz. Kolonie Tongking, am linken Ufer des Songkai, 175 km von dessen Mündung, mit einer nach dem Vaubanschen System erbauten Citadelle, welche einen Tempel, Magazine, Arsenal, Schatzkammer u. a. einschließt, daneben die in chinesischem Stil gebaute Stadt, deren Einwohnerzahl man auf 100,000 schätzt. Dieselbe hat 20 m breite, in der Mitte mit schwarzen Marmorplatten belegte Straßen und hübsche Promenaden, ist berühmt durch die Fabrikation von tonangebenden Kleiderstoffen, ihren Buchdruck sowie als Sitz tongkingesischer Gelehrsamkeit. In jedem Winter strömen in das ummauerte "Lager der Wissenschaften" an 3000 Aspiranten für litterarische Grade aus den entferntesten Provinzen zusammen. Der Handel auf dem für Schiffe von 1,8-2 m Tiefgang zu jeder Jahreszeit vom Meer aus befahrbaren Songkai ist sehr bedeutend. H. wurde 767 n. Chr. von den Chinesen gegründet und lag damals dem Meer ganz nahe, ist demselben aber durch das stetige Anwachsen des Flußdelta immer mehr entrückt worden.

Hanoteau (spr. annotoh), Hector, franz. Maler, geb. 25. Mai 1823 zu Decize (Nièvre), bildete sich anfangs bei Gigoux in der Genremalerei aus, wandte sich aber bald der Landschaftsmalerei zu, die er seitdem im realistischen Sinn kultiviert. Nachdem er 1847 eine Landschaft aus der Umgegend von Compiègne ausgestellt, ließ er 1850 die Hütte an den Fontaines Noires und den barmherzigen Samariter (Museum zu Nevers), 1851 das Jagdrendezvous in dem Bois de la Machine und 1853 die Ernte im Kanton Fourds folgen. Dann unternahm er eine Reise nach Algerien, von welcher er unter andern das Motiv zu dem Bild: