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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hartha; Harthau; Harthäutigkeit; Hartheu; Hartheugewächse; Hartig

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Hartha - Hartig.

Material lassen sich Gußstücke, z. B. Eisenbahnherzstücke, bis auf 5 cm Tiefe abschrecken. Die Geschosse aus Grusonmetall, welche einen grauen bis halbierten Kern bei strahlig silberweißem Rand zeigen und 2,15-2,40 Proz. Kohlenstoff enthalten, werden in der Weise geformt, daß auf einer massiven Koquille von äußerlich kelchartiger Gestalt die Formkasten für Mantel und Böden festsitzen und im obern Formkasten bei Hohlgeschossen die Kerne aufgehängt und befestigt werden. Die Hartgußfabrikation von Ganz in Budapest soll darin bestehen, daß in die Gußform eine dicke Lage von mit Weingeist angerührtem metallischen Antimon gebracht und in die getrocknete Form flüssiges Roheisen gegossen wird, wobei sich eine harte Legierung von Eisen und Antimon auf der Oberfläche der Gußstücke bildet. Vgl. Dürre, Handbuch des Eisengießereibetriebs, Bd. 2 (2. Aufl., Leipz. 1875).

Hartha, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Döbeln, hat eine Kirche im romanischen Stil, Leinen- und Barchentweberei, Filzwarenfabrikation, Wagen- und Stuhlbauerei und (1885) 3798 evang. Einwohner.

Harthau, Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Chemnitz, im Erzgebirge, an der Würschnitz, hat eine evang. Pfarrkirche, Kammgarnspinnerei, Eisengießerei, Geldschrank-, Watte- und Strumpffabrikation, eine Dampfmühle und (1885) 2071 Einw.

Harthäutigkeit, beim Rind ein Zustand, der verschiedene chronische und Abzehrungskrankheiten (Kachexien): Lecksucht, Knochenbrüchigkeit u. a., begleitet, aber auch als selbständiges Leiden auftreten kann. Sie wird bekundet durch trockne, steife, harte, fest anliegende, beim Emporheben knarrende und längere Zeit in einer Falte stehen bleibende Haut, die mit Oberhautschuppen reichlich bedeckt ist, rauhes, glanzloses Haar und verzögertes Abhaaren. Dabei bestehen schlechter Ernährungszustand und meist verminderte Absonderung einer fehlerhaft beschaffenen Milch. Ursachen sind Erkältungen, Störungen der Verdauung und Assimilation. Wo die H. nicht Folge einer Siechkrankheit ist, pflegt sie bei guter Pflege, bei Verabreichung von die Hautthätigkeit und Verdauung anregenden Mitteln: Brechweinstein, Schwefel, bittere Mittel, kleine Salzgaben, zu verschwinden.

Hartheu, Pflanzengattung, s. Hypericum.

Hartheugewächse, s. Hypericeen.

Hartig, 1) Franz, Graf von, österreich. Staatsmann, geb. 5. Juni 1789 zu Dresden, wo sein Vater, Graf Franz de Paula von H. (gest. 1797), österreichischer Gesandter war, trat, vortrefflich ausgebildet, in den Staatsdienst, erhielt schon 1825 das Gubernium von Steiermark und ward 1830 Gouverneur der Lombardei, die er vortrefflich verwaltete, und wo er große Popularität genoß. 1840 zum Staats- und Konferenzminister ernannt, erhielt er die finanzielle Abteilung des Staatsrats und förderte das Eisenbahnwesen sowie andre wirtschaftliche Reformen. 1848 zog er sich in das Privatleben zurück und verfaßte mehrere freimütige, die Ursachen der Katastrophe darlegende Schriften: "Das kaiserliche Manifest vom 26. Sept. 1848" (Prag 1848); "Genesis der Revolution in Österreich" (3. Aufl., Leipz. 1851) und "Nachgedanken des Publizisten Gotthelf Zurecht". Nach 1859 in den Reichsrat berufen, zeigte er neben Überzeugungsmut und Sachkenntnis großes parlamentarisches Geschick. Im Herrenhaus gehörte er zu den Vorkämpfern der Gesamtstaatsidee. Er starb 17. Jan. 1865.

2) Edmund, Graf von, österreich. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. 2. Nov. 1812 zu Wien, trat in den diplomatischen Dienst und war von 1846 bis 1859 nacheinander Gesandter in Kassel, Kopenhagen und München. 1861 von den böhmischen Großgrundbesitzern in den böhmischen Landtag und von diesem in das Abgeordnetenhaus gewählt, gehörte er zu den eifrigsten Verfechtern der Schmerlingschen Politik und legte unter Belcredi sein Mandat nieder. Nach dessen Sturz trat er wieder in den Landtag ein und wurde 1867 zum Oberstlandmarschall von Böhmen und zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt, in dem er ein begabter Vertreter freisinniger Grundsätze war. Er starb 30. März 1883 in San Remo.

Hartig, 1) Georg Ludwig, Forstmann, geb. 2. Sept. 1764 zu Gladenbach bei Biedenkopf, erlernte das Forst- und Jagdwesen praktisch bei seinem Oheim in Harzburg, studierte in Gießen 1781-83 Mathematik, Naturwissenschaften und Staatswirtschaftslehre, ward 1786 Forstmeister des Fürsten Solms-Braunfels zu Hungen (Wetterau) und errichtete hier eine Privatforstschule. 1797 berief ihn der Fürst von Nassau-Oranien als Landforstmeister nach Dillenburg, wo die Forstschule eine erweiterte Gestalt erhielt und Hartigs Ruf als Lehrer und Beamter schnell wuchs. 1806 ging er als Oberforstrat nach Stuttgart, von wo er 1811 als Oberlandforstmeister und Mitdirektor für Forst- und Jagdangelegenheiten in die preußische Generalverwaltung der Domänen und Forsten nach Berlin berufen wurde. Daß damals, in der Zeit höchster Finanznot, nicht ein großer Teil der preußischen Staatsforsten veräußert wurde, was nur unter großen finanziellen Opfern hätte geschehen können, ist wesentlich sein Verdienst. Unausgesetzt wissenschaftlich thätig, verbreitete er durch seine trefflichen Lehrbücher tüchtige praktische Bildung unter den Forstmännern; dabei hielt er selbst in Berlin vielbesuchte Vorträge über Forstwissenschaft. Er starb 2. Febr. 1837 in Berlin. H. schrieb: "Anweisung zur Holzzucht für Förster" (Marb. 1791, 7. Aufl. 1817); "Physikalische Versuche über das Verhältnis der Brennbarkeit der meisten deutschen Waldbaumhölzer" (das. 1794, 3. Aufl. 1807); "Anweisung zur Taxation und Beschreibung der Forste" (Gießen 1795, 4. Aufl. 1819); "Grundsätze der Forstdirektion" (Hadamar 1803, 2. Aufl. 1813); "Lehrbuch für Förster" (Stuttg. 1808; 11. Aufl. 1877, 3 Bde.; umgearbeitet von Borggreve, 2. Aufl., Berl. 1875; mehrfach übersetzt); "Versuch über die Dauer der Hölzer" (Stuttg. 1822); "Erfahrungen über die Dauer der Hölzer" (Berl. 1836); "Forstliches und forstnaturwissenschaftliches Konversationslexikon" (das. 1834, mit seinem Sohn Theodor H. herausgegeben; 2. Aufl., Stuttg. 1836); "Lehrbuch für Jäger" (das. 1810; seit der 6. Aufl. hrsg. von Theodor H., 11. Aufl. 1884); "Lexikon für Jäger und Jagdfreunde" (Berl. 1836, 2. Aufl. 1859 bis 1861). Auch gab er das "Journal für das Forst-, Jagd- und Fischereiwesen" (1806-1808) und das "Forst- und Jagdarchiv von und für Preußen" (1816 bis 1822) heraus. In Gladenbach und bei Hohenheim in Württemberg wurden ihm Denkmäler errichtet.

2) Theodor, Forstmann und Naturforscher, Sohn des vorigen, geb. 21. Febr. 1805 zu Dillenburg, studierte 1824-27 in Berlin, war 1831-33 Dozent der Forstwissenschaft an der Universität Berlin, 1835 bis 1838 außerordentlicher Professor daselbst, seit 1838 Forstrat und Professor der Forstwissenschaft am Carolinum in Braunschweig, wurde 1878 nach Aufhebung der Forstschule daselbst in den Ruhestand