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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Haselieren - Hasenauer.

Haselieren, sich thöricht, geckenhaft gebärden; Lärm machen. Das seit dem 17. Jahrh. übliche Wort wird auf das franz. harceler (s. Harcelieren) zurückgeführt, nach welchem es mit Anlehnung an "Hase" (Narr, Thor) gebildet worden. Haselánt, einer, der sich als Narr, Geck, Prahlhans gebärdet.

Haselmaus, s. Siebenschläfer.

Haselnatter, s. v. w. Kreuzotter.

Haselnuß, s. Haselstrauch; westindische H., s. Entada.

Haselnußöl (Huile de noisette), fettes Öl aus den Haselnüssen, welche davon 60 Proz. enthalten, ist hellgelb, klar, geruchlos, von angenehmem, mildem Geschmack, wird an der Luft etwas konsistenter, ohne auszutrocknen, erstarrt bei -19°, hat ein spez. Gew. = 0,9242 und löst sich in 350 Teilen kaltem Alkohol. Es dient besonders als Speiseöl und wird um Kasan und Tambow in großen Mengen für die Fastenzeit ausgepreßt.

Haselschwamm, s. Polyporus.

Haselstrauch (Haselstaude, Corylus L., hierzu Tafel "Haselstrauch"), Gattung aus der Familie der Kupuliferen, Sträucher oder Bäume mit großen, rundlichen oder breit länglichen, gesägten Blättern, zu 2-3 an vorjährigen Zweigen stehenden männlichen Blütenkätzchen, kleinen, knospenförmigen weiblichen Blüten, welche in Laubknospen überwintern und im Frühjahr nur die rote Narbe aus diesen hervorstrecken, und einsamiger, hartschaliger Nuß. Man kennt sieben Arten in gemäßigten Klimaten der nördlichen Hemisphäre. Der gemeine H. (C. avellana L., s. Tafel), nach der Stadt Avellino in Unteritalien benannt, ein 2-4 m hoher Strauch mit grauen Ästen, drüsig rauhhaarigen Zweigen, kurzgestielten, rundlich herzförmigen, zugespitzten, schwach eckig gelappten, doppelt gesägten Blättern und glockenförmiger, zerrissen gezahnter Hülle von der Länge oder wenig länger als die Frucht. Der H. findet sich durch ganz Europa, in Nordafrika und in Vorderasien bis an das Kaspische Meer, wo er die höchsten Spitzen der Gebirge erreicht. Im Algäu erreicht der H. seine obere Grenze mit der Buche, in den östlichen Alpen bleibt er unter dieser 160 m zurück. Der H. hat forstwirtschaftlich keine große Bedeutung. Seine hohen Ansprüche an die Bodenkraft machen ihn ungeeignet, die Lücken in den Beständen auf ärmerm Boden zu füllen, und da, wo er von Natur fortkommt, gedeihen weit nutzbarere Holzarten. Nur als Mischholz im Eichenniederwald (Eichenschälwald) leistete er oft gute Dienste; sein starker Blattabfall führt dem Boden reichlichen Humus zu. Man vermehrt ihn durch Stockausschläge und Ableger. Die Veredelung geschieht durch das sogen. Anpfeilern, durch Pfropfen in den Spalt oder durch Okulieren. Starke junge Ruten dienen zu Stöcken, Gitterwerk, Blumenstäben etc. Das Holz ist weich, fein, gut spaltbar, aber von kurzer Dauer; man benutzt es zu Tischlerarbeiten, früher zu Wurfspeerschäften, häufiger wird es gespalten und in seinen Spänen zu allerlei Flechtwerk benutzt. Die Kohle dient als Reißkohle zum Zeichnen, auch zur Bereitung von Schießpulver. Die Nüsse des gemeinen Haselstrauchs sind länglich, mit einer Spitze versehen; man kultiviert aber auch eine Form, bei welcher die gleichgestalteten Nüsse doppelt so groß sind. Diese Form wurde zu Anfang des vorigen Jahrhunderts in Franken, besonders beim Kloster Zell und bei Bamberg, kultiviert (Zeller oder Bamberger Nüsse), später durch rundliche Zeller Nüsse verdrängt. Eine zweite Form mit rundlichen Nüssen, die aber am obern Teil etwas eckig sind, ist bei uns aus Südeuropa, besonders von Lyon und Barcelona, eingeführt (italienische, römische, Lyoner H., Barcelonanuß). Außerdem werden einige Varietäten, auch eine mit braun purpurroten Blättern, in Gärten kultiviert. Die Lambertshasel (C. maxima Mill.) ist größer als die gemeine, oft baumartig; die Blätter haben einen oft sehr intensiven braunroten Schein, die Nuß gleicht am meisten der Zeller Nuß und ist von einer sehr langen, eingeschnürten, am obern Ende geschlitzten Fruchthülle umgeben (daher der aus "Langbart" verstümmelte Name). Diese Art, deren Vaterland unbekannt ist, ist gegen unsern strengen Winter etwas empfindlich. Von der pontinischen Hasel (C. pontica C. Koch) im Pontinischen Gebirge, deren Fruchthülle die Nuß gleichfalls weit überragt, aber nicht eingeschnürt und an der einen Seite tief gespalten ist, kamen die Nüsse als Nuces ponticae nach Konstantinopel und Rom. Die Baumhasel (C. Colurna L.), welche im südöstlichen Europa und im Pontinischen Gebirge kultiviert wird und bis zum Himalaja geht, ist stets baumartig, bis 20 m hoch, besitzt herzförmige, spitze, doppelt bis gelappt gesägte Blätter, die Früchte stehen gedrängt und sind von einer vielfach geschlitzten, aber nur wenig längern Hülle umgeben. Sie bildet in Unterösterreich, Ungarn und im Banat ganze Bestände, aber ihre Nüsse sind weniger schmackhaft als die der andern Arten. Das Holz ist schön lichtbraun und namentlich in Wien zu Möbeln und Schnitzereien sehr gesucht. - Die Haselnuß wird seit sehr alter Zeit kultiviert, ist aber durch die Kultur wenig verändert worden. Sie bildet im Süden und Osten Europas einen wichtigen Handelsartikel; die Stadt Avellino versendet, wie schon im Altertum, ganze Schiffsladungen; auch in Piemont wird sie gebaut und besonders nach Paris exportiert; England bezieht jährlich an 125,000 Bushels aus Spanien. Große Kulturen befinden sich in Böhmen auf den Schwarzenbergschen Gütern und in Calsot bei Reuding. Die Nuß dient nicht nur als Dessertobst, sondern gibt auch fettes Öl. Viele Varietäten der angeführten und andrer Arten werden als Ziersträucher kultiviert. Vgl. Palandt, Der H. und seine Kultur (Berl. 1882); Rosenthal, Vorzügliche und interessante Haselsträuche (Wien 1883).

Haselünne, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Osnabrück, Kreis Meppen, an der Hase, hat eine kath. Kirche, Branntweinbrennerei, Hefen-, Zigarren- und Zichorienfabrikation, Sensenschmieden und (1885) 1765 Einwohner.

Haselwurm, s. v. w. Blindschleiche oder glatte Natter.

Haselwurz, Pflanzengattung, s. Asarum.

Hasen (Leporidae), s. Nagetiere.

Hasenauer, Karl von, Architekt, geb. 1833 zu Wien, erhielt den ersten technischen Unterricht im Collegium Carolinum zu Braunschweig, besuchte dann unter van der Nüll und Siccardsburg die Wiener Akademie und machte größere Reisen durch Oberitalien, Bayern, Frankreich, England und Schottland. Nachdem er 1854 von der Wiener Akademie den ersten Preis für Architektur erhalten hatte, ward ihm derselbe bei der Wiener Ausstellung von 1864 abermals zu teil. Bei den Konkurrenzen für die Fassade des Florentiner Doms erhielt er den zweiten Preis, bei der für das Wiener Opernhaus den dritten; 1866 ward er Mitglied der Wiener Akademie, 1868 infolge der in Paris 1867 ausgestellten Entwürfe Ehrenmitglied des Instituts der britischen Architekten. Außer einer Anzahl von Landhäusern in der Nähe Wiens, Pötzleinsdorf, Mödling etc., hat H. den Aziendahof mit Passage und Bazar am Graben sowie das Palais Lützow, eines der schönsten Privatgebäude Wiens, ausgeführt. Seine