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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Haubengewölbe – Hauch

Haubengewölbe, soviel wie Klostergewölbe (s. Gewölbe, Bd. 7, S. 994b).

Haubenhühner oder Hollenhühner, Haushühner mit Hauben oder Federbüschen auf dem Kopfe, mit oder ohne Federbart. Hierher gehören: das Paduanerhuhn mit voller, auf kugelförmiger Erhöhung des Vorderschädels sitzender Haube, vollem Federbart, nur angedeutetem Kamm und Kehllappen; das Türken- oder Sultanshuhn mit voller Haube und vollem Federbart, in zwei kleinen Spitzen bestehendem Kamm und sehr kleinen Kehllappen; das Houdanhuhn (s. d. und Tafel: Geflügel, Fig. 26) und das Crève-coeur-Huhn (s. d. und Fig. 24), beide voll behaubt und bebartet, ersteres mit aus zwei gezackten Blättern bestehendem Kamm und mittellangen Kehllappen, letzteres mit zwei langen divergierenden Kammspitzen und kurzen Kehllappen; das Brabanterhuhn (Fig. 25) mit Helmhaube (nach oben und vorn spitz zulaufend) und einem in zwei kleinen Spitzen mit Zacken bestehenden Kamm; das Holländerhuhn (s. d. und Fig. 27) mit voller Haube, ohne Federbart, mit zwei sehr kleinen Kammspitzen und langen Kehllappen; das Laflèchehuhn (s. d. und Fig. 23) mit sehr kleiner Haube, ohne Federbart, mit einem in zwei parallele kurze Spitzen geteilten Kamm und sehr langen Kehllappen; das Bredahuhn (s. d.) mit sehr kleiner Haube, ohne Federbart, mit einem in einer flachen, in der Mitte vertieften Erhöhung bestehenden Kamm und mittellangen Kehllappen.

Haubenlerche, s. Lerche.

Haubenmeise, s. Meise.

Haubensteißfuß (Podiceps cristatus Linné; s. Tafel: Schwimmvögel II, Fig. 6), Haubentaucher, ein Vogel aus der Gattung der Steißfüße (s. d.) von 65 cm Höhe. Die Unterseite, ein Schulterstreif und ein breiter Flügelspiegel sind weiß, die Oberseite ist graubraun, alle Federn haben einen seidenartigen Glanz. Im Hochzeitskleid haben die Alten eine zweizipflige braune Kopfhaube und einen hellbraunen, schwarz eingefaßten Federkragen an den Seiten des Kopfes und der Kehle. Sie bewohnen die gemäßigten Teile Europas, Asiens und Nordamerikas und sind stellenweise im nördl. Deutschland sehr häufig.

Haubentaucher, s. Haubensteißfuß.

Haubenwachtel, s. Schopfwachtel.

Haubergsbetrieb, s. Hackwald.

Hauberrisser, Georg Joseph, Baumeister, geb. 19. März 1841 zu Graz, besuchte die Akademien zu München und Berlin und ging dann zu Friedr. Schmidt nach Wien. Bei der Konkurrenzausschreibung für die Errichtung eines Rathauses in München 1866 wurde sein Projekt im got. Stil zur Ausführung angenommen (1880 vollendet, 1888–92 erweitert). Darauf wandte sich H. der deutschen Renaissance zu, in welchem Stile er die Rathäuser zu Kaufbeuren und Wiesbaden (1884–87) wie eine Anzahl von Stadtgebäuden und Villen erbaute. Für seine zu Graz 1881–91 erbaute Herz-Jesukirche wählte er wieder die Gotik und zwar die deutsche Frühgotik. Seit 1892 ist er mit dem Bau der St. Paulskirche in München beschäftigt. H. wurde 1876 Professor, ist Ehrenmitglied der Akademien zu München und Wien und hat seit 1866 seinen Wohnsitz in München.

Haubitze, von Hauffnitz, czech. Verstümmelung von Hauptbüchse, einer verkürzten Steinbüchse, aus der sich später die H. als kurzes ↔ Kammergeschütz entwickelte (s. Geschütz, Bd. 7, S. 911b). Der Name H. hat noch keine allgemeine Anwendung in der Benennung der gezogenen Geschützarten gefunden, und man spricht bei diesen anstatt der H. vielfach von kurzen Kanonen, neuerdings wohl auch von langen Mörsern.

Haublei, eine beim Hauen der Feilen benutzte Unterlage aus Blei. (S. Haugesenk.)

Haubner, Gottlieb Karl, Tierarzt, geb. 18. Sept. 1806 zu Hettstedt, studierte Tierheilkunde zu Berlin und wurde dann anatom. Assistent daselbst, 1831 Kreistierarzt zu Ortelsburg, 1836 zu Greifswald, wo er auch als Docent an der königl. Staats- und Landwirtschaftlichen Akademie thätig war, 1845 Professor an der Akademie zu Eldena, 1853 Direktor der Dresdener Tierarzneischule. Er wurde 1878 pensioniert und starb 17. April 1882 zu Dresden. H. schrieb: «Über die Magenverdauung der Wiederkäuer» (Anklam 1837), «Landwirtschaftliche Tierheilkunde" (ebd. 1837; 11. Aufl., Berl. 1893), «Die Gesundheitspflege der landwirtschaftlichen Haussäugetiere» (Greifsw. 1845; 4. Aufl., Dresd. 1881), «Handbuch der Veterinärpolizei» (Dresd. 1869). Auch durch Reorganisation des Veterinärwesens in Sachsen hat sich H. hoch verdient gemacht.

Hauboden, s. Erdbau.

Haubold, Christian Gottlieb, Jurist, geb. 4. Nov. 1766 zu Dresden, studierte zu Leipzig Rechtswissenschaft, wurde 1789 außerord. Professor der Rechtsaltertümer daselbst, 1791 Beisitzer des Oberhofgerichts und 1796 ord. Professor des sächs. Rechts zu Leipzig, 1802 Beisitzer der Juristenfakultät, 1816 Kollegiat des großen Fürstenkollegiums. Er starb daselbst 14. März 1824. H. gehört neben Savigny und Hugo zu den Gründern der Historischen Schule. Unter seinen Schriften sind besonders zu erwähnen die «Institutionum historicarum juris romani lineamenta» (Lpz. 1802; 4. Aufl. 1805), «Institutiones juris romani literariae» (Bd. 1, ebd. 1809), «Institutionum juris romani privati historicodogmaticarum lineamenta» (ebd. 1814; neue Ausg., von Otto, 1826), «Manuale Basilicorum» (ebd. 1819), «Lehrbuch des sächs. Privatrechts» (ebd. 1820; 3. Aufl., von Hänsel, 2 Tle., 1847–48), «Doctrinae Pandectarum lineamenta cum locis classicis» (ebd. 1820). Seine «Opuscula academica» wurden von Wenck und Stieber herausgegeben (2 Bde., Lpz. 1825–29), seine «Antiquitatis romanae monumenta» von Spangenberg (Berl. 1830). Die Auffindung des Gajus (s. d.) geschah auf Anregung von H.

Haubourdin (spr. obŭrdäng), Hauptort des Kantons H. (87,24 qkm, 16 Gemeinden, 35355 E.) im Arrondissement Lille des franz. Depart. Nord, an der Linie Lille-Béthune der Franz. Nordbahn, hat (1891) 6229, als Gemeinde 7457 E., Dampfbahnverbindung mit Lille, Fabrikation von Spitzen, Bleiweiß und Zucker, große Brennerei und Handel.

Hauch, Joh. Carsten von, dän. Dichter, geb. 12. Mai 1790 zu Frederikshald in Norwegen, bekleidete lange die Professur der Physik an der Akademie zu Sorö, bereiste 1821–27 Deutschland, Italien und Frankreich und wurde 1846 Professor der nordischen Litteratur in Kiel. Als er von hier durch den Ausbruch der Revolution von 1848 vertrieben wurde, gewährte ihm die Königin Marie Sophie Friederike eine Zuflucht in der Nähe von Kopenhagen auf dem Schlosse Frederiksberg. Nach Öhlenschlägers Tode erhielt er 1851 die Professur der Ästhetik cm der Universität. 1858–59 war H. Thea-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 871.