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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hauhechel; Hauk; Haukhoin; Haukrankheit; Hauländer Wirtschaften; Haulleville; Haun; Haupt

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Hauhechel - Haupt.

aus einem alten, schon 1235 urkundlich genannten, jetzt in Mähren (katholische Linie) und Schlesien (protestantische Linie) begüterten Geschlecht, studierte in Halle und Göttingen die Rechte, brachte sodann mehrere Jahre in Italien zu, lebte zehn Jahre auf seinen Gütern in Schlesien und ward von den schlesischen Ständen 1791 zum Generallandschaftsdirektor erwählt. Nach längerm Sträuben von Friedrich Wilhelm II., mit dem ihn die gleiche, zum Mystischen geneigte Sinnesart verband, in den preußischen Staatsdienst gezogen, ward er 1792 zum Gesandten in Wien ernannt. Ende 1792 als Kabinettsminister nach Berlin berufen, schloß er 19. April 1794 den Haager Subsidientraktrat ab und setzte durch seinen Einfluß den Baseler Frieden mit Frankreich (5. April 1795) durch. Als Belohnung dafür erhielt er Güter im Wert von 200,000 Thlr. Von 1802 ab verwaltete er das Ministerium des Auswärtigen ganz allein. Als 1803 die Franzosen Hannover besetzten und somit die Neutralität des nördlichen Deutschland verletzten, zog sich H., nachdem der König die von ihm beantragte Forderung der Räumung oder Kriegserklärung an Frankreich abgelehnt hatte, im August 1804 mit unbeschränktem Urlaub auf seine Güter zurück, worauf Hardenberg an seine Stelle trat. 1805 ward er wieder berufen, um Napoleon ein Ultimatum vorzulegen, ließ sich aber von diesem hinhalten, bis derselbe 2. Dez. den entscheidenden Sieg bei Austerlitz errungen hatte, worauf sich H. genötigt sah, 15. Dez. den Vertrag von Schönbrunn einzugehen, durch welchen Preußen Ansbach, Kleve und Neuenburg an Frankreich abtrat und dafür Hannover erhielt. Ein neuer Vertrag, von H. 15. Febr. 1806 in Paris abgeschlossen, isolierte Preußen vollständig und führte den Bruch mit England herbei. Trotzdem blieb H. an der Spitze der Geschäfte, was Napoleon indes nicht von neuen Insulten abhielt und das Mißtrauen der andern Mächte erweckte. Schließlich konnte H. doch den Bruch mit Frankreich nicht hindern, und der verhängnisvolle Krieg von 1806, eine Folge seiner Schwäche, begann. H. befand sich anfangs im Hauptquartier, begleitete dann den König nach Ostpreußen, erhielt in Osterode im November 1806 seinen Abschied und zog sich ins Privatleben zurück. Im J. 1811 wurde er zum Kurator der Universität Breslau ernannt; doch lebte er seit 1820 meist in Italien, abwechselnd zu Venedig, Padua und auf einer Villa in der Nähe von Este, und starb 1831 in Venedig. Seine Politik suchte er zu rechtfertigen in der Schrift "Fragment des mémoires inédits du comte de H." (Jena 1837). Vgl. Minutoli, Der Graf von H. u. Job v. Witzleben (Berl. 1844).

Hauhechel, Pflanzengattung, s. Ononis.

Hauk, Minnie, Opernsängerin, geb. 16. Nov. 1853 zu New York, Tochter eines deutschen Gelehrten, machte sich schon im achten Jahr als Sängerin bemerkbar, genoß dann den Unterricht des Gesanglehrers Errani und trat mit 15 Jahren zuerst auf einer Privatbühne als Linda mit solchem Erfolg auf, daß der anwesende Direktor der Academy of music sie sofort für sein Unternehmen engagierte. 1868 debütierte sie als Sonnambula auf dem New Yorker Operntheater unter großem Beifall, gab dann Gastspiele in den übrigen Hauptstädten der Vereinigten Staaten und wurde bald der erklärte Liebling des Publikums. Auch in London fand sie (1869) die glänzendste Aufnahme, ebenso in Wien, wo sie ein dreijähriges Engagement an der Hofoper annahm. Nach Ablauf desselben ging sie zu der neuerrichteten Komischen Oper daselbst über und gastierte nach Auflösung derselben in Pest, Dresden und Breslau sowie 1874 in Berlin. Die günstige Aufnahme, die sie dort gefunden, veranlaßte ihr Engagement für die Wintersaison 1875, welches 1876 erneuert wurde. Nachdem sie im Herbst 1877 in Brüssel, sodann in London gesungen, wandte sie sich 1878 wieder nach Amerika, wo neue Triumphe ihrer warteten. Seit 1881 lebt sie als Gattin des Reiseschriftstellers v. Hesse-Wartegg meist in London. Ihre von einer durchgebildeten Gesangskunst und einem durchgeistigten Spiel getragenen Leistungen gipfeln in der heitern Spieloper, obgleich auch ihre Aida, Margarete, Ophelia und Julia überall als Darstellungen ersten Ranges geschätzt werden. Aus ihrem reichhaltigen Repertoire des komischen Genres sind Susanne, die beiden Zerlinen, Angela, die Regimentstochter, Rosine, Katharine (in Götz' "Zähmung der Widerspenstigen") und Bizets Carmen hervorzuheben.

Haukhoin, Volk, s. Dama.

Haukrankheit, Bleivergiftung der Rinder, welche durch Anwendung von bleifarbigem Ölanstrich in Krippen und Bottichen, durch Verunreinigung von Gewässern mit Blei und durch Überschwemmung von Wiesen und Triften mit bleihaltigem Wasser herbeigeführt werden kann.

Hauländer Wirtschaften (Hauländereien, fälschlich Holländereien), Güter in der Provinz Posen, welche früher, als das Land noch wenig bevölkert war, gegen einen jährlichen geringen Zins ohne Kaufgeld zu Eigentum verliehen wurden.

Haulleville (spr. olwil), Prosper Charles Alexandre, Baron von, belg. Publizist und Führer des konstitutionellen Katholizismus, geb. 28. Mai 1830 zu Luxemburg aus einer lothringischen Emigrantenfamilie, wurde, nachdem er in Lüttich, Brüssel und Bonn studiert und promoviert, 1856 Professor des Naturrechts an der Universität Gent. Bei dem Sturz des Ministeriums Decker-Vilain 1857 seines Amtes enthoben, nahm er teil an der Gründung des katholisch-konservativen Blattes "Universel", übernahm 1865 die Direktion der "Revue générale" und wurde daneben Anfang 1878 Chefredakteur des "Journal de Bruxelles", des hervorragendsten katholisch-konstitutionellen Blattes in Belgien. Als seine Hauptschriften sind zu nennen: die 1862 von der Akademie mit dem großen fünfjährigen Preis gekrönte "Histoire des communes lombardes depuis leur origine jusqu'à la fin du XIII. siècle" (Par. 1858, 2 Bde.); "De l'enseignement primaire en Belgique" (1870); "La nationalité belge, ou Flamands et Wallons" (Gent 1875); "La définition du droit" (1875) und das in neun Sprachen übersetzte Werk "De l'avenir des peuples catholiques" (1876).

Haun, Fluß im preuß. Regierungsbezirk Kassel, entspringt an der Westseite des Rhöngebirges, fließt von S. nach N., verstärkt sich rechts durch Bieber, Nüst und Eitra und mündet nach 50 km langem Lauf bei Hersfeld in die Fulda.

Haupt, s. Kopf.

Haupt, 1) Moritz, ausgezeichneter klassischer Philolog und Germanist, geb. 27. Juli 1808 zu Zittau, wo sein Vater Ernst Friedrich (gest. 1843), Herausgeber der "Jahrbücher des Zittauischen Stadtschreibers Johannes von Guben" (Görl. 1837) sowie trefflicher Übersetzer Goethescher Gedichte und deutscher Kirchenlieder ins Lateinische ("Carmina Goethii", Leipz. 1841, und "Hymni sacri", das. 1842), bis 1832 Bürgermeister war, erhielt seine Vorbildung in seiner Vaterstadt, studierte 1826-30 in Leipzig unter G. Hermann, privatisierte hierauf seines schwermütigen