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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hausorden der Treue; Hausrath; Hausratte; Hausregimenter; Hausrotschwänzchen; Hausruck; Haussa; Haussastaaten

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Hausorden der Treue – Haussastaaten

Hausorden der Treue, vornehmster bad. Orden, ursprünglich vom Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach als «Ordre de la fidélité» 17. Juni 1715 in einer Klasse gegründet, 8. Mai 1803 in zwei Klassen erweitert, 17. Juni 1840 wieder auf eine Klasse beschränkt. Ordenszeichen ist ein vierarmiges, je von zwei verschlungenen C (Carl) bewinkeltes, rot emailliertes goldenes Kreuz; im runden weißen Mittelschild zwei verschlungene C über Felsen mit der Überschrift «Fidelitas», von einer Krone überhöht und an silbereingefaßtem, gelbem Bande getragen. (S. Tafel: Die wichtigsten Orden II, Fig 1.)

Hausrath, Adolf, prot. Theolog, geb. 13. Jan. 1837 zu Karlsruhe, studierte in Jena, Göttingen, Berlin und Heidelberg Theologie, wurde 1861 Vikar und Privatdocent in Heidelberg, 1864 Assessor im bad. Oberkirchenrat zu Karlsruhe, 1867 außerord., 1872 ord. Professor der Kirchengeschichte in Heidelberg. 1889–90 vertrat er auf dem Landtage die Universität als Abgeordneter zur Ersten Kammer. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Der Apostel Paulus» (Heidelb. 1865; 2. Aufl. 1872), «Neutestamentliche Zeitgeschichte» (3 Tle., ebd. 1868 fg.; zum Teil 3. Aufl., Münch. 1875–79), «Der Vierkapitelbrief des Paulus an die Korinther» (Heidelb. 1870), «Religiöse Reden und Betrachtungen» (Lpz. 1873; 2. Aufl. 1882), «D. F. Strauß und die Theologie seiner Zeit» (2 Bde., Münch. 1876–78), «Kleine Schriften religionsgeschichtlichen Inhalts» (Lpz. 1883), «Arnold von Brescia» (ebd. 1891), «Peter Abälard» (ebd. 1893). H. verfaßte unter dem Namen George Taylor histor. Romane: «Antinous» (Lpz. 1880; 6. Aufl. 1886), «Klytia» (ebd. 1883; 5. Aufl. 1884), «Jetta» (1. bis 3. Aufl., ebd. 1884), «Elfriede» (2. Aufl., ebd. 1885).

Hausratte, s. Ratte.

Hausregimenter hießen früher in Osterreich diejenigen Regimenter, deren Inhaber der Kaiser oder einer der Erzherzöge des kaiserl. Hauses war.

Hausrotschwänzchen oder Hausrötling, s. Rotschwänzchen.

Hausruck (in den ältesten Urkunden Husruke, Housrukk), ein 30 km langer, großenteils mit Wald bedeckter Bergrücken (632–790 m) zwischen dem Inn, der Ager und der Traun in Oberösterreich. Er wird von der Linie Attnang-Ried der Österr. Staatsbahnen in einem Tunnel durchbrochen und von der Vöcklamarkt-Rieder Straße in einer Höhe von 661 m überstiegen. Die höchsten Gipfel des H., welcher einen großen Reichtum an Braunkohlen besitzt, die bei Wolfsegg (s. d.) und Thomasroith abgebaut werden, sind der Göbelsberg (800 m) und der Hofbrunn (749 m). Das südwestl. Ende des H. heißt der Kobernauser Wald (632–766 m) und reicht bis zur Mattig. Das Gebiet zwischen dem H. und der Traun, Hausruckviertel oder Hausruckkreis (Hauptstadt Wels), war einer der vier ehemaligen Kreise Oberösterreichs.

Haússa, ein aus Tuareg und Berbern gemischter Negerstamm in den Haussastaaten (s. d.) im Nordwesten Afrikas. (S. Tafel: Afrikanische Völkertypen, Fig. 15, Bd. 1, S. 182.) Ihre ursprüngliche Heimat scheint die niedrige Wasserscheide zwischen Sokoto und Bornu gewesen zu sein. Sie leben mit der jetzt herrschenden Rasse der Fulbe (s. d.) im ganzen Haussareiche vermischt, am reinsten haben sie sich in Gando (s. d.) erhalten. Die H. sind ein sehr intelligentes, arbeitsames, gegen den Fremden ↔ wohlwollendes Volk. Sie treiben Ackerbau, Viehzucht und Handel, zeichnen sich auch als geschickte Handwerker, als Weber, Färber, Schmiede, Gürtler, Baumeister und Goldarbeiter aus. (S. Tafel: Afrikanische Kultur II, Fig. 11 u. 13.) Ihre Sprache, wohlklingend wegen des Reichtums an Vokalen, grammatikalisch einfach, bildsam in jeder Richtung, mit zahlreichen Anklängen an die hamitisch-semit. Idiome von Nordafrika, ist vom Tsadsee bis zur Guineaküste die allgemeine Handels- und Verkehrssprache geworden; ja man vernimmt sie selbst an den Gestaden des Mittelmeers, in Tripolis, Tunis und Algerien. Die H. besitzen eine umfangreiche religiöse Litteratur. Durch den zwingenden Einfluß der Fulbe wurden sie, ursprünglich Heiden, allmählich strenggläubige Muselmänner; die Bewohner von Katsena widerstrebten dem Eindringen des fremdländischen Elements am längsten.

Haússastaaten oder Haussaländer, bilden jenes Gebiet Westsudans in Nordwestafrika, das im N. an die Sahara, im O. an Bornu, im S. an das die Wasserscheide zwischen Binuë, Logone, Sannaga und Mbam bildende Gebirge und im W. an den Niger von Birni bis Lokodscha grenzt. Der Umfang wird auf 400000 qkm, die Einwohnerzahl auf 4 Mill. geschätzt. Von den weiten an die Sahara anstoßenden Ebenen steigt ein flachgewelltes, von Granitfelsengruppen unterbrochenes Hügelland zu einem mächtigen Gebirgszuge an, der sich von der Grenze von Bornu aus in Westsüdwestrichtung gegen die Mündung des Binuë in den Niger erstreckt. Das von undurchdringlichen Wäldern bedeckte Gebirge, reich an kuppelförmigen Gipfeln, Felsgraten und Schluchten, erreicht im Saranda 2135 in und in den Gorabergen 1800 m Höhe und entsendet südlich nach Keffi den Kokona als Ausläufer. Das Gestein ist roter, grauer oder dunkler Granit. Die Wasserscheide im O. zwischen den Zuflüssen zum Niger und jenen zum Tsadsee dacht sich bei äußerst geringer Erhebung fast unmerklich nach beiden Seiten ab. Der mächtige Nigerstrom dient wegen seiner Stromschnellen zwischen Gomba und Rabba nur dem Lokalverkehr. Er erhält als linksseitige Zuflüsse aus den H. den Gülbin-Gindi, der bei Katsena entspringt, trotz seiner Breite von 40 bis 75 m im Unterlauf während der Regenzeit sich zur Schiffahrt nicht eignet und gegenüber von Gomba mündet; den Kaduna, welcher den Gorabergen in der Landschaft Saria entspringt und von seiner Mündung 50 km aufwärts schiffbar ist.

Das Klima im N. ist von dem des S. verschieden. Die heiße, trockne Luft verwandelt die Gegenden von Guber in unfruchtbare Savannen und vermindert die Ertragsfähigkeit noch in der Umgebung der Stadt Sokoto. Der größere Teil steht aber unter dem Einfluß einer regelmäßigen Regenfülle und bietet deshalb das Bild teils großartiger, teils anmutiger tropischer Vegetation. Die Wälder, von denen einer (zwischen Sokoto und Katsena) eine Ausdehnung von 80 km besitzt, bestehen aus Tamarinden, Baobabs, Dattel-, Dum- und Delebpalmen, aus Butter-, Melonen- und Wollbäumen. Angebaut werden hauptsächlich Reis und Zwiebeln, außerdem die übrigen Feldfrüchte und die Baumwollstaude. Rinderherden giebt es in Menge, dagegen fast gar kein Wild und keine Raubtiere. Den Hauptbestandteil der Bevölkerung bilden Haussa (s. d.) und Fulbe (s. d.), außerdem Tuculör (s. d.) und eine Mischrasse von Tuareg und Fulbe. Die Fulbe sind die herrschende Klasse; aus ihrer Mitte stammt der Sultan

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 895.