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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hautain - Haute-Garonne

Hautain (frz., spr. otäng), hochmütig, stolz.

Hautatmung, Hautausdünstung, s. Haut (S. 903 a).

Hautausschlag, Hautblüten, s. Ausschlag und Hautkrankheiten.

Hautbois (srz., spr. obŏá), s. Oboe.

Hautboisten, Hoboisten, ursprünglich wohl die Bläser der Oboe (s. d.), die Schalmeier, die den Kern des Orchesters bis ins 18. Jahrh. hinein bildeten (s. auch Schalmei); jetzt allgemeine Bezeichnung der Musiker bei den Regimentsmusiken der Infanterie, von denen die Spielleute (die Tambours, Hornisten, Pfeifer) zu unterscheiden sind.

Hautbremsen (Hypoderma), eine Gattung der Biesfiiegen (s. d.). Die Weibchen kleben ihre Eier an die Rückenhaare von Wiederkäuern. Die ausschlüpfenden Larven bohren sich in die Haut ein und erzeugen große Eiterbeulen (Dasselbeulen), in denen sie sich aufhalten, bis sie erwachsen sind. Nach neuern Untersuchungen des amerik. Tierarztes Kooper-Curtice sollen sich die Larven nicht in die Haut einbohren, sondern von den Wirtstieren aufgeleckt werden und von der Speiseröhre aus durch das Bindegewebe und die Muskeln unter die Haut wandern. Die erwachsenen Larven bohren sich aus der Haut heraus, lassen sich auf die Erde herabfallen und verpuppen sich hier. Die Beulen vernarben, doch entstehen an ihrer Stelle beim Gerben runde Löcher, welche die Häute wertlos machen. Wichtig sind Rinderhautbremse (Hypoderma bovis Deg.) und Hirschhautbremse (Hypoderma Actaeon Brauer).

Haut-Brion (spr. o brióng), eine Weinsorte, s. Bordeauxweine (Bd. 3, S. 304 b).

Haut-de-chausse oder Haut-de-chausses (frz., spr. o dĕ schohß), Kniehosen.

Hautdunst, s. Haut.

Häute, die äußern Überkleidungen tierischer Körper, im Handel diejenigen aller größern Tiere (Rind-, Roß-, Büffelhäute), während die der kleinern als Felle bezeichnet werden (Kalb-, Hasen-, Ziegenfelle u. s. w.). Sämtliche Rauchwaren sind Felle. H. heißen auch nur die rohen und unbearbeiteten Stücke, die meist zum Gerben verwendet werden; gegerbt werden sie dann als Leder bezeichnet. H. sind bedeutender Handelsartikel von Hamburg, Antwerpen, Havre, Liverpool und London. Große Mengen werden jährlich aus Südamerika und Britisch-Ostindien eingeführt und nach der Art der Zubereitung als trockne, trocken gesalzene (vor dem Trocknen auf der Fleischseite mit Salz abgerieben) und naß oder grün gesalzene H. dem Gewicht nach gehandelt. Die Einfuhr Deutschlands 1892 betrug an Rind-, Roß- und Büffelhäuten 101 372 Doppelcentner im Werte von 58,26 Mill. M.

Haute-Combe (spr. ot kongb), Cistercienserabtei im franz. Depart. Savoie, 2l km nordnordwestlich von Chambéry, am westl. Ufer des Sees von Bourget, am Fuße des Mont de la Charvaz malerisch gelegen, wurde 1125 von Amadeus III. von Savoyen gegründet, gelangte bald zu hohem Ansehen, bis sie im Österreichischen Erbfolgekriege von den Spaniern hart mitgenommen und in der Französischen Revolution ausgeplündert und aufgehoben wurde, worauf man 1800 die Gebäude zu einer Fayencefabrik einrichtete. König Karl Felix ließ sie 1824-43 als Ruhestätte seines Hauses wiederherstellen, und bei der Abtretung Savoyens 1860 wurde die Fortdauer der Abtei ausdrücklich gewährleistet. Die Kirche, ein überladener Bau in spätgot. Stil ausgeführt, enthält über 300 Statuen und Monumente, größtenteils Denkmäler savoyischer Fürsten.

Haute-finance (frz., spr. ot finángß), hohe Finanzwelt, die Bankiers ersten Ranges.

Haute-Garonne (spr. ot garónn), Departement Frankreichs, wird im S. durch die Pyrenäen von Spanien getrennt, im W. von den Depart. Gers und Hautes-Pyrénées, im N. von Tarn-et-Garonne, im NO. von Tarn, im O. und SO. von Aude und Ariége begrenzt, hat 6289,88, nach Berechnung des Kriegsministeriums 6365 qkm und (1891) 472 383 E., d. i. 74 auf 1 qkm und eine Abnahme von 1,82 Proz. gegen 1886. Es bildet die engere Diöcese des Erzbischofs von Toulouse, hat zur Hauptstadt Toulouse, zerfällt in die 4 Arrondissements Toulouse, Villefranche, Muret und St. Gaudens, in 39 Kantone und 587 Gemeinden. Der schmale südl. Teil gehört zum Hochgebirgsland der Pyrenäen und hat als höchste Punkte den Perdiguère (3220 m), den Pic de Crabioules (3119 m), den Col de Portillon mit dem Gletschersee gleichen Namens. Der besuchteste Paß ist der 2417 m hohe Port de Benasque, mit Hospital, auf dem Wege von Bagnères de Luchon nach Benasque. Berühmt sind die Cirken von Gavarnie und von Troumouse, die Thäler des Pique, vor allem das des Lys, die 14 km lange Reihe der Gletscher Gours, Blancaux, Graouès und die in der Region der Cirken, vom Taillon bis zum Mont-Perdu. Die Vorstufen der Pyrenäen gehen nach N. zu allmählich in ein rebenreiches Hügelland und endlich in das fruchtbare Flachland von Languedoc und Gascogne über. Die Bewässerung ist günstig, die Garonne nimmt hier auf beiden Seiten zahlreiche Nebenflüsse auf, von denen Salat, Arize, Ariège und Reste, Touch und Save die wichtigsten sind. Das Klima ist, abgesehen von dem rauhern Süden, mild und gesund, solange sich nicht der schädliche Westwind (Sers) erbebt. Der Boden (3595 qkm Ackerland) liefert Weizen (1891: l950 000 hl), Mais (899 715 hl), Roggen (113500 hl), Hafer (744 000 hl), Gerste (98 000 hl) über Bedarf, die Rebenpflanzungen (53 509 ha) einen mittelmäßigen Wein (1891: 403 932 hl; 850 219 hl im zehnjährigen Durchschnitt), von dem zwei Drittel in den Handel kommen. Außerdem werden Kartoffeln, Hanf, Obst, Kastanien und Ölpflanzen gebaut. Die Wälder (930 qkm) liefern Schiffbauholz und die Wiesen, Heideflächen und fetten Weiden (663 qkm) fördern die Zucht vortrefflicher Schafe (160 990 Stück) und Rinder (120 820). Man zieht auch Schweine und Ziegen, weniger Pferde, außerdem Truthühner, Gänse und Tauben. Die Bienenzucht liefert (1887) nur 16 188 kg Honig. In den Pyrenäen hausen noch Bären, Wölfe und Adler. Von Mineralien wird nur das Eisen hinlänglich ausgebeutet. An verschiedenen Stellen wird Marmor, außerdem auch Granit und Schiefer gebrochen. Unter den Heilquellen haben die von Bagnères-de-Luchon (s. d.) den meisten Ruf. In industrieller Beziehung steht die H. noch zurück. Es bestehen Eisen- und Stahlwerke, Baumwoll- und Schafwollspinnereien, Gerbereien und zehn größere Papierfabriken. Der Handel ist unbedeutend. Toulouse ist der Stapelplatz für den Handel mit Naturprodukten nach Spanien. Die Linien Bordeaux-Toulouse-Carcassonne und Toulouse-Tarbes mit ihren Abzweigungen (im ganzen 339 km) durchziehen das Land, von welchen drei (nach Ax, St. Girons und nach Bagnères-de-Luchon) in die Pyrenäen hineinführen. Es besitzt