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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Heideboden - Heidel.

Schuhmacherei, Papierfabrikation, Bierbrauerei und (1885) 7355 meist evang. Einwohner. - H. ist seit 1447 Hauptort in Dithmarschen; Stadt ward es wieder nach der preußischen Besitznahme, nachdem es unter dänischer Herrschaft seine frühern Stadtrechte verloren hatte. Daselbst ward 1524 Heinrich von Zütphen, der erste lutherische Geistliche des Landes, verbrannt, und daselbst kämpften 13. Juni 1559 die Dithmarschen zum letztenmal für ihre Freiheit. H. ist Geburtsort des plattdeutschen Dichters Klaus Groth.

Heideboden (Heideerde), ein schwärzlichgrauer oder schwarzer Humusboden mit etwas Quarzsand, auf welchem vorzugsweise Heidekraut (Erica, Calluna vulgaris) wächst. Gewöhnlich ist er arm an Mineralstoffen, nimmt wenig Feuchtigkeit auf, wird durch die Sonnenstrahlen stark erwärmt und verliert das wenige aufgenommene Wasser schneller als der milde Humusboden. Heideerde wird vielfach in der Gärtnerei zur Kultur der Erikaceen, namentlich aber auch gemischt mit Lauberde etc. für sehr viele Gewächse angewandt (vgl. Erden).

Heideck (Heydeck), Stadt im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, Bezirksamt Hilpoltstein, 408 m ü. M., an der Roth und der Eisenbahn Greding-Roth, hat 2 Kirchen, ein Schloß, Hopfenbau und (1885) 1048 kath. Einwohner. Südlich der aussichtsreiche Schloßberg mit Ruine.

Heideck, K. W. von, s. Heidegger 2).

Heideerde, s. Heideboden.

Heidegewächse, s. Erikaceen.

Heidegger, 1) Johann Heinrich, namhafter reform. Theolog, geb. 1633 zu Bärentschweil im Kanton Zürich, ward Professor des Hebräischen zu Heidelberg, 1659 Professor der Theologie am Gymnasium in Steinfurt, 1665 Professor der Moral zu Zürich und 1667 der Theologie, starb 1698. Während H. einer Konsensusunion der reformierten Kirche mit der lutherischen 1686 das Wort redete, richtete er seine scharfe Polemik gegen die katholische Kirche. Hierher gehören: "De fide decretorum concilii Tridentini quaestiones" u. "Anatome concilii Tridentini". Er beteiligte sich auch an der Abfassung des "Consensus helveticus" (s. d.).

2) Karl Wilhelm, Freiherr von Heideck, genannt Heidegger, Maler, auch als Philhellene bekannt, geb. 6. Dez. 1788 zu Saaralben in Lothringen, erhielt in Zürich seine erste Ausbildung in der Kunstschule unter Meyer und K. Geßner, kam 1799 nach Zweibrücken und 1801 nach München, wo er die Militärakademie besuchte, zugleich aber seine Kunststudien fortsetzte. 1805 trat er in die bayrische Armee, wohnte den Feldzügen von 1805, 1806 und 1809 gegen Österreich, Preußen und Tirol bei und ging 1810 als Freiwilliger nach Spanien, von wo er 1813 zurückkehrte. Den Freiheitskrieg 1813 machte er als Hauptmann mit. 1814 begleitete er als Major den bayrischen Kronprinzen nach England, war dann während des Kongresses in Wien anwesend und 1816 Mitglied der Grenzberichtigungskommission in Salzburg. 1826 ging er als Oberstleutnant im Generalstab nach Griechenland, beteiligte sich 1827 an dem unglücklichen Versuch des Obersten Gordon, die Akropolis zu entsetzen, und kommandierte im März desselben Jahrs das Geschwader, welches die Magazine auf Oropos zu zerstören bestimmt war, so glücklich, daß ihm die Nationalversammlung zu Damala den Naturalisationsbrief verlieh. Vom Präsidenten Kapo d'Istrias 1828 zum Kommandanten von Nauplia und bald darauf zum Militärgouverneur von Argos ernannt, leistete H. in dieser schwierigen Stellung Außerordentliches und legte Magazine, Zeughäuser, Hospitäler etc. an. Gesundheitsrücksichten nötigten ihn, im August 1829 um seine Entlassung einzukommen. Er kehrte nach München zurück und trat hier mit dem Rang eines Obersten wieder in die Armee ein. Doch gehörten seine Mußestunden nach wie vor der Malerei; selbst in Fresko versuchte er sich mit Erfolg. Das Viergespann am Wagen des Helios in der Glyptothek ist von seiner Hand. 1832 wurde er zum Mitglied der Festungsbaukommission zu Ingolstadt ernannt. Die Erhebung des Prinzen Otto von Bayern auf den griechischen Thron führte ihn abermals nach Griechenland. Er wurde nun zum Generalmajor und Mitglied der Regentschaft des griechischen Staats während der Minderjährigkeit des Königs Otto ernannt, in welcher Stellung er sich große Verdienste um die Organisation des Staats, namentlich des Militärwesens, erworben hat. Nach dem Eintritt der Volljährigkeit des Königs kehrte er wieder in seine frühere Stellung zurück. 1844 zum Freiherrn erhoben und dann zum Generalleutnant befördert, war er 1850 auch als Referent im Kriegsministerium thätig. Er starb 21. Febr. 1861 in München. Seine Gemälde zeigen richtige Zeichnung, namentlich der Staffage; das Landschaftliche wußte er nicht minder trefflich zu behandeln. Die nach seiner Rückkehr aus Griechenland vollendeten Ölgemälde stehen seinen frühern nach; sie sind flüchtiger behandelt, etwas trocken und unharmonisch, wohl weil er sich bestrebte, die hohen Farbentöne der griechischen Landschaft wiederzugeben. Dagegen zeigen einige neuere ländliche Genrebilder wieder die frühere Harmonie und Schönheit des Tons; die treffliche Charakteristik war ihm ohnedies geblieben. Seine meisten Werke befinden sich in den Sammlungen der königlichen Familie.

Heideginster, s. Ulex.

Heidegrütze, s. Buchweizen.

Heidekorn, s. v. w. Buchweizen.

Heidekraut, Pflanzengattung, s. Calluna.

Heidel, Hermann, Bildhauer, geb. 20. Febr. 1810 zu Bonn, studierte erst Medizin, ging aber 1835 zur Kunst über und begann seine Studien in München auf der Akademie und unter Schwanthaler. Nachdem er sich durch Modellierung einer Kolossalbüste Beethovens, welche sich im Rathaus zu Bonn befindet, einen Namen erworben, begab er sich auf drei Jahre nach Italien und ließ sich 1843 in Berlin nieder. Er übernahm hier zuerst Sandsteinarbeiten für das im Neubau begriffene Opernhaus und für die Schloßkuppel sowie Stuckarbeiten für den "weißen Saal". Ein Hochrelief: Karl d. Gr., die Sachsen zum Christentum zwingend, und Luther, die Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg anschlagend, wurde als Gipsmodell ausgeführt und vom König von Preußen dem Martinsstift in Erfurt zum Geschenk gemacht. Es folgten: Umrisse zu Goethes "Iphigenie", acht Blätter aus dem Tantalus-Mythus und eine Iphigeniastatue in Marmor (Orangerie bei Potsdam), eins seiner Hauptwerke; ferner die Reliefs: Ödipus und Antigone auf dem Weg nach Kolonos; Nausikaa, dem Odysseus zuerst begegnend, und Penelope, beim nächtlichen Auftrennen ihres Tagewerks von den Freiern am Webstuhl überrascht. Nach seinem Modell wurde die 1859 in Halle enthüllte Händelstatue in Bronze gegossen, eine der besten modernen Leistungen dieser Art und ebenbürtig neben Rietschels Lessing dastehend. Die Trinkhalle zu Wildbad hat von seiner Hand ein in Terrakotta ausgeführtes Hautrelief, die Flucht Eberhard Rauschebarts aus dem Wildbad darstellend. H. starb 29. Sept. 1865 in Stuttgart.