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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Heinrichswalde; Heinrici; Heinroth; Heinsberg; Heinse

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Heinrichswalde - Heinse.

auf der linken Brust, während die Kommandeure erster Klasse neben dem Kreuz um den Hals einen kleinen Bruststern, die Kommandeure zweiter Klasse nur das Kreuz um den Hals, die Ritter dasselbe auf der Brust tragen. Dem Orden schließt sich als vierte Klasse eine goldene und eine silberne Medaille für Unteroffiziere an. Für Kaiser Wilhelm wurde ein besonderes Großkreuz krëiert.

Heinrichswalde, Hauptort des Kreises Niederung im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen, hat ein Amtsgericht, ein Waisenhaus und (1885) 1592 evang. Einwohner.

Heinrici, Georg, protest. Theolog, geb. 14. März 1844 zu Karkeln in Ostpreußen, studierte seit 1862 in Halle und Berlin, ward 1870 Inspektor des Domkandidatenstifts zu Berlin, 1871 Dozent an der dortigen theologischen Fakultät, 1873 außerordentlicher und 1874 ordentlicher Professor für neutestamentliche Exegese in Marburg. Er ist seit 1881 Mitglied des königlichen Konsistoriums in Kassel. Unter seinen Schriften sind zu nennen: "Die Valentinianische Gnosis und die Heilige Schrift" (Berl. 1871); "Erklärung der Korintherbriefe" (das. 1880, Bd. 1) sowie die 6. Auflage von Meyers "Kommentar über die Korintherbriefe" (Götting. 1881-83).

Heinroth, Johann Christian August, Psycholog, geb. 17. Jan. 1773 zu Leipzig, ließ sich daselbst als Arzt nieder, wurde 1812 außerordentlicher, 1819 ordentlicher Professor der Psychiatrie und starb 26. Okt. 1843. Als Philosoph neigte er dem Mystischen zu, als Seelenarzt hat er sich namentlich um die Lehre von den Seelenstörungen verdient gemacht. Außer seinen "Beiträgen zur psychischen Krankheitslehre" (Gotha 1810) und "Naturlehre des Menschen" (Leipz. 1806) seien genannt: "Lehrbuch der Seelenstörungen und ihrer Behandlung" (das. 1818, 2 Bde.); "Lehrbuch der Anthropologie" (das. 1822, 2. Aufl. 1831); "Lehrbuch der Seelengesundheitskunde" (das. 1823-24, 2 Bde.); "System der psychisch-gerichtlichen Medizin" (das. 1825); "Die Psychologie als Selbsterkenntnislehre" (das. 1827); "Geschichte und Kritik des Mystizismus aller bekannten Völker und Zeiten" (das. 1830); "Grundzüge der Kriminalpsychologie" (Berl. 1833); "Orthobiotik" (das. 1839). Zu Bolzanos (s. d.) "Wissenschaftslehre" hat er eine empfehlende Vorrede verfaßt. Nach seinem Tod wurde herausgegeben: "Lebensstudien, oder mein Testament für Mit- und Nachwelt" (Leipz. 1846). Unter dem Namen Treumund Wellentreter veröffentlichte er: "Gesammelte Blätter" (Leipz. 1818-1826, 4 Bde.), prosaischen und poetischen Inhalts.

Heinsberg, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Aachen, 73 m ü. M., an der Worm, hat ein Amtsgericht, eine evangelische und 2 kath. Kirchen, eine Synagoge, ein Progymnasium, eine Korbflechterschule, eine Burgruine, Leinenfabrikation, Korbflechterei und Korbweidenpflanzungen, Gerberei und (1885) 2122 Einw.

Heinsberg, Philipp von, Erzbischof von Köln, s. Philipp von Heinsberg.

Heinse, Johann Jakob Wilhelm, Schriftsteller, geb. 16. Febr. 1749 zu Langenwiesen im Thüringer Wald, besuchte das Gymnasium zu Schleusingen, widmete sich in Jena unter großen Entbehrungen dem Studium der Rechte, daneben besonders dem der Klassiker alter und neuer Zeit und begab sich dann nach Erfurt, wo er mit Wieland bekannt wurde, der auf seine poetische Richtung große Einwirkung gewann. Durch einige Jugendarbeiten voll stürmischer Sinnlichkeit empfahl er sich Gleim, der den Mittellosen unterstützte und zu sich einlud. Von Erfurt nahm ihn 1771 ein abenteuernder Hauptmann, v. d. Goltz, welcher Heinses Talent vollends vergiftete, mit auf Reisen. Nachdem sich diese Verbindung gelöst hatte, lebte H. zunächst einige Zeit in der Heimat, erhielt dann durch Gleims Vermittelung eine Hauslehrerstelle in Quedlinburg und hielt sich in der Folge bei Gleim in Halberstadt auf, den Namen Rost führend, bis ihn 1774 J. G. Jacobi als Mitarbeiter an der Zeitschrift "Iris" zu sich nach Düsseldorf berief. Hier war es, wo der Besuch der berühmten Bildergalerie seinen Kunstsinn weckte und er über seinen eigentlichen Beruf erst klar ward. Von unbezwinglicher Sehnsucht nach Italien erfüllt, trat er 1780, von Jacobi unterstützt, die Reise dahin an, verweilte meist zu Rom, wo er viel mit dem Maler Müller verkehrte, und kehrte 1784 nach Düsseldorf zurück, wo er sein Hauptwerk: "Ardinghello", schrieb. Im J. 1789 wurde er Lektor des Kurfürsten von Mainz, später kurerzkanzlerischer Hofrat und Bibliothekar zu Aschaffenburg, wo er 22. Juni 1803 starb. Seine litterarische Laufbahn hatte H. durch die Herausgabe der "Sinngedichte" (Halberst. 1771) eröffnet, denen die "Begebenheiten des Enkolp, aus dem Satyrikon des Petron übersetzt" (Schwabach 1773, 2 Bde.), "Die Kirschen", nach Dorat (Berl. 1773), und "Laidion, oder die Eleusinischen Geheimnisse" (Lemgo 1774) folgten. In Rom übersetzte er in Prosa: "Das befreite Jerusalem" (Mannh. 1781, 4 Bde.) und Ariosts "Orlando" (Hannov. 1782, 4 Bde.). Darauf erschienen seine beiden Hauptromane: "Ardinghello, oder die glückseligen Inseln" (Lemgo 1787, 2 Bde.; 4. Aufl. 1838), worin er seine Ansichten über bildende Kunst und Malerei niederlegte, und "Hildegard von Hohenthal" (Berl. 1795-96, 2 Bde.; neue Aufl. 1838, 3 Bde.); seine Gedanken über musikalische Kunstwerke enthaltend. In "Anastasia und das Schachspiel" (Frankf. 1803, 2 Bde.; 3. Aufl. 1831) legte er in Briefform seine Gedanken über Schach- und Kriegsspiel nieder. Die H. häufig beigelegte Schrift "Fiormona oder Briefe aus Italien" (Kreuznach 1803) ist nicht von ihm. Eine Sammlung seiner "Sämtlichen Schriften" veranstaltete H. Laube (Leipz. 1838, 10 Bde.); die neueste erschien 1857, 5 Bde. Als künstlerischen Kompositionen fehlt es Heinses Romanen an Geschlossenheit und Rundung, um so mehr zeichnen sie sich durch Macht und Glut der Darstellung aus. "Heinses Talent (urteilt Gödeke) ist unverkennbar. Vor ihm versuchte niemand in Romanen auf eine so tief eingehende Weise zu reflektieren, wie er es über alle Gattungen der Kunst thut, und niemand vor oder nach ihm hat ein Werk der bildenden Kunst so zum Schauen und Greifen zu schildern vermocht wie er." Hier sind namentlich auch seine Schilderungen einzelner Gemälde der Düsseldorfer Galerie in seinen Briefen hervorzuheben. Auch daß er sich bei dem Winckelmannschen Kunstidealismus des klassischen Altertums nicht beruhigte, ist sein Verdienst. Er erkannte und lehrte die Notwendigkeit, nationale und klimatische Eigentümlichkeiten zu berücksichtigen. Aber er wollte mehr, als Kunst schildern und lehren; sein Talent war vergiftet. Ein Sinnentaumel ohne Liebe, Rausch ohne Gemüt hielten ihn gefangen und ließen ihn nicht bis zur Schönheit der Seele dringen. Das treueste Bild von ihm enthalten die "Briefe zwischen Gleim, H. und Johannes v. Müller" (hrsg. von Körte, Zürich 1806-1808, 2 Bde.). Vgl. Pröhle, Lessing, Wieland, H. (nach handschriftlichen Quellen in Gleims Nachlaß, Berl. 1877); Schober, J. J. W. H., sein Leben und seine Werke (Leipz. 1882).