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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Helecho - Helepolis.

eine Oberförsterei, bedeutenden Gemüsebau und (1885) 2608 evang. Einwohner. Im Korridor des Amtsgerichtsgebäudes ein sehenswertes, vielbewundertes Sandsteinrelief, den Sonnenorden darstellend.

Helecho, s. Pteris.

Helena, 1) Tochter des Zeus und der Leda (s. d.), der Gemahlin des Tyndareos von Sparta, Schwester der Dioskuren, Gemahlin des Menelaos, das schönste Weib ihrer Zeit und unfreiwillige Anstifterin des Trojanischen Kriegs. Als zehnjähriges Mädchen ward sie von Theseus entführt und nach Aphidnä gebracht, aber von ihren Brüdern, den Dioskuren, befreit. Die berühmtesten griechischen Fürstensöhne bewarben sich nun in Sparta um ihre Gunst; sie gab dem Menelaos den Vorzug und brachte ihm das Königreich Sparta als Brautschatz zu. Sie gebar ihrem Gatten die Hermione, ließ sich dann aber während dessen Abwesenheit von dem trojanischen Prinzen Paris bethören und samt einem großen Teil der Schätze des Menelaos nach Troja entführen. Hier erregte ihre Ankunft allgemeine Mißbilligung, gleichwohl konnten die griechischen Gesandten ihre Auslieferung nicht erwirken. Es ward dies die Veranlassung des Trojanischen Kriegs (s. d.). Während desselben weilte sie in Troja als Gemahlin des Paris und vom König Priamos und den Troern trotz des schweren Leides, das sie über die Stadt gebracht, wegen ihrer Schönheit bewundert und geliebt; sie selbst aber bereute ihren Leichtsinn und sehnte sich nach der Heimat und dem frühern Gemahl. Nach Paris' Tod erhielt dessen Bruder Deiphobos ihre Hand. Bei der Einnahme der Stadt war sie den Griechen behilflich und lieferte den Deiphobos in die Hände des Menelaos. Auf der Rückkehr nach Sparta läßt sie Homer durch Sturm an die phönikische Küste verschlagen werden und erst im achten Jahr die Heimat erreichen, wo sie noch längere Zeit mit Menelaos in Frieden und Eintracht lebte. Nach Pausanias wurde sie nach dem Tode des Menelaos von ihren Stiefsöhnen aus Sparta vertrieben und ging nach Rhodos zu ihrer Freundin Polyxo, auf deren Befehl sie wegen des Unheils, das sie angestiftet, an einem Baum aufgehängt ward. Eine andre Sage läßt sie nach dem Tod mit Achilleus auf der Insel Lenke sich vermählen und durch ihn Mutter des geflügelten Euphorion werden. Zu Lakedämon wurde der H. später ein Tempel geweiht und das Fest der Helenia gefeiert. Ihre Schicksale sind der Gegenstand einer Tragödie des Euripides. Gleich ihren Brüdern, den Dioskuren, galt auch sie als Schutzgottheit der Schiffer. H. ist ihrer ursprünglichen Bedeutung nach eine Mondgöttin; ihre Entführung und ihre Wiederkehr wiederholen sich öfters in dem Kultus der Mondgöttinnen. Vgl. Lehrs, H. in den Schriftwerken der Griechen ("Populäre Aufsätze aus dem Altertum", 2. Aufl., Leipz. 1875).

2) Heilige, nach der Legende aus Trier gebürtig, ward Gemahlin des Constantius Chlorus und Mutter Konstantins d. Gr., wallfahrtete in hohem Alter nach Palästina und baute die Kirche zum Heiligen Grab in Jerusalem. Nach der Legende fand sie Christi Kreuz (s. Kreuzeserfindung). Sie soll gestorben sein als Nonne, 80 Jahre alt. Ihr Tag: 18. August.

Helena, Hauptstadt des nordamerik. Territoriums Montana, am östlichen Fuß vom Mullan's Paß (1822 m), über dem die Nord-Pacificbahn das Felsengebirge überschreitet, 2 km von der Bahn entfernt, 1197 m ü. M., inmitten ergiebiger Goldgruben, mit (1885) 8000 Einw.

Helena, St., Insel, s. Sankt Helena.

Helenakraut, s. Inula.

Helenamedaille, von Kaiser Napoleon III. 12. Aug. 1857 gestiftete Kriegsdenkmünze für alle französischen und auswärtigen Militärs der Land- und Seearmee, welche 1792-1815 unter französischen Fahnen gefochten haben. Sie ist von Bronze und trägt, umgeben von einem Kranz und überragt von einer Krone, vorn das Bild Napoleons I., rückwärts die Legende: "A ses compagnons de gloire, sa dernière pensée. Campagnes de 1792 à 1815". Sie wird an grün und rot gestreiftem Band getragen.

Helenavogel (Helenafasänchen), s. Astrilds.

Helene (griech.), 1) H. Luise Elisabeth, Herzogin von Orléans, geb. 24. Jan. 1814 auf Schloß Ludwigslust, Tochter des Erbgroßherzogs Friedrich Ludwig von Mecklenburg-Schwerin, vermählte sich 30. Mai 1837 mit dem Herzog von Orléans, dem Sohn des Königs Ludwig Philipp, und erwarb sich den Ruhm eines Musters echter deutscher Weiblichkeit und die Achtung aller Stände des Volkes. Durch den Tod ihres 13. Juli 1842 auf dem Weg von Paris nach Neuilly verunglückten Gatten verwitwet, widmete sie sich fortan ausschließlich der Erziehung ihrer beiden Söhne, des Grafen von Paris (geb. 24. Aug. 1838) und des Herzogs von Chartres (geb. 9. Nov. 1840). Nach der Abdankung des Königs Ludwig Philipp erschien sie 24. Febr. 1848 mit ihnen in der Nationalversammlung, um den Thron für den erstern zu retten, mußte aber fliehen und ließ sich nach längerm Aufenthalt in Ems zu Eisenach nieder. Zeitweise hielt sie sich auch in England bei der verbannten Familie Ludwig Philipps und zu Richmond bei London auf und starb hier 18. Mai 1858. Sie war auch eine treffliche plastische Künstlerin. Vgl. G. H. v. Schubert, Erinnerungen aus dem Leben der Herzogin H. Luise von Orléans (8. Aufl., Münch. 1877); Brunier, Eine mecklenburgische Fürstentochter (Brem. 1872).

2) H. Pawlowna (Charlotte Marie), Großfürstin von Rußland, Tochter des Prinzen Paul von Württemberg, geb. 9. Jan. 1807, vermählte sich 20. Febr. 1824 mit dem Großfürsten Michael, Bruder der Kaiser Alexander I. und Nikolaus. In Petersburg bekundete sie ein lebhaftes Interesse für Kunst und Wissenschaft und unterstützte namentlich seit dem Tod ihres Gemahls (1849) Künstler und Gelehrte mit reichen Spenden. Auch in der Politik übte sie Einfluß. Ihrem deutschen Vaterland hat sie stets eine treue Anhänglichkeit bewahrt. Sie starb 2. Febr. 1873.

Helenenfeuer, s. Elmsfeuer.

Helenin, s. Inulin.

Helenopolis, Stadt, s. Drepanon 2).

Helenos, Sohn des Priamos und der Hekabe, tritt in der "Ilias" einigemal als Seher auf, nimmt aber auch Anteil am Kampf. Nach homerischer Sage zufolge überlebte er, als der einzige von des Priamos Söhnen, den Untergang Trojas, da er noch vorher sich den Griechen ausgeliefert hatte oder in ihre Gefangenschaft geraten war. Diesen weissagte er, daß Troja nur mit Hilfe des Neoptolemos und Philoktetes genommen werden könne. Er folgte dem Neoptolemos nach Epirus, vermählte sich nach dessen Tod mit Andromache und erhielt einen Teil der Herrschaft über Epirus.

Helensburgh (spr. ilensboro), Seebad in Dumbartonshire (Schottland), am Clyde, mit (1881) 7693 Einw.; ihm gegenüber, auf dem andern Ufer des Gare Loch, liegt Roseneath, mit Schloß der Grafen von Argyll.

Helepolis (griech., "Städteeroberer"), ein riesiges Belagerungs- und Breschewerkzeug der Alten, von Demetrios Poliorketes erfunden.