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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Heliotrop - Hellebarde.

könne. Die preußische Landesaufnahme wendet ein sehr einfaches H. von Bertram an. Vgl. Bauernfeind, Elemente der Vermessungskunde (6. Aufl., Stuttg. 1879).

Heliotrop, Mineral, s. Chalcedon; Pflanze, s. Heliotropium.

Heliotropismus (griech.), die Fähigkeit vieler Pflanzenteile, sich nach der Sonne, d. h. nach der Seite stärkster Beleuchtung, hinzukehren oder von ihr sich abzuwenden. S. Pflanzenbewegungen.

Heliotropium L. (Sonnenwende), Gattung aus der Familie der Boragineen, Halbsträucher und Sträucher mit ganzen, eiförmigen oder lanzettlichen, rauhen Blättern, trugdoldig angeordneten Wickeltrauben und bei der Reife in vier Früchtchen zerfallender Spaltfrucht. Die Arten gehören meist den tropischen und subtropischen Ländern an, nur eine erreicht das mittlere Europa. H. peruvianum L. (Vanillenheliotrop), in Peru und Chile, ist ein wegen des köstlichen Vanillegeruchs seiner zierlichen Blumen sehr beliebter, bis 2 m hoher Zierstrauch, welcher in mehrere Varietäten mit weißen, hell- oder dunkelblauen Blüten kultiviert wird. H. corymbosum Ruiz et Pav., mit größern Blättern, dunklern, narzissenartig duftenden Blüten, wird ebenfalls in Gärten kultiviert. In der Parfümerie ahmt man den Heliotropgeruch durch Mischung von Vanille mit Orangeblüten, Rosen und Bittermandelöl nach.

Heliotypie, s. Heliographie.

Heliozentrisch (griech.), s. Geozentrisch.

Helisch (heliotisch), s. v. w. heliakisch.

Helix (lat.), s. v. w. Schnirkelschnecke (s. Weinbergsschnecke); überhaupt etwas von schneckenähnlicher Windung, Schnecken-, Schraubenlinie.

Helkologie (griech.), Lehre von den Geschwüren.

Helkvogel, s. v. w. Mandelkrähe.

Hell, Theodor, Pseudonym des Schriftstellers K. G. Th. Winkler (s. d.).

Hell., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für K. B. Heller, geb. 1824 zu Misliborschitz in Mähren, bereiste Mittelamerika, seit 1851 Lehrer in Graz.

Hellada (Alamana, der Spercheios der Alten), Fluß in Griechenland (Phthiotis), entspringt auf dem Veluchigebirge (Tymphrestos), durchfließt ein breites und fruchtbares Thal und mündet bei dem Thermopylendefilee in den Golf von Zituni. Im Altertum lag seine Mündung weit mehr landeinwärts.

Hellanikos, griech. Logograph, geb. 496 v. Chr. (oder nach einer andern Angabe 480) zu Mytilene auf Lesbos, gest. 411 (oder 395) in Perperena. Er verfaßte eine große Menge Schriften historischen und geographischen Inhalts, deren Bruchstücke Sturz (Leipz. 1787, 2. Ausg. 1826) und C. und Th. Müller in den "Historicorum graecorum fragmenta", Bd. 1 (Par. 1841), zusammengestellt und erläutert haben.

Hellanodiken (griech.), die Kampfrichter bei den Olympischen Spielen (s. d.). Vgl. Hugo Förster, De hellanodicis olympicis (Leipz. 1879).

Hellas, in den ältesten Zeiten Name einer Stadt und eines kleinen Landstrichs in Südthessalien, unweit Pharsalos, bei Homer der thessalische Distrikt Phthia; dann Bezeichnung der griechischen Staaten mit Ausschluß des Peloponnes, aber bald mit, bald ohne Thessalien; bei den Römern s. v. w. Achaia; seit Philipp von Makedonien Bezeichnung für die Länder zwischen dem Adriatischen und Ägeischen Meer; im weitesten Sinn endlich alle von Hellenen bewohnten Gebiete, also mit Einschluß von Großgriechenland, Kyrenaika, der kleinasiatischen Westküste etc. Auch das jetzige Griechenland heißt offiziell H.

Helldorf, Otto Heinrich von, deutscher Reichstagsabgeordneter und Führer der deutschkonservativen Fraktion, geb. 16. April 1833 zu Bedra bei Merseburg, studierte die Rechte und trat in den preußischen Staatsverwaltungsdienst. Nachdem er bis 1867 als Regierungsassessor in Merseburg gearbeitet und bis 1874 den Kreis Wetzlar als Landrat verwaltet hatte, zog er sich auf das Rittergut Bedra zurück und widmete sich der Verwaltung desselben. 1871 wurde er zuerst in den Reichstag gewählt, dann wieder 1877 und 1879 und schloß sich der äußersten Rechten, den Deutschkonservativen, an, in welcher er bald zu hervorragender Bedeutung gelangte.

Helldunkel (ital. Chiaroscuro, franz. Clair-obscur), in der Malerei die Verbindung von Licht und Schatten, so daß sie sich gegenseitig durchdringen und die Gegenstände verhüllen, ohne ihre Konturen unkenntlich zu machen. Watelet betrachtet in seinem "Dictionnaire des beaux-arts" das H. lediglich als die Wirkung des Lichts an sich, insofern dasselbe nämlich, nach Verhältnis seines verschiedenen Einfallens, die Gegenstände, über welche es sich verbreitet, mehr oder weniger erhellt, oder sie durch Entziehung der Strahlen mehr oder weniger dunkel läßt. Das H. begreift also in sich die Abstufungen der Lichter und Schatten und das verschiedene Zurückstrahlen derselben, den Gegenschein. In der italienischen Malerei hat Correggio das H. zuerst ausgebildet und zu einer koloristischen Spezialität gemacht, in der niederländischen Malerei Rembrandt und seine Schule. Vgl. auch Kamaïeu.

Helle, nach dem griech. Mythus Tochter des Athamas und der Nephele, sollte auf Anstiften ihrer Stiefmutter Ino nebst ihrem Bruder Phrixos (s. d.) geopfert werden, ward aber von Nephele auf einem goldenen Widder entführt; nur Phrixos erreichte indes Kolchis, das Ziel der Reise, denn H. fiel unterwegs in den nach ihr benannten Hellespont. Vgl. Athamas.

Hellebarde (Hellebarte, ursprünglich Helmbarte, wahrscheinlich s. v. w. Barte mit einem Helm oder Stiel, Stielaxt; nach andern Beil zum Durchhauen des Helms), eine ältere Stoß- und Hiebwaffe, besteht aus einer gegen 30 cm langen Stoßklinge, an deren unterm Ende auf der einen Seite ein scharfes Beil (Barte) u. diesem gegenüber eine gerade oder abwärts gekrümmte eiserne Spitze sich befindet, welch letztere Form besonders das Herabreißen der feindlichen Reiter von den Pferden u. das Eingreifen in die Fugen der Rüstung begünstigte. Diese Eisenspitze ist an einem 2-2,5 m langen, zum Schutz gegen das Durchhauen mit vielen Nägeln beschlagenen Schaft befestigt (s. Figur). Die mit der

^[Abb.: Hellebarden.]