Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

390

Hepp - Hera.

Vulcanus (s. d.) mit dem H. identifiziert. Die Künstler des Altertums pflegten ihn darzustellen als einen kräftigen und völlig gereiften Mann, daher stets bärtig. Kenntlich ist er besonders an der Verkürzung des linken Beins. Als Attribute gab man ihm das Schmiedegerät (Zange und Hammer), die eiförmig zulaufende Werkmannskappe und das kurze Oberkleid der Handwerker. So zeigt ihn eine Bronzefigur des Britischen Museums in London (vgl. Abbildung). Auf Vasenbildern erscheint er oft auf einem Esel in den Olymp einreitend, begleitet von Dionysos, der ihn betrunken gemacht hat. In Reliefs findet sich gelegentlich die Waffenschmiede des H. dargestellt. Außer einigen kleinen Bronzen in London und Berlin, einer erst vor kurzem gefundenen Marmorbüste im Vatikan und einer andern in Villa Ludovisi haben sich keine nennenswerten antiken Darstellungen des Gottes erhalten. Vgl. Blümner, De Vulcani in veteribus artium monumentis figura (Bresl. 1870).

Hepp, Ferdinand Karl Theodor, Kriminalist, geb. 10. Dez. 1800 zu Altona, ward 1825 Privatdozent in Heidelberg, zu Anfang des Jahrs 1833 Professor der Rechte in Bern, doch schon gegen Ende d. J. als Professor des Kriminalrechts nach Tübingen berufen; starb 3. März 1851 im Wildbad. Er schrieb: "Versuche über einzelne Lehren der Strafrechtswissenschaft" (Heidelb. 1827); "Kritische Darstellung der Strafrechtstheorien" (das. 1829); "Über die Zulässigkeit der Todesstrafe" (Tübing. 1836); "Kommentar über das neue württembergische Strafgesetzbuch" (das. 1839-43, 3 Bde.); "Darstellung und Beurteilung der deutschen Strafrechtssysteme" (Heidelb. 1843-1845, 2 Abtlgn.); "Die politischen und unpolitischen Staatsverbrechen" (Tübing. 1846).

Heppe, Heinrich Ludwig Julius, theolog. Schriftsteller, geb. 30. März 1820 zu Kassel, studierte in Marburg und habilitierte sich, nachdem er Pfarrgehilfe in seiner Vaterstadt gewesen, 1844 daselbst, wurde 1850 außerordentlicher, 1864 ordentlicher Professor der Theologie und bekämpfte die hierarchischen Bestrebungen Vilmars und seiner Schüler bis zu seinem 25. Juli 1879 erfolgten Tod. Unter seinen zahlreichen, besonders um die Reformationsgeschichte verdienstvollen Werken sind hervorzuheben: "Die 15 Marburger Artikel vom 3. Okt. 1529, nach dem wieder aufgefundenen Autographon der Reformatoren veröffentlicht" (Kassel 1847); "Geschichte der hessischen Generalsynoden von 1568-82" (das. 1847-48, 2 Bde.); "Die Restauration des Katholizismus in Fulda" (Marb. 1850); "Die konfessionelle Entwickelung der altprotestantischen Kirche Deutschlands" (das. 1854); "Geschichte des deutschen Protestantismus" (das. 1856-59; 2. Aufl. 1865-66, 4 Bde.); "Die Bekenntnisschriften der altprotestantischen Kirche Deutschlands" (Kassel 1855); "Dogmatik des deutschen Protestantismus im 16. Jahrhundert" (Gotha 1857, 3 Bde.); "Geschichte des deutschen Volksschulwesens" (das. 1857-59, 5 Bde.); "Die Bekenntnisschriften der reformierten Kirchen Deutschlands" (Elberf. 1860); "Dogmatik der evangelisch-reformierten Kirche" (das. 1861); "Theodor Beza, Leben und ausgewählte Schriften" (das. 1861); "Entstehung und Fortbildung des Luthertums und die kirchlichen Bekenntnisschriften desselben" (Kassel 1863); "Philipp Melanchthon, der Lehrer Deutschlands" (Neuruppin 1867); "Zur Geschichte der evangelischen Kirche Rheinlands und Westfalens" (Iserl. 1867-70, Bd. 1 u. 2); "Geschichte der theologischen Fakultät zu Marburg" (Marb. 1873); "Die presbyteriale Synodalverfassung der evangelischen Kirche in Norddeutschland" (2. Aufl., Iserl. 1874); "Geschichte der quietistischen Mystik in der katholischen Kirche" (Berl. 1875); "Kirchengeschichte beider Hessen" (Marb. 1876); "Geschichte des Pietismus und der Mystik in der reformierten Kirche" (Leiden 1879). Von Soldaus ^[richtig: Soldans] "Geschichte der Hexenprozesse" lieferte er eine Neubearbeitung (Stuttg. 1880).

Heppenheim, Kreisstadt in der hess. Provinz Starkenburg, an der Bergstraße und der Linie Frankfurt a. M.-Heidelberg der Main-Neckarbahn, hat sehr altertümliche Stadtmauern und Thortürme, eine (angeblich 805 von Karl d. Gr. gegründete) Pfarrkirche, ein sehenswertes Rathaus, eine Landesirrenanstalt, Sandstein-, Syenit- und Basaltbrüche, Granitschleiferei, Hopfen-, Wein- und Tabaksbau und (1885) 5250 meist kath. Einwohner. Auf einem in der Nähe isoliert stehenden Berg die mächtigen Ruinen der Burg Starkenburg, welche 1064 vom Abt Ulrich von Lorsch erbaut wurde, später an Mainz kam und im Siebenjährigen Krieg zerstört wurde. Hier 31. Mai 1849 Gefecht zwischen hessen-darmstädtischen Truppen und den Sigelschen Freischaren.

Hepp, hepp! bekannter, noch junger Spottruf gegen die Juden, dessen Entstehung unsicher ist.

Heppingen, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Ahrweiler, an der Ahr und dem Fuß der basaltischen Landskrone, mit (1885) 500 kath. Einwohnern und 2 Mineralquellen, deren Hauptbestandteile kohlensaures Natron, Kochsalz und kohlensaure Magnesia bilden.

Hepta (griech.), sieben.

Heptachord (griech., "Siebensaiter"), die von Terpandros eingeführte siebensaitige Lyra der alten Griechen mit der Skala: e f g a c d e. Die zur vollständigen (dorischen) Skala fehlende Quinte soll später Pythagoras hinzugefügt haben. Jetzt bezeichnet man mit H. eine diatonische Tonfolge von sieben Stufen, fünf ganze und einen großen halben Ton enthaltend: c d e f g a h, d. h. unsre diatonische Skala, die ganz uneigentlich Oktachord genannt wird, da der hinzukommende achte Ton, die Oktave, mit dem ersten identisch ist.

Heptaeder (griech.), Siebenflächner, Körper mit sieben ebenen Flächen.

Heptagon (griech.), Siebeneck.

Heptagonalzahl, Siebeneckszahl, eine Zahl von der Form ^[n/2 (5n-3)], wie z. B. 1, 7, 18, 34 (für n = 1, 2, 3, 4); vgl. Polygonalzahl.

Heptagynus (griech.), siebenweibig, Blüten mit sieben Griffeln; daher Heptagynia, im Linnéschen System Ordnungsbezeichnung für Pflanzen mit sieben Griffeln.

Heptameron (griech.), der dem "Dekameron" des Boccaccio nachgebildete Titel der (in "sieben Tage" abgeteilten) Novellensammlung der Margarete von Navarra (s. Margarete).

Heptameter (griech.), Vers von sieben Füßen.

Heptandrus (griech.), siebenmännig, Blüten mit sieben freien Staubgefäßen. Davon Heptandria, siebente Klasse des Linnéschen Systems, Pflanzen mit sieben Staubgefäßen enthaltend.

Heptarchie (griech., "Siebenherrschaft"), die sieben angelsächsischen Reiche in England (s. Angelsachsen).

Heptasyllabisch (griech.), siebensilbig.

Hera, in der griech. Mythologie die älteste Tochter des Kronos und der Rhea, Schwester und Gemahlin des Zeus und nach diesem die mächtigste Gottheit. Sie wird von den einen als ursprüngliche Luft-, von den andern als Mondgöttin aufgefaßt. In ehelicher Eintracht mit Zeus erscheint sie lieblich, die Erde befruch-^[folgende Seite]