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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hiatus; Hiawatha; Hibernal; Hibernia; Hibiscus; Hibrid; Hic haeret aqua; Hickok; Hickorynuß; Hicks

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Hiatus - Hicks.

Land kam. Er verlangte ihre Hand, wurde aber von ihr verschmäht (s. Dido).

Hiatus (lat., "Kluft"), in der Prosodie das Zusammentreffen zweier Vokale am Ende eines und am Anfang des nächsten Wortes. Ein solcher H. ist weder für den Mund noch für das Ohr angenehm und wird namentlich in der Poesie in den meisten Sprachen möglichst vermieden und nur zu komischen Figuren beigezogen. Die attischen Dichter vermieden ihn, wenige Redensarten ausgenommen, gänzlich; dagegen findet er sich häufig bei Homer und den griechischen Lyrikern. Die Römer unterschieden einen großen H., wenn zwei lange Vokale zusammenstießen, und einen kleinen H., wenn derselbe Vokal folgte, wo dann beide wie ein langer gehört werden, oder wenn nur der eine lang oder beide kurz waren. Die lateinische Metrik wendet gegen den H. die Kontraktion, die Krasis und die Elision an. Auch im Deutschen ist die Achtsamkeit auf den H. unerläßlich, wenn er auch hier sich nicht immer vermeiden läßt (z. B. bei einsilbigen Wörtern: so oft, wie ich etc.) und seine Härte manchmal geringer ist als die einer gewaltsamen Elision. Am härtesten erscheint im Deutschen das Zusammenstoßen zweier e, z. B. "liebte er", dann der des e und i, z. B. "hoffe ich", wo besser Elision eintritt (liebt' er, hoff' ich). Gemildert wird der H. übrigens schon durch kleine Pausen, während größere ihn ganz aufheben.

Hiawatha, in den Indianersagen Nordamerikas ein Krieger, welcher Jagd und Fischfang und die Kunst des Friedens lehrte, Held des gleichnamigen Epos von Longfellow (s. d.).

Hibernal (spätlat.), winterlich; Hibernation, Überwinterung, Winterschlaf.

Hibernia, s. Spanner.

Hibernia (Ipernia, griech. Jerne, neukelt. Erin), im Altertum Name der Insel Irland. Aristoteles kennt bereits Jerne neben Albion (England), beide als die britannischen Inseln; Pytheas von Massilia, der sie Bêrgion (kymr. Vergyn, "die westliche") nennt, umfuhr sie um 300 v. Chr. Aber erst durch Cäsars Züge nach Britannien (55 und 54 v. Chr.) und durch Agricolas Umschiffung Britanniens (84 n. Chr.) tritt H. aus der Sagenwelt in die Wirklichkeit. Strabon weiß von der Roheit der Bewohner, welche sich tättowierten, dem Mangel aller Bodenkultur und der Üppigkeit des Graswuchses zu erzählen; Ptolemäos (im 2. Jahrh. n. Chr.) hat über H. mehr Details als über Britannien. Die Hauptmasse der Bewohner gehörte zum gälischen Zweig der Kelten und war in mehrere kleinere Königreiche geteilt. An der Südostküste werden uns merkwürdigerweise zwei deutsche Volksnamen (Menapii und Cauci) und ein britannischer (Brigantes) genannt, wahrscheinlich von einer frühen Einwanderung herrührend. Vgl. Irland.

Hibiscus L. (Eibisch), Gattung aus der Familie der Malvaceen, ein- oder mehrjährige Kräuter, Sträucher und Bäume, bald kahl, bald rauh- oder weichhaarig, mit großen, rundlichen, meist lappigen Blättern, schönen, großen, einzeln oder gebüschelt stehenden Blüten und fünffächeriger Kapsel. Etwa 150 Arten, meist in den Tropen beider Erdhälften. H. Abelmoschus L. (Abelmoschus moschatus Mönch, Bisamstrauch), in Ägypten und beiden Indien, 2-2,5 m hoch, ist mit langen, etwas steifen Haaren bekleidet und hat große, gelbe, im Grunde dunkelrote Blumen. Der nierenförmige, 2-3 mm lange und 2 mm breite, schwarzbraune Same mit erhabenen, braunen Rippen bildet die Abelmoschuskörner (Bisamkörner), welche beim Erwärmen einen moschusartigen Geruch entwickeln, zu billigen Riechpulvern, als Perlen, in Westindien auch gegen Schlangenbiß benutzt werden. Die besten kommen aus Martinique. H. cannabinus L. (s. Tafel "Spinnfaserpflanzen"), einjährig, wird in Ostindien häufig kultiviert, indem man die säuerlich, etwas herb und schleimig schmeckenden Blätter als Gemüse genießt, aus den Samen ein Brenn- und Speiseöl preßt und die Bastfaser (Gambohanf, s. d.) als Spinnmaterial benutzt. H. esculentus L., einjährig, mit gelben Blüten, in Ostafrika heimisch, wird in beiden Indien, in Syrien und Ägypten, auch in Südfrankreich kultiviert. Die pyramidalischen, gefurchten, großen Kapseln, in Indien Okra und Gombo oder Gombro genannt, werden unreif als Gemüse gegessen, auch benutzt man sie medizinisch wie Althäa; unentwickelt macht man sie wie Kapern ein. Der Stengel liefert gleichfalls Bastfaser, und der Same enthält ein Öl von unangenehmem Geruch und Geschmack. H. mutabilis L., in Ostindien, ist baumartig, hat große, fünflappige Blätter und große, achselständige Blüten, welche morgens beim Aufblühen weiß, mittags rosenrot und abends purpurrot sind, wird in Südspanien kultiviert. H. Rosa sinensis L. (chinesische Rose), in Ostindien und China, ist eine treffliche Zierpflanze, 4,5 m hoch, mit unbewehrtem Stengel; eirunden, lang gespitzten, gesägten Blättern und großen, prächtigen, stark variierenden Blüten. Man gebraucht in Asien die Wurzel, Blätter und Blüten ganz wie die von andern Malvaceen in Europa, die Blüten, um Haare, Augenbrauen und die Schuhe zu schwärzen. H. syriacus L. (Ibischstrauch, Festblume), im Orient und in Japan, ein 1-1,5 m hoher Strauch mit eirund länglichen, drei- bis fünflappigen, grob gezahnten Blättern, prächtigen, ausgebreiteten, meist violetten, einzeln in den Blattwinkeln stehenden und sehr zahlreich erscheinenden, 8 cm breiten Blüten, wird in vielen Formen als Zierstrauch kultiviert. H. tetraphyllos Roxb., in den gebirgigen Gegenden Hindostans sehr verbreitet, liefert eine flachsgelbe, stellenweise hellbraune Bastfaser (Abelmoschusfaser), welche sich in Feinfaserigkeit den besten Sorten der Jute an die Seite stellt, aber im feuchten Zustand sehr bald unter Bildung von Huminsubstanzen sich bräunt, dadurch hygroskopischer wird und an Festigkeit verliert. Sie kommt im Handel als Jute vor. Noch viele andre Arten der Gattung geben spinnbare Fasern, und andre werden als Zierpflanzen benutzt.

Hibrid etc., s. Hybrid. ^[richtig: Hybridisch.]

Hic haeret aqua, lat. Sprichwort: "Hier stockt das Wasser" (nämlich in der Wasseruhr), hier hapert's, entspricht unserm Sprichwort: hier stehen die Ochsen am Berg.

Hickok, Laurens Perseus, amerikan. Philosoph, geb. 29. Dez. 1798 zu Danbury in Connecticut, erhielt 1844 eine Professur am theologischen Seminar zu Auburn (New York) und ward 1852 Professor sowie Vizepräsident am Union College. Von 1866 bis 1868 wirkte er als Präsident desselben College und starb 10. Juni 1876. Er hat an philosophischen Schriften publiziert: "Rational psychology" (1848); "System of moral science" (1853; neue Ausg. von Seelye, 1880); "Empirical psychology" (1854, neue Ausg. 1882); "Rational cosmology" (1858); "Creator and creation" (1871) u. "Humanity immortal" (1872).

Hickorynuß, Pflanzengattung, s. Carya.

Hicks, George Elgar, engl. Maler, geb. 1824 zu Lymington (Hampshire), ging von dem Studium der