Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

185

Himbeeressig - Himjariten

gelbweiß und fast schwarzrot. In der ursprünglichen Form findet sich die H. über Europa und das mittlere und nördl. Asien verbreitet, am häufigsten am Rande oder in den Lichtungen der Waldungen, an feuchten Stellen in nahrhaftem Boden. Unter den Kulturformen befinden sich auch solche, die im Herbst oder Spätsommer an den Spitzen der jungen Triebe blühen und Früchte tragen, während sich die darunter befindlichen Knospen erst im folgenden Frühjahr zu Blütentrieben entwickeln; dadurch entstehen die sog. remontierenden oder zweimal tragenden H. Man unterscheidet demnach einmal tragende rote, gelbe, fleischfarbige und dunkelrote, andererseits zweimal tragende rote, gelbe, fleischfarbige und dunkelrote. Die besten Sorten sind: 1) einmal tragende: Fastolff, von Türks rote, gelbe Antwerpener; 2) zweimal tragende: neue oder surpasse Fastolff, Hornet (rot), neue gelbe Merveille. Ob man einmal oder zweimal tragende H. anpflanzen soll, richtet sich nach dem Bedarf, ob man auf einmal alles oder in längerer Folge ernten will. Die Vermehrung der H. erfolgt durch Teilung älterer Stöcke; sie liebt halbschattigen Stand und leichtere, frische Bodenarten. Bei der Kultur muß man etwa alle sechs Jahre mit dem Boden wechseln: man pflanzt sie in Reihen, die 1,25 m Abstand erhalten, und in den Reihen 2,5 m entfernt, um die zum Tragen bestimmten Stengel spalierartig auseinander binden zu können (s. Tafel: Obstbaumformen, Fig. 6), was den Vorzug verdient vor dem Zusammenbinden um einen Pfahl bei engerer Pflanzung. Von den Jahrestrieben, die Frucht tragen sollen, läßt man nur die besten 6-8 stehen; sie werden nicht eingekürzt, nur die Stengel der remontierenden so weit, wie sie schon im Vorjahre getragen haben. Starke, alljährlich zu wiederholende Düngung mit verrottetem Stalldung, auch flüssige Nachdüngung trägt viel zur Vermehrung und Verbesserung der Früchte bei. Die sehr angenehm duftenden und erfrischenden Früchte werden nicht nur frisch verspeist, sondern auch zur Bereitung von Himbeersaft (s. d.), Himbeeressig (s. d.), Himbeerwein (s. Beerweine) und Limonade benutzt. Schädlich sind der H. der Himbeerkäfer (s. Byturus) und der Himbeerstecher (s. d.).

Himbeeressig (Acetum Rubi Idaei), eine Mischung aus 1 Teil Himbeersaft mit 2 Teilen Essig. H. giebt, mit Wasser gemischt, einen angenehm erfrischenden Trank.

Himbeerkäfer, s. Byturus.

Himbeersaft, Himbeersirup (Sirupus Rubi Idaei). Der in dem Deutschen Arzneibuch aufgeführte H. wird in der Weise bereitet, daß frische, zerdrückte Himbeeren der Gärung überlassen werden, bis sich die Flüssigkeit ohne Trübung mit ihrem halben Raumteile Weingeist mischen läßt. Dann wird abgepreßt, abfiltriert und aus 7 Teilen der Flüssigkeit und 13 Teilen Zucker 20 Teile Saft durch Aufkochen bereitet. Läßt man die Himbeeren nicht ausgären, sondern verkocht man den frischen Saft mit Zucker, wie dies häufig in den Haushaltungen geschieht, so erhält man eine Himbeergallerte (Himbeergelee). Durch die Gärung werden die die Gallerte bildenden Stoffe (die Pektinstoffe) zerstört.

Himbeerstecher (Anthonomus rubi Herbst), ein seine Eier in die Blüten der Erdbeeren, Brom- und Himbeeren legender, bisweilen schädlich werdender Rüsselkäfer von 2 mm Länge, schwarz glänzend, grau behaart.

Himbeerstrauch, s. Himbeere.

^[Spaltenwechsel]

Himbeerwein, einer der Beerweine (s. d.).

Himeji, Himedsi, Stadt auf der japan. Insel Nipon, in der Provinz Harima, am Japanischen Binnenmeer und an der Bahnlinie Hiogo-Kobe-Mihara, hat (1887) 25724 E.

Himĕra, alte Stadt auf der Nordküste Siciliens, an einem gleichnamigen Flusse östlich von Panormus (Palermo), wurde von ion. Griechen aus Zankle 649v. Chr. gegründet, später durch dor. Zuwanderer aus Syrakus verstärkt. Um 500 war Terillus Fürst von H. Dieser wurde von dem Tyrannen von Akragas Theron 482 vertrieben, mit dem verbündet dann Gelon von Syrakus 480 den wichtigen Sieg bei H. über den Karthager Hamilkar erfocht, angeblich an demselben Tage, an dem die Griechen im Mutterlande bei Salamis die Perser schlugen. H. blieb nun von Theron abhängig und wurde von dessen Sohne Thrasydäus regiert. Als nach Therons Tode Thrasydäus Alleinherr über Akragas und sein Gebiet geworden war und mit den Syratusiern sich überwarf, wurde H. von ihm durch Hierons I. Sieg über denselben (472 v. Chr.) befreit; aber 409 ward es durch den Karthager Hannibal, Hamilkars Enkel, gänzlich zerstört.

Himĕros (grch.), in der griech. Mythologie die Personifikation des Liebesverlangens, ist von Eros (s. d.) kaum verschieden, wird aber zuweilen, wie einst im Tempel der Aphrodite zu Megara von Skopas, neben Eros und dem gleichbedeutenden Pothos ersterm ähnlich dargestellt.

Himjāren, s. Himjariten.

Himjarīten, Himjaren (bei Ptolemäus Homeritae), der Name eines im westlichsten Teil Südarabiens lebenden alten arab. Volks. Bis vor nicht langer Zeit gebrauchte man den Namen H. ganz allgemein für sämtliche Bewohner Südarabiens. Jetzt unterscheidet man daselbst mehrere untereinander verwandte Volksstämme, von denen die H. nicht einmal der bedeutendste war. Größere und ältere Staaten bildeten in Südarabien namentlich die Sabäer, deren Name daher jetzt mitunter als Gesamtbezeichnung gebraucht wird, und die Minäer. Näheres über die H. erfuhr man erst seit 50 Jahren durch die Entdeckung großartiger Ruinen und zahlreicher Inschriften auf dem Boden Südarabiens, die die Reste einer uralten längst erloschenen eigenartigen Kultur bilden. Von den Inschriften sind nur wenige spätere datiert, und zwar nach einer Ara, welche, wie es scheint, mit dem J. 115 v. Chr. beginnt. Die spätesten uns bekannten Inschriften stammen wahrscheinlich aus dem 6. nachchristl. Jahrh. Hundert Jahre später wurden die letzten Reste der alten südarab. Kultur durch den Islam vernichtet. Die ältesten Inschriften gehen wahrscheinlich bis ins 2. Jahrtausend v. Chr. zurück. Lange Reihen von Königsnamen haben sich aus den bisher bekannten Inschriften bereits zusammenstellen lassen; zahlreiche Götternamen sind bekannt geworden. Es hat sich gezeigt, daß die Inschriften im wesentlichen zwei Dialekte zeigen, die man als sabäischen und minäischen unterscheiden kann. Dazu kommt dann noch der hadramautische Dialekt, der bisher aber nur in einer kleinen Anzahl von Inschriften vorliegt. Die Schrift der H., Sabäer, Minäer (die die Araber Musnad nennen) ist eine ganz einheitliche; aus ihr ist die äthiop. Schrift hervorgegangen. Sie geht von rechts nach links, selten auch in umgekehrter Richtung (Bustrophedon); die Buchstaben sehen fast aus wie geometrische Fi-