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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Himmelfahrtsfest - Hinckeldey.

Engeln umschwebte Maria empfangen. Bei den Darstellungen Murillos, bei welchen die Apostel fehlen, ist es nicht immer zu entscheiden, ob es sich um die Aufnahme der Maria in den Himmel (span. Asuncion) oder um die unbefleckte Empfängnis (span. Concepcion) handelt.

Himmelfahrtsfest (Ascensio Domini, daher franz. l'Ascension, engl. Ascension-day), bewegliches Fest der christlichen Kirche, welches immer auf den 40. Tag nach Ostern fällt. Eine Angabe der apostolischen Konstitutionen (VIII, 33) gilt als ältestes Zeugnis für die Feier desselben. Zur Zeit des heil. Augustin war es, wie dieser sagt, allenthalben bekannt, und von Gregor von Nyssa, Chrysostomos, Epiphanius u. a. besitzen wir am H. gehaltene Homilien. Während des Mittelalters hatten sich allerlei possenhafte Gebräuche eingeschlichen, welche der Würde des Festes Eintrag thaten. In Venedig beging man an diesem Tag bis zum Jahr 1797 das Fest der Vermählung des Dogen mit dem Adriatischen Meer, welches den Anfang zu der berühmten Sensa oder Messe bildete, mit welcher eine Art Karneval verbunden war. In der katholischen Kirche wird bei dem Hochamt, welches zur Feier dieses Tags celebriert wird, nach dem Absingen des Evangeliums die Osterkerze ausgelöscht, weil der auferstandene Jesus an diesem Tag von der Erde schied. Bei den Protestanten wird das Fest durchgängig als ein ganzer Feiertag angesehen. Unter König Friedrich II. ward es in Preußen zwar abgeschafft, unter Friedrich Wilhelm II. aber wieder eingeführt. - Die römisch-katholische Kirche feiert jährlich am 15. Aug. auch das Fest der Himmelfahrt Mariä, s. Maria 1).

Himmelfahrtsinsel, s. Ascension.

Himmelpfort, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Templin, am Einfluß des Lychener Kanals in den Stolpsee (Havel), hat eine evang. Pfarrkirche, ein ehemaliges Cistercienserkloster (1299 gegründet, 1541 säkularisiert, seit 1727 königliche Domäne), eine Oberförsterei, Schiffahrt und (1885) 674 Einw. Dabei die Glashütte Pian.

Himmelreich, s. v. w. Reich Gottes.

Himmelsachse (Weltachse), die Gerade, um welche sich scheinbar der ganze Himmel im Lauf eines Sterntags einmal in der Richtung von O. nach W. dreht, in Wirklichkeit die ideelle Verlängerung der Rotationsachse der Erde. Vgl. Himmel, S. 545.

Himmelsbedeckung (Bewölkung), die vollständig oder nur teilweise stattfindende Bedeckung des Himmels mit Wolken (s. d.). Sie steht in Hinsicht auf Stärke und Ausdehnung in allen Zonen der Erde zu den Luftströmungen oder Winden (s. d.) in allernächster Beziehung. Die Größe der Bewölkung (d. h. der H.) wird in der Art bezeichnet, daß man sich alle Wolken nebeneinander vereinigt denkt und nun abschätzt, ein wie großer Teil des Himmels von dieser Wolkenmasse bedeckt werden würde. In den meteorologischen Tabellen wird jetzt allgemein die Größe der Bewölkung durch die Zahlen 0-10 angegeben, so daß 0 einen völlig wolkenlosen, klaren Himmel und 10 einen ganz überwölkten Himmel bedeutet. Die Zahl 1 bezeichnet mithin, daß 1/10 des Himmels mit Wolken bedeckt und 9/10 klar sind etc. Die Dicke der Wolkenschichten wird durch einen an der Bewölkungszahl angebrachten Exponenten (° schwach, ² stark) bezeichnet. Die Bewölkung hat eine tägliche und eine jährliche Periode, welche durch den aufsteigenden Luftstrom verursacht werden. Die erstere (die tägliche) tritt bei uns in den Wintermonaten nur wenig hervor, prägt sich dagegen in den Sommermonaten recht deutlich aus. In den tropischen Gegenden besteht dieselbe Periode das ganze Jahr hindurch, indem am Vormittag die Bewölkung zunimmt, einige Stunden nach Mittag am größten ist und am Nachmittag und Abend wieder abnimmt. Die Nächte sind daher meist klarer als die Tage. Die jährliche Periode der Bewölkung ist an verschiedenen Orten verschieden. In den Tropen liegt zwischen den beiden Passaten (s. d.) ein Gürtel, welcher sich durch viel Windstille auszeichnet. In diesem Gürtel der Kalmen (s. d.), welcher die heißesten Gegenden der Erde umspannt, besteht ein starker, aufsteigender, mit einer großen Menge von Wasserdampf beladener Luftstrom, und dieser ruft eine so starke Wolkenbildung hervor, daß man diese Gegend den Wolkenring genannt hat. Dieser äquatoriale Gürtel der Windstillen mit seinem Wolkenring verschiebt sich nach den Jahreszeiten entweder nach N. oder S. und gibt dadurch den Gegenden, über welche er hinzieht, zur bestimmten Zeit ihre größte Bewölkung. In Ostindien sind die Wintermonate klar, da in diesen der Nordostmonsun (s. Monsun), ein Landwind, herrscht; dagegen haben die Sommermonate eine starke Wolkendecke, weil der Südwestmonsun die Dämpfe des warmen Indischen Meers über das Land hinführt. Im Innern der großen Kontinente sind ebenfalls die Wintermonate klar, da die Luft in diesen vom Innern nach dem Meer zu abfließt, die Sommermonate dagegen wolkenreich, da die zu dieser Zeit herrschenden Winde die Dämpfe vom Meer mit sich führen. In Europa sind die Wintermonate, in denen südwestliche Winde vorherrschen, die wolkenreichsten, während die Sommermonate mit ihren mehr westlichen Winden und ihrer wärmern Erdoberfläche klarern Himmel zeigen.

Himmelsbläue, s. Himmel, S. 547.

Himmelsdill, s. Peucedanum.

Himmelsgebirge, s. Thianschan.

Himmelsgegenden, s. Weltgegenden.

Himmelsglobus, s. Globus.

Himmelskarten, s. v. w. Sternkarten.

Himmelskönigin, s. v. w. Jungfrau Maria.

Himmelskreise, die zur Orientierung an dem Himmelsgewölbe und auf dem Himmelsglobus (s. Globus) angenommenen Kreise; vgl. Himmel.

Himmelslilie, s. Iris.

Himmelspferde, s. v. w. Wasserjungfern.

Himmelsschlüssel, s. v. w. Primula.

Himmelsstengel, s. Gentiana.

Himmelstau, s. Glyceria.

Himmelswagen, das Sternbild des Großen Bären.

Himmelsziege, s. Schnepfe.

Himmlische Propheten, s. Wiedertäufer.

Himmlisches Reich, s. v. w. chinesisches Reich, eine Bezeichnung, die vermutlich aus einem in frühern Jahrhunderten in China gebräuchlichen Ausdruck Tientschao ("himmlische Dynastie") entstanden ist und mit dem noch jetzt in Ehren gehaltenen Titel des Kaisers als Tientze ("Sohn des Himmels") zusammenhängen mag.

Himten (Himpten), früheres Getreidemaß mehrerer norddeutscher Staaten: in Hannover = 31,152 Lit.; in Braunschweig = 31,145 L.; in Schleswig-Holstein = 34,780 L.; in Lauenburg = 31 1/6 L.

Hinc illae lacrimae! (lat.), "Daher jene Thränen!" Citat aus Terenz' Andria, I, 1, s. v. w. das also ist die wahre Ursache.

Hinckeldey, Karl Ludwig Friedrich von, Polizeipräsident von Berlin, geb. 1. Sept. 1805 aus dem Schlosse Sinnershausen bei Meiningen, trat nach vollendeten Rechtsstudien 1826 in den preußischen Staatsdienst. Er wurde 1833 Regierungsassessor zu Liegnitz,