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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hippolog - Hipponax.

Hain umgab die Quelle, und der Weg dahin war mit Statuen und Denkmälern geschmückt.

Hippolog (griech.), Pferdekenner; Hippologie, Pferdekunde.

Hippolyte, Amazonenkönigin, Tochter des Ares und der Otrera, ist wegen des von des Eurystheus Tochter Admete gewünschten Gürtels in den Heraklesmythus verflochten, ward von Herakles infolge eines durch die List der Hera herbeigeführten Mißverständnisses erschlagen (vgl. Herakles, S. 395).

Hippolytos ("Rosselöser"), Sohn des Theseus und der Amazone Antiope oder Hippolyte, durch sein tragisches Ende berühmt. Theseus' zweite Gemahlin, Phädra, entbrannte in leidenschaftlicher Liebe zu dem schönen Jüngling. Da dieser ihre Anträge zurückwies, verleumdete sie ihn bei Theseus, als ob er ihrer Tugend nachstelle; dieser verfluchte den Sohn und flehte den Poseidon um Rache an. Als hierauf H. mit seinem Wagen am Ufer des Meers hinfuhr, sandte Poseidon einen wilden Stier aus dem Meer (Sturzwelle), bei dessen Anblick die Pferde scheu wurden, den H. schleiften und an einem Felsen zerschmetterten. Phädra aber entleibte sich. Diese Geschichte ist von den Tragikern in ergreifender Weise behandelt worden; eine Tragödie "H." von Euripides ist noch vorhanden. Nach römischer Sage ward H. von Äskulap wieder zum Leben erweckt und von Diana, deren Liebling der keusche Jäger gewesen war, in einen Hain bei Aricia in Latium gebracht, wo er unter dem Namen Virbius verehrt wurde. Die Bewohner von Trözen behaupteten, H. sei als "Fuhrmann" unter die Gestirne versetzt worden. Auf Denkmälern, namentlich auf Sarkophagreliefs, ist der Mythus von H. viel behandelt worden; man sieht meist die liebeskranke Phädra auf einem Thron, die Überreichung des Briefs, dann H. auf der Eberjagd und seinen Tod. Vgl. O. Jahn, Archäologische Beiträge (Berl. 1847); Kalkmann, De Hippolytis Euripideis (Bonn 1881).

Hippolytus, altkirchlicher Schriftsteller, teils durch seine Polemik gegen die ihm genau bekannten gnostischen Systeme der Zeit, teils durch sein erfolgreiches Eintreten für die Logoslehre und den persönlichen Unterschied zwischen dem Vater und dem Sohn gekennzeichnet. Verzeichnisse seiner griechisch geschriebenen Schriften liefern Eusebios und Hieronymus, welche teilweise abweichen von dem Verzeichnis auf dem Postament einer ihm zugeeigneten, 1551 in Rom wieder aufgefundenen, jetzt im Lateran stehenden Statue. Nachdem er um 185 den Irenäus in Gallien kennen gelernt hatte, wurde er Presbyter in Rom und nach dem Tode des Bischofs Zephyrinus 217 sogar Gegenbischof gegen den monarchianisch gesinnten Calixtus I. Auch nach dessen Tode dauerte die Spaltung noch fort, bis 235 sowohl H. als sein damaliger Gegner Pontianus nach Sardinien deportiert wurden, wo jener wahrscheinlich gestorben ist. Neuerdings hält man ihn fast allgemein für den Verfasser der zehn Bücher "Widerlegung aller Ketzereien", von welchen bis 1842 nur das erste Buch, unter dem Titel: "Philosophumena" dem Origenes zugeschrieben, bekannt gewesen war. Eine kleinere, wider 32 Ketzereien gerichtete Schrift hatte ihn sicher zum Verfasser, ist aber nur in einer kürzern lateinischen Überarbeitung vorhanden. Vgl. Bunsen, H. und seine Zeit (Leipz. 1852-53, 2 Bde.); Volkmar, H. und die römischen Zeitgenossen (Zürich 1855); de Lagarde, Hippolyti Romani quae feruntur omnia (Leipz. 1858); Lipsius, Die Quellen der ältesten Ketzergeschichte (Leipz. 1875); Langen, Geschichte der römischen Kirche bis zum Pontifikat Leos I. (Bonn 1881).

Hippomachie (griech.), Kampf zu Pferde.

Hippoman (griech.), leidenschaftlicher Pferdeliebhaber, Pferdenarr; Hippomanie, übertriebene Pferdeliebhaberei.

Hippomane L. (Arbos de Mansanillas, Manschinellenbaum, Manschenillbaum), Gattung aus der Familie der Euphorbiaceen, mit der einzigen Art H. Mancinella L. (Mancinella venenata Juss.), ein milchsaftreicher, ansehnlicher Baum mit dickem, geradem, mit glatter, grauer Rinde bedecktem Stamm, zahlreichen abstehenden Ästen, unsern Apfel- oder Birnbäumen ähnlich, mit wechselständigen, langgestielten, eiförmigen, spitzigen, fein gesägten, kahlen Blättern, ährenförmigen, terminalen Blütenständen, kleinen, unscheinbaren Blütchen und großen, kugeligen, gelben und roten Steinfrüchten, findet sich auf den Großen und Kleinen Antillen und den Bahamainseln an der Meeresküste, ist jedoch gegenwärtig fast überall ausgerottet, da man dem Baum allgemein höchst schädliche Wirkungen zuschreibt und selbst behauptet hat, sein Schatten könne dem darin Ruhenden verderblich werden. In der "Afrikanerin" wurde er auf die Bühne gebracht. Thatsache ist, daß der in allen Teilen des Baums vorkommende Milchsaft sehr ätzend wirkt, auf der Haut Blasen erzeugt und innerlich wohl sehr verderblich wirken mag. Die Frucht erweist sich wegen der scharfkantigen Flügelfortsätze selbst für Tiere als ungenießbar; aber daß Pferde durch ihren Genuß wütend, brünstig geworden seien (daher der lateinische Name des Baums), dürfte Fabel sein. Krabben sollen die Frucht benagen und davon für den Menschen ungenießbar werden. Mit dem Milchsaft sollen die Eingebornen ihre Pfeile vergiftet haben. Das Holz ist weiß, weich und wenig dauerhaft. Beim Fällen des Baums verkohlt man zunächst die Rinde, um nicht durch herausspritzenden Milchsaft beschädigt zu werden.

Hippomanes, eins der berühmtesten Liebesmittel der Alten (s. Philtron), nach der gewöhnlichen Auffassung ein die Stirn neugeborner Füllen bekleidender und der Glückshaube (s. d.) ähnlicher Körper, den die Stute alsbald verzehrt, nach andern der Ausfluß rossiger Stuten aus der Scheide, während auch eine zu Liebesmitteln dienende Pflanze mit demselben Namen bezeichnet wurde. Über das H., welches in der alten erotischen Dichtung eine große Rolle spielt, ist sehr viel geschrieben worden, wovon das meiste von Bayle in einer Abhandlung (am Ende seines kritisch-historischen Wörterbuchs) zusammengestellt wurde.

Hippomantie (griech.), Wahrsagung aus dem Wiehern und der Gangart der Pferde; vgl. Mantik.

Hippomenes, der Liebhaber der böotischen Atalante (s. d.).

Hippomolgen (griech., "Stutenmelker"), allgemeine griech. Bezeichnung für die Nomaden der nordeuropäischen und asiatischen Steppen, schon in der "Ilias" gebraucht.

Hipponax, griech. Iambendichter aus Ephesos, um 540 v. Chr., flüchtete vor den Tyrannen seiner Vaterstadt nach Klazomenä. Als ihn hier zwei Bildhauer durch ein Karikaturbild seiner kleinen und häßlichen Gestalt dem öffentlichen Gelächter preisgaben, verfolgte er sie mit so beißenden Iamben, daß sie sich, wie Lykambes und seine Töchter (s. Archilochos), erhängt haben sollen. Dem oft burlesken Charakter seiner in der ionischen Umgangssprache verfaßten Gedichte entsprach das von ihm angeblich erfundene und vorzugsweise angewendete Metrum der sogen. Hinkiamben (s. Choliambus). Auch soll er die epische