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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hirnkappe - Hirsch.

Hirnkappe, s. Rüstung.

Hirnkoralle, s. Korallen.

Hirnkraut, s. Ocimum.

Hirnquese, s. Drehwurm.

Hirnschädel, s. Schädel.

Hirnschädelmoos, s. Parmelia.

Hiroshima (Hirosima), Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements (Ken) in der japan. Provinz Aki, am Südwestende der Insel Nippon, in welche dort eine wohlgerundete, durch mehrere Inseln geschützte Bai eindringt, ist Sitz der Regierung, hat ein Obergericht, eine Akademie und (1881) 78,104 Einw., welche eine große Gewerb- und Handelsthätigkeit entfalten. Gegenüber die heilige Insel Itsku Sima, ein vielbesuchter buddhistischer Wallfahrtsort.

Hirpiner (von hirpus, "Wolf"), von den Sabinern abstammende italische Völkerschaft, im südlichen Samnium am westlichen Abhang der Apenninen wohnend, mit den Ortschaften Maluentum, Abellinum, Aquilonia, Compsa, Äclanum.

Hirsau (Hirschau), Fabrikdorf im württemberg. Schwarzwaldkreis, Oberamt Kalw, an der Nagold und der Linie Pforzheim-Horb der Württembergischen Staatsbahn, hat Papier-, Preßspäne-, Saffian- und Löffelfabriken u. (1885) 757 meist evang. Einwohner. - H. war ehemals berühmt durch sein Benediktinerkloster, das vom Grafen Erlafried von Kalw um 830 gegründet wurde. Einen großen Aufschwung nahm H., als Abt Wilhelm (s. d.) 1077 die Cluniacenser Regel einführte und diese, nun Hirsauer Regel genannt, sich nach allen Seiten hin verbreitete. Infolge der Reformation wurde H. 1558 säkularisiert und 1560 in eine Klosterschule verwandelt, aber 1692 von den Franzosen eingeäschert. Die malerischen Ruinen, darunter die sogen. Prälatur, zeugen noch von der Große und Pracht der Klostergebäude, von denen nur die 1509 im germanischen Stil erbaute Kapelle (jetzt Pfarrkirche) mit dem interessanten Klosterbibliotheksaal noch gut erhalten ist. Das von dem Abt Trithemius verfaßte Geschichtswerk über H. ("Chronicon insigne Mon. Hirsaugiensis", Basel 1559; vollständig herausgegeben als "Annales Hirsaugienses", St. Gallen 1690) ist größtenteils legendenartige Erfindung; zuverlässig ist der "Codex Hirsaugiensis" (hrsg. von Gfrörer, Stuttg. 1844, Litterarischer Verein), mehr Urkunden- als Geschichtswerk. Vgl. Steck, Das Kloster H., historisch-topographisch beschrieben (Kalw 1844); Giseke, Die Hirschauer während des Investiturstreits (Gotha 1883); Klaiber, Das Kloster H. (Tübing. 1886).

Hirsch (Cervus L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Paarzeher und der Familie der Hirsche (Cervina), schlank gebaute Tiere, von welchen die Männchen ein mehrfach verästeltes Geweih mit mindestens drei nach vorwärts gerichteten Sprossen, stets vorhandenen Augen- und Mittelsprossen, aber weniger regelmäßig vertretenen Eissprossen tragen. Die Thränengruben sind deutlich, und an der Außenseite des Mittelfußes stehen Haarbüschel. Der Edelhirsch (Cervus Elaphus L.), 2,3 m lang, 1,5 m hoch, mit 15 cm langem Schwanz, ist schlank, doch kräftig gebaut, mit breiter Brust, ziemlich langem, schlankem, seitlich zusammengedrücktem Hals und nach vorn stark verschmälertem Kopf, mittelgroßen, lebhaften Augen, zugespitzten Ohren von halber Kopfeslänge, hohen, schlanken Beinen, schlanken Hufen und den Boden nicht berührenden Afterhufen. Die Thränengruben sondern eine fettige, breiartige Masse ab, welche das Tier durch Reiben an den Bäumen auspreßt. Das Geweih sitzt auf einem kurzen Rosenstock, unmittelbar über letzterm entspringt an der Vorderseite der Stange die Augensprosse, dicht über derselben die Eissprosse, in der Mitte die Mittelsprosse, und über diesen nach vorn gerichteten Sprossen erhebt sich mannigfach wechselnd die Krone. Der Schwanz ist nach der Spitze zu verschmälert, das Haar verlängert sich am Vorderhals oft bedeutend; auf der Oberlippe und über den Augen stehen dünne, lange Borsten. Die Färbung variiert stark nach Jahreszeit, Geschlecht und Alter: im Winter braungrau, im Sommer mehr rötlichbraun, um die Schwanzgegend ein licht braungelblicher Spiegel. Die Männchen sind größer als die Weibchen und erhalten in der Brunftzeit lange, dunkle Haare am Hals. Weiße Tiere kommen nur ganz ausnahmsweise vor, und ebenso selten sind solche, welche von der Stirn bis zum Geäß einen weißlichen Streifen sowie hellere Läufe haben (Bläßwild). Letztere werden mitunter in Parken gehalten (Wernigerode). Der H. bewohnt Europa bis zum 65. und Asien bis zum 55.° nördl. Br., südwärts geht er bis zum Kaukasus und den Gebirgen der Mandschurei, am häufigsten ist er in Polen, Galizien, Böhmen, Mähren, Ungarn, Siebenbürgen, Kärnten, Steiermark, Tirol, besonders aber im Kaukasus und in Südsibirien; er bevorzugt große Waldungen in gebirgigen Gegenden, lebt in größern oder kleinern Gesellschaften (Rudeln), welche einem Stück (dem Kopf- oder Leittier) folgen und welche nach Alter und Geschlecht gesondert sind; nur die Kapitalhirsche bleiben bis zur Brunftzeit allein. Der H. hält an seinem Standort fest, steigt aber im Sommer höher auf die Berge. Er zieht gegen Abend auf Blößen, Waldwiesen, junge Schläge und Schonungen aufs Geäß, sucht dann die Nacht hindurch Nahrung auch auf den Fruchtfeldern, zieht am frühen Morgen wieder zu Holz und steckt sich dann in Dickungen oder thut sich auch in ruhigen Waldorten, im Sommer selbst in Getreidefeldern, nieder. Junges Gras, junge Saat, junges Laub, Getreideähren, besonders von Hafer, aber auch von allen andern Kornarten, Rüben, Kohl, Kartoffeln, welche mit den Läufen aus der Erde geschlagen werden, Eicheln, Bucheln, Kastanien, wildes Obst, im Herbst allerhand Schwämme, im Winter Moos, Flechten, Heidekraut, Knospen und junge Nadelholzzweigspitzen bilden seine Äsung. Bei tiefem Schnee und anhaltender strenger Kälte leidet er besonders dann Not, wenn sich nach Tauwetter durch Frost eine Kruste auf dem Schnee gebildet hat. Das Wild tritt dann durch diese hindurch und verwundet sich die Läufe, welche schweißig werden. Da es unter solchen Verhältnissen nicht den Schnee fortscharren kann, um die darunter befindlichen Flechten und Kräuter zu äsen, muß es gefüttert werden. Dies geschieht mit gutem Wiesenheu, besser mit Heu von Klee und Luzerne, sowie mit Hafergarben. Man legt diese Futtermittel entweder auf den Boden in kleinen Haufen aus, bindet sie auch wohl in kleine Bunde und hängt solche an Sträuchern auf oder legt sie in Wildraufen. Eicheln, Kastanien und Kartoffeln streut man auf den Boden, gibt letztere aber nicht bei Frost, weil sie gefroren nicht vom Wild zerkaut werden und, ganz verschluckt, im Schlund stecken bleiben können.

Zur Pflege des Wildstandes legt man im Wald Wildwiesen, Fruchtstücke von Hafer, Kartoffeln und Lupinen sowie Salzlecken (s. d.) an und richtet auch, wenn nicht natürliche Suhlen vorhanden sind, solche künstlich her (s. Suhle). Die Krankheiten, an welchen das Rot- und Damwild leidet, sind besonders Leberfäule, Ruhr und Milzbrand, welch letzterer oft große Verheerungen anrichtet. Desinfek-^[folgende Seite]