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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hiung-nu – Hjort

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Hitzschlag'

lich zusammen; die Atmung ist mühsam, jagend, der Puls klein, fliegend, die Haut blaurot. Häufig treten auch Delirien und Konvulsionen ein. Der letztere Grad von H. ist in hohem Maße lebensgefährlich. Die Hauptursache für die Entstehung des H. in Marschkolonnen liegt in dem geschlossenen Marschieren der einzelnen Abteilungen, wobei die Abgabe von überschüssiger Körperwärme durch Strahlung, die für gewöhnlich etwa 40 Proz. der gesamten Wärmeabgabe ausmacht, fast völlig aufgehoben ist; daneben wirkt die Bekleidung, die Belastung, der Wasserverlust durch die Schweißabsonderung, die ungenügende Übung und individuelle Anlage begünstigend mit. Der H. kann verhütet werden, indem man den Soldaten auf dem Marsche nach Möglichkeit Erleichterungen verschafft, sie nicht zu dicht geschlossen marschieren läßt, den zu großen Wasserverlust durch häufiges Wassertrinken auszugleichen versucht u.s.w. Ist der H. bereits erfolgt, so muß der Soldat sofort aus Reih und Glied gebracht, und seine Körpertemperatur durch teilweise oder völlige Entkleidung, Besprengung mit Wasser, Zufächelung von Luft und Zufuhr von frischem Wasser möglichst rasch erniedrigt werden.

Hiung-nu oder Hiong-nu, Name, der den alten Annalen Chinas zufolge einem kriegerischen Nomadenvolke im Norden der Großen Mauer zukam und zu den Hunnen (s. d.) der Völkerwanderung in Beziehung gebracht worden ist. Da die beiden, den Namen in dieser Form darstellenden chines. Schriftzeichen den Begriff «prahlende Sklaven» ausdrücken, so liegt offenbar eine absichtliche Entstellung zum Grunde. Aus den Annalen des ältern Kaiserhauses der Han (179 v.Chr. bis 24 n.Chr.) hat der brit. Gelehrte Wylie eine «Geschichte der H. in ihren Beziehungen zu den Chinesen» übersetzt und im «Journal of the Anthropological Institute» (Bd. 3) veröffentlicht. Nach langen Kämpfen mit den Chinesen wurden sie von diesen erst Ende des 1. Jahrh. n.Chr. völlig besiegt und gingen seitdem in den übrigen Stämmen des mittlern Asien auf.

Hivernage (frz., spr. iwärnahsch'), Überwinterung von Schiffen; auch Winterhafen.

Hivviter, s. Heviter.

Hiwaoa oder La Dominica, eine der Marquesas-Inseln Polynesiens, die zweitgrößte der Gruppe, liegt unter 139° westl. L. von Greenwich, hat 400 qkm und 2639 E., d.i. 6,6 auf 1 qkm.

Hiwen-tsang, chines. Buddhamönch, der im 7. Jahrh. n.Chr. lebte. Begeisterte Anhänglichkeit an seinen Glauben bestimmte ihn zu vieljährigen Wanderungen (629–645) durch die Stammlande der Buddhalehre. Nach seiner Heimkehr beschrieb er in schlichten Worten alle seine Erlebnisse in 138 von ihm besuchten kleinen Reichen und ließ angeblich 657 mitgebrachte Religionsschriften unter seiner Leitung ins Chinesische übersetzen. Seine Aufzeichnungen gaben den Stoff zu einer für die Kenntnis der damaligen Zustände Ostindiens wichtigen «Geschichte westl. Länder» («Si-jü-ki», französisch hg. von Julien, Par. 1857–58). – Vgl. Julien, Histoire de la vie de Hiouen-Thsang et de ses voyages dans l'Inde (1851): J. Hoffmann, De chinesche pelgrim H. en zijne reizen in Indië (1853); Beal, Si-Yu-Ki. Buddhist records of the western world, translated from the Chinese of Hiouen Tsiang (2 Bde., Lond. 1884).

Hizen-Porzellan, das feinste japan. Porzellan,das in der ehemaligen Provinz Hissen (Hizen) auf ↔ Kiushiu aus dem in den dortigen Gebirgen gewonnenen Kaolin angefertigt wird; die Masse ist weiß und hart, die Dekoration Blau, Rot und Gold.

Hja-mun, chines. Name von Amoy (s. d.).

Hjarbäk (spr. jar-), s. Viborg.

Hjärne (spr. jährne), Harald Gabriel, schwed. Historiker, geb. 2. Mai 1848 auf dem Gute Klastorp (Provinz Westergötland), studierte seit 1865 in Upsala, wurde 1872 Docent an der Universität und 1889 ord. Professor der Geschichte. 1879–83 und auch später hat er wissenschaftliche Reisen in Dänemark, Rußland, Deutschland, Österreich, Italien und England gemacht und sich zu einem genauen Kenner der osteurop. Geschichte und Verhältnisse ausgebildet. Er veröffentlichte: «Om den fornsvenska nämnden enligt Götalagarne» (1872), «Om förhållandet mellan landslagens båda editioner» (1883), «Till belysning af Polens nordiska politik närmast före kongressen i Stettin 1570», «Sigismunds svenska resor», «De äldsta svenskryska legationsakterna» (sämtlich Upsala 1884) und eine kulturgeschichtliche Schilderung «Från Moskva till Petersburg. Rysslands Omdaning» (Heft 1–2, ebd.1888–89). Zum Teil zusammen mit H. L. Forssell gab H. die «Svensk Tidskrift för literatur, politik och ekonomi» (1874–76) heraus.

Hjelm (spr. jelm), kleine dän. Insel mit Leuchtturm im Kattegat nordöstlich von Samsö, ist historisch bekannt als Zufluchtsort des Königsmörders Marsk Stig, der hier 1290 eine feste Burg gründete.

Hjelmar (spr. jel-), schwed. Binnensee, zwischen den Provinzen Södermanland und Nerike, der viertgrößte in Schweden, bedeckt 480 qkm. Er ist reich an Hechten und Krebsen. Die Gewässer des H. fließen durch den Hyndevadstrom, im untern Laufe auch Eskilstuna-å oder Torshälla-å genannt, in den Mälarsee. Auch geht vom nördl. Ufer der 1629–39 angelegte und seitdem mehrmals umgebaute Hjelmarkanal dem in den Mälarsee mündenden Arboga zu. Da der Ablauf sehr eng ist und die Ufer seicht, leiden die Umgebungen an Überschwemmungen, denen vorzubeugen (1884) eine Senkung des Seespiegels in Angriff genommen ist, durch welche 15000 ha Landes gewonnen werden dürften.

Hjörring (spr. jörr-). 1) Amt in Dänemark, der nördlichste Teil Jütlands, hat 2817 qkm, 4 Städte, 7 Landdistrikte und 110603 E. Zu H. gehören einige Inseln am Limfjord sowie auch Läsö und Hirtsholmen im Kattegat. Im ganzen ist das Amt eins der am wenigsten begünstigten der Halbinsel. Kaum ein Drittel des Areals ist angebaut. Flugsand bedeckt das Westufer und die Nordspitze; der südl. Teil ist von weitgedehnten Sümpfen bedeckt. –

2) Hauptstadt des Amtes H. an der Linie Vamdrup-Frederikshavn, hat (1890) 6055 E., Handel mit Ackerbauprodukten, Vieh, Eisen und Salz sowie Fischerei. Die Industrie erstreckt sich auf Sprit- und Hefefabrikation, Färberei, Brauerei, Gießerei, Thonwarenfabrikation, Maschinenbau.

Hjort (spr. johrt), Peder, dän. Kritiker und Sprachforscher, geb. 19. Juli 1793 in Taarnby auf der Insel Amager bei Kopenhagen, wo sein Vater, der Volksfreund und geistliche Dichter Victor Christian H. (gest. 1818 als Bischof zu Ribe), Prediger war, studierte die Rechte und Theologie an der Universität; besonders aber widmete er sich, im Umgange mit Oehlenschläger und Poul Möller, der Ästhetik. Darauf lebte er drei Jahre auf Reisen in Italien, Deutschland, Belgien und Frankreich

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 222.