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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hochebene - Hochheim.

her zum Divisionsgeneral empor und erhielt das Oberkommando über die desorganisierte Moselarmee, mit welcher er 28.-30. Nov. die Preußen unter dem Herzog von Braunschweig in den Linien von Kaiserslautern, freilich vergeblich, angriff. Er ließ nun ein Korps an der Saar zurück, um seinen Marsch zu verdecken, ging mit 12,000 Mann über die Vogesen, um mit der Rheinarmee unter Pichegru gemeinsam zu operieren, drang bis zum rechten Flügel der Österreicher unter General Wurmser vor, schlug sie 22. Dez. 1793, befreite Landau und nötigte den Feind, das Elsaß zu verlassen. Saint-Just, der von Pichegru, Hoches Todfeind, gegen diesen aufgehetzt war, ließ ihn jedoch verhaften, und erst der Sturz Robespierres (Juli 1794) setzte ihn wieder in Freiheit. 1795 vom Konvent gegen die Royalisten in die westlichen Provinzen gesandt, wußte H. dieselben mehr durch Milde als durch Gewalt zum Niederlegen der Waffen zu bringen. Als im Juni 1795 die Emigrierten in Quiberon gelandet waren, marschierte H. sogleich auf Auray, das er nahm, schloß jene ein, schlug 16. Juli den Grafen von Hervilly, erstürmte am 22. das Fort Penthièvre, drängte die Royalisten ans Meer und zwang sie, sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Er wollte nur die Bestrafung der Anführer; aber der Konvent befahl, sämtliche Gefangene zu erschießen, weshalb H. das Kommando in die Hände des Generals Lemoine niederlegte. Im Dezember 1795 übertrug ihm aber das Direktorium von neuem den Oberbefehl über die Westarmee. Er besetzte darauf alle wichtigen Punkte der Vendée, stellte in derselben weniger durch Gewalt als durch kluge Maßregeln die Ruhe wieder her, wofür er den Namen "Pacificateur de la Vendée" erhielt, ging sodann mit 15,000 Mann über die Loire und beruhigte Anjou, Maine, die Bretagne und die Normandie. Um den Bürgerkrieg in Feindesland zu tragen und sich Irlands zu bemächtigen, ging er 16. Dez. 1796 mit 18,000 Mann in Brest nach Irland unter Segel. Ein Sturm trennte jedoch sein Schiff von den übrigen und trieb ihn allein an die irländische Küste, von wo er wieder nach Frankreich fliehen mußte. Hier ward er zum Oberanführer der 80,000 Mann starken Sambre- und Maasarmee ernannt, mit welcher er den Feldzug von 1797 durch den kühnen Rheinübergang bei Neuwied 18. April 1797 eröffnete. Er gewann über die Österreicher drei Schlachten und fünf Treffen und drang bis Wetzlar vor, als ihn die Nachricht von dem von Bonaparte geschlossenen Waffenstillstand von Leoben aufhielt. Im Juli 1797 erhielt er den Oberbefehl über die Armee an den deutschen Grenzen, starb jedoch noch vor Eröffnung des Feldzugs in seinem Hauptquartier zu Wetzlar 18. Sept. 1797 an einer Unterleibskrankheit. Er war ein stattlicher, feuriger Mann und nicht bloß ein ausgezeichneter Feldherr, sondern auch an Charakter eine der edelsten Erscheinungen der Revolutionszeit, und noch heute wird er von der republikanischen Partei in Frankreich als einer ihrer Helden gefeiert. Bei Weißenthurm am Rhein und in Versailles wurden ihm Denkmäler errichtet. Vgl. Rousselin de Saint-Albin, Vie de Laz. H. et sa correspondance administrative (Par. an VI); Bergounioux, Essai sur la vie de Laz. H. (Le Mans 1852); Desprez, L. H. d'après sa correspondance (Par. 1858); Dutemple und Poville, Vie politique et militaire du général H. (das. 1879).

Hochebene (Plateau), eine in beträchtlicher Höhe über dem flachen Land sich erstreckende größere Fläche, innerhalb welcher relativ geringe Niveaudifferenzen vorkommen. Oft wird die H. durch Randgebirge begrenzt oder durch zentrale Senkungsgebiete unterbrochen. Dergleichen Hochebenen sind die von Kastilien, von Iran, Dekhan, ganz Südafrika, in Amerika das Anahuac und die H. von Quito. Vgl. Ebene.

Hochedelgeboren, eine außer Gebrauch gekommene schriftliche Anrede, die früher jedem in besserer Stellung befindlichen Mann gegeben wurde, der auf die Anrede "Hochwohlgeboren" keinen Anspruch erheben durfte.

Hochegger, Franz, österreich. Schulmann, geb. 4. Okt. 1815 zu Innsbruck, studierte daselbst, habilitierte sich 1851 als Privatdozent an der Universität zu Wien und war nacheinander Professor am Theresianum zu Wien, Professor der Philologie zu Pavia und seit 1859 zu Prag, wo er in der Broschüre "Österreichs Gymnasien und die Jesuiten" den Kampf gegen die klerikalen Lehranstalten aufnahm. Von da nach Wien zur Leitung des akademischen Gymnasiums berufen, trat er namentlich in der von ihm und Bonitz geleiteten "Zeitschrift für österreichische Gymnasien" mit Wärme für eine zeitgemäße Umgestaltung der Gymnasien in die Schranken. Mit A. Beer gab er heraus: "Die Fortschritte des Unterrichtswesens in den Kulturstaaten Europas" (Wien 1867-68, 2 Bde.). Von seinen frühern dichterischen Arbeiten ist ein Schauspiel: "Suleika" (Wien 1845), hervorzuheben; ein im spanischen Geschmack geschriebenes Lustspiel: "Für seine Dame selbst das Leben", blieb eingedruckt. Er starb 26. Sept. 1875 in der Irrenanstalt zu Hall (Tirol).

Hochehrwürden, schriftliche Anrede für die evangelischen Geistlichen und Pfarrer.

Höchenschwand, höchstgelegenes bad. Dorf und besuchter Luftkurort im Kreis Waldshut, auf dem Schwarzwald, 1010 m ü. M., hat prachtvolle Aussicht auf die Alpen, bedeutende Strohhutfabrikation und (1885) 420 kath. Einwohner.

Hochfelden, Kantonshauptort im deutschen Bezirk Unterelsaß, Landkreis Straßburg, an der Zorn, dem Rhein-Marnekanal und der Eisenbahn Straßburg-Deutsch-Avricourt, hat ein Amtsgericht und (1885) 2633 meist kath. Einwohner.

Hochgebirgsstier, s. Steinbock.

Hochgeboren, Titel der Grafen bei schriftlicher Anrede.

Hochgericht, s. v. w. Halsgericht; auch s. v. w. Richtstätte, Galgen.

Hochgestade (Hochufer, Terrassen), stufenförmige, dem Flußlauf parallele Geröllanhäufungen, wie sie als Signale eines im Vergleich mit dem heutigen breitern und höhern Strombettes, namentlich im Mittellauf breiter Ströme, oft zu beobachten sind. Sie stellen entweder die Grenzen des periodisch bei Hochfluten mit strömendem Wasser ausgefüllten Überschwemmungsgebiets dar, oder entstammen derjenigen Vorzeit, in welcher der Stromlauf sich noch nicht so tief in den Untergrund eingewühlt hatte wie zu der gegenwärtigen Periode.

Hochheim, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Mainkreis, unweit des Mains und der Linie Frankfurt a. M.-Oberlahnstein-Lollar der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine evangelische und eine kath. Kirche, 3 große Schaumweinfabriken, Mälzerei, Brennereien, Brauereien, eine Wachsfabrik, 11 Weinhandlungen und (1885) 2804 meist kath. Einwohner. H. ist berühmt durch den vortrefflichen Wein (s. Rheinweine), der in der Nähe auf der Abdachung einer Hochebene gebaut wird. Die vorzüglichsten Lagen sind die Domdechanei und der Stein. - H. wird schon im 7. Jahrh. erwähnt. Hier 7. Nov.