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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hochkirch - Hochschule.

1813 ein siegreiches Gefecht der Österreicher gegen die Franzosen unter Bertrand.

Hochkirch (Hochkirchen), Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft Löbau, mit (1885) 539 evang. Einwohnern (davon 318 Wenden), bekannt durch den Überfall bei H., 14. Okt. 1758, eins der merkwürdigsten Ereignisse des Siebenjährigen Kriegs. Nach der siegreichen Schlacht bei Zorndorf war Friedrich II. so schnell wie möglich nach Sachsen geeilt, um dem hart bedrohten Prinzen Heinrich Hilfe zu bringen und Dauns Pläne zu vereiteln. Zwar gelang dies, doch konnte er den bedächtigen Gegner erst dadurch aus seiner festen Stellung bei Stolpen herauslocken, daß er sich gegen die Lausitz wandte. Daun nahm bei Löbau mit 65,000 Mann abermals eine feste Stellung. Der König, dessen Heer nur 30,000 Mann stark war, lagerte sich demselben in geringer Entfernung gegenüber in einer von den Österreichern völlig beherrschten Position, so daß der Feldmarschall Keith äußerte: "Wenn uns die Österreicher hier ruhig lassen, so verdienen sie gehängt zu werden". Der König, das Gefährliche seiner Lage einsehend, beschloß, durch einen Angriff auf das Korps des Prinzen von Baden-Durlach, welcher in der Nacht vom 14. bis 15. Okt. gemacht werden sollte, sich aus der Verlegenheit zu ziehen. Aber Daun hatte inzwischen seinerseits mit großer Umsicht alle Vorbereitungen zu dem besonders von Laudon empfohlenen Überfall getroffen und griff 14. Okt., früh 5 Uhr, plötzlich das preußische Lager an. Hier entstand große Verwirrung; die Schlaftrunkenen wurden zu Hunderten in ihren Zelten niedergemacht, und die große Batterie, welche die Dorfstraße beherrschte und die gleich anfangs genommen worden war, verbreitete Tod und Verderben. Zwar ordneten sich schnell einige Regimenter und leisteten den entschlossensten Widerstand, allein der dichte Nebel verhinderte jedes kombinierte Zusammenwirken. H. wurde genommen und ging in Flammen auf. Vom Gottesacker aus suchten die Preußen das Dorf wiederzuerobern, allein die verzweifeltste Tapferkeit war hier vergeblich. Der Feldmarschall Keith und der Prinz Franz von Braunschweig fielen, und der König, selbst leicht verwundet, befahl den Rückzug des rechten Flügels auf die Höhe von Dreha, um hier seine Truppen in Schlachtordnung zu stellen. Unterdes war aber auch der linke Flügel umgangen und in Verwirrung gebracht worden; fernerer Widerstand konnte daher nur verderblich werden, und der allgemeine Rückzug wurde in ziemlicher Ordnung ausgeführt. Auf den Kreckwitzer Höhen, nur eine Stunde vom Schlachtfeld, nahm der König Position, und wirklich wagte es Daun, der auch bedeutenden Verlust erlitten hatte, nicht, die Geschlagenen hier anzugreifen; er zog überhaupt nur wenig Vorteil aus dem errungenen Sieg. Die Preußen hatten 9000 Mann, 101 Kanonen, 30 Fahnen, sämtliche Munitions- und Packwagen verloren, die Österreicher 6000 Mann, 10 Kanonen und 3 Fahnen.

^[Abb.: Kärtchen zur Schlacht bei Hochkirch (14. Okt. 1758).]

Hochkirche (engl. High Church), s. Anglikanische Kirche.

Hochland, im Gegensatz zum Tiefland, zum Flachland oder zur Niederung, begreift sowohl Gebirgsland als Hochebenen (s. d.), und es werden vorzugsweise größere, auch politisch oder ethnographisch selbständige Landstriche von beträchtlicher Meereshöhe so genannt (z. B. Savoyen, Abessinien) oder auch noch ausgedehntere Partien von Erdteilen, z. B. das H. von Ostasien (den größten Teil des chinesischen Reichs einnehmend). So spricht man auch wohl von einem H. Südeuropas, welches nördlich von der norddeutschen und russischen Niederung begrenzt wird und Portugal, Spanien, Frankreich, Süddeutschland, die Schweiz, Italien, die Donauländer, die Türkei und Griechenland umfaßt. Über das schottische H. s. Schottland.

Hochmeister, Titel des Oberhauptes des Deutschen Ordens (s. d.), seit dem Übertritt des letzten preußischen Hochmeisters, Albrecht von Brandenburg, zum Protestantismus mit dem des Deutschmeisters verbunden (s. Hoch- und Deutschmeister).

Hochmüllerei, s. Mühlen.

Hochmut (Hoffart), diejenige in Reden und Handlungen sich ausprägende Gemütsverfassung, in welcher der eigne Wert höher angeschlagen wird, als er wirklich ist (vgl. Demut).

Hochnarr (Hohenaar), Berggruppe der Hohen Tauern, zwischen der Glockner- und Ankogelgruppe, im gleichnamigen Gipfel 3258 m hoch. Südöstlich das einst reiche Rauriser Goldbergwerk und östlich der Radhausberg, 2684 m, über dem Gasteiner Thal, mit dem höchst gelegenen Bergbau Österreichs.

Hochnotpeinliches Halsgericht, s. Halsgericht.

Hochofen, s. Eisen (S. 410 f.) und Öfen (hüttenmännische).

Hochrelief (franz. Haut-relief), s. Relief.

Hochrenaissance, in der bildenden Kunst moderne Bezeichnung für diejenigen Perioden der Renaissancezeit, welche den Höhepunkt der Kunstentwickelung bilden, in Italien für die erste, in Frankreich und Deutschland für die zweite Hälfte des 16. Jahrh. Die der H. vorausgehenden und folgenden Perioden nennt man Frührenaissance und Spätrenaissance. Vgl. Renaissance.

Hochschottisch, s. Keltische Sprachen.

Hochschule, dem ältern Sprachgebrauch nach schon seit dem ausgehenden Mittelalter s. v. w. Universität. Da aber die neueste Zeit eine Reihe von Anstalten hat entstehen sehen, die, obzwar nur für bestimmte Berufsarten vorbildend, doch der Stufe nach den Universitäten gleichstehen, hat das Wort allmählich den Begriff der Gattung angenommen, von der die Universitäten nur eine, wenn auch die vornehmste Art bilden. Dieser weitere Begriff des Wortes umfaßt auch technische Hochschulen, Militär-, Forst-, Kunstakademien etc.