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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hochstetter - Hochwald.

keit Seligkeit; Folge des künstlerischen Schaffens für den Künstler Beseligung, des sittlichen Handelns für den Tugendhaften Selbstzufriedenheit. Der im griechischen Altertum berühmte Streit der Kyrenaiker und Epikureer, welche die Tugend in die Glückseligkeit, und der Cyniker und Stoiker, welche die Seligkeit in die Sittlichkeit setzten, ist, wie schon Platon, welcher die Tugend, und Aristoteles, welcher die Eudämonie für das höchste Gut erklärte, gleich wohl erkannt haben, müßig, weil Glückseligkeit ohne Tugend keine ist und die Tugend von selbst Glückseligkeit herbeiführt. H. G. im ethischen Sinn ist daher nach Kants richtiger Bemerkung weder Sittlichkeit noch Glückseligkeit für sich, sondern beider Vereinigung, Einssein von Thun und Sichfreuen des Guten, im weitern, ästhetischen Sinn aber weder kunstmäßiges Schaffen noch künstlerisches Genießen getrennt, sondern die Einigung beider, Einssein von Schaffen und Sichfreuen des Schönen.

Hochstetter, Ferdinand von, Geograph und Geolog, geb. 30. April 1829 zu Eßlingen in Württemberg, studierte zu Maulbronn und Tübingen Theologie, namentlich aber Naturwissenschaft, promovierte 1852 in Tübingen mit einer kristallographischen Abhandlung über den Kalkspat, beteiligte sich an den Arbeiten der Geologischen Reichsanstalt in Wien, führte 1853-54 die geologische Aufnahme des Böhmerwaldes, 1855-56 diejenige des Karlsbader Gebirges, Erzgebirges und der basaltischen Mittelgebirge Böhmens aus und habilitierte sich 1856 als Privatdozent an der Universität in Wien. 1857 schiffte er sich auf der Novara ein, verließ aber die Expedition in Neuseeland und widmete der Nord- und Südinsel ein eingehendes Studium. 1860 wurde er Professor der Mineralogie und Geologie am polytechnischen Institut in Wien und 1867 Präsident der Geographischen Gesellschaft daselbst. Er bereiste 1863 die Schweiz und Italien, 1869 die Türkei, 1872 Rußland und den Ural, wurde 1876 Intendant des naturhistorischen Hofmuseums, 1877 Direktor des Hofmineralienkabinetts und der anthropologisch-ethnographischen Hofsammlung, die als seine Schöpfung zu betrachten ist, 1878 Obmann der prähistorischen Kommission der Akademie der Wissenschaften und starb 18. Juli 1884 in Oberdöbling bei Wien. Er schrieb: "Karlsbad, seine geognostischen Verhältnisse und seine Quellen" (Karlsb. 1856); "Über die Lage der Karlsbader Thermen" (Wien 1856); "Madeira" (das. 1861); "Neuseeland" (Stuttg. 1863; engl. von Sauter, mit Zusätzen vom Verfasser, das. 1867); "Topographisch-geologischer Atlas von Neuseeland" (mit Petermann, Gotha 1863); "Geologie von Neuseeland" (Wien 1864); "Paläontologie von Neuseeland" (das. 1864); "Geologische Beobachtungen auf der Novara-Reise 1857-59", mit Daten über St. Paul, die Nikobaren etc. (das. 1866); "Die ausgestorbenen Riesenvögel von Neuseeland" (das. 1862); "Geologie des östlichen Teils der europäischen Türkei" (das. 1870); "Über den Ural" (Berl. 1873); "Geologische Bilder der Vorwelt und der Jetztwelt" (Eßling. 1873); "Die feste Erdrinde nach ihrer Zusammensetzung, ihrem Bau und ihrer Bildung" (in Hanns "Allgemeiner Erdkunde", 4. Aufl., Prag 1886); "Asien, seine Zukunftsbahnen und seine Kohlenschätze" (Wien 1877); "Leitfaden der Mineralogie" (mit Bisching, 5. Aufl., das. 1883). Hochstetters "Gesammelte Reiseberichte von der Erdumsegelung der Fregatte Novara" gab v. Haardt (Wien 1885) heraus. Vgl. Heger in den "Mitteilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien" (1884, Heft 8, mit Bibliographie).

Hochstift, s. Stift.

Hoch- und Deutschmeister, Titel des Oberhauptes des Deutschen Ordens (s. d.), nachdem derselbe infolge der Säkularisation des preußischen Ordensstaats auf Deutschland beschränkt war und Kaiser Karl V. 1530 die Hochmeisterwürde dem bisherigen Deutschmeister übertragen hatte. Der Friede von Preßburg 1805 übertrug diese Würde (später mit dem Titel eines "Großmeisters des Deutschen Ordens") erblich dem österreichischen Kaiserhaus; jetziger Inhaber desselben ist Erzherzog Wilhelm (geb. 21. April 1827). Das österreichische Infanterieregiment Nr. 4 führt seit der Errichtung 1696 unverändert den Namen H.

Hoch- und Wohlgeboren, Titel der Freiherren bei schriftlicher Anrede.

Hochverrat (Perduellio, Crimen perduellionis), die gegen den innern Bestand eines Staats durch einen Angriff auf das Staatsoberhaupt, auf die Verfassung oder das Staatsgebiet gerichtete strafbare Handlung. S. Majestätsverbrechen.

Hochvogel, höchster Berg der Algäuer Alpen, zwischen Iller und Lech, beim Flecken Oberstorf gelegen, eine aus Dolomit bestehende mächtige und schön geformte Felspyramide von 2593 m Höhe, deren durch ein großes Kreuz bezeichneter Gipfel eine prachtvolle Aussicht über die Alpen von den Hohen Tauern (Groß-Venediger) bis zu den Glarner Alpen (Tödi) gewährt. Der H. wird gewöhnlich von Hinterstein aus über die Berggündelhütte bestiegen.

Hochwald, Hochwaldbetrieb, forstliche Betriebsart (s. Betriebsarten): Baum- und Samenwald mit flächenweiser Verteilung der Altersklassen und daraus hervorgehender Altersgleichheit sowie gleichzeitiger Abnutzung und Verjüngung des Hauptbestandes in jeder Bestandsabteilung, seit Mitte des 18. Jahrh. eingeführt; hat den Femelbetrieb im 19. Jahrh. fast ganz verdrängt. Unterarten des Hochwaldbetriebs:

1) Einfacher Hochwaldbetrieb. Strenge Flächenverteilung der Altersklassen, ohne landwirtschaftliche Nutzung; zerfällt in Kahlschlagbetrieb (Verjüngung nach Kahlhieb) und in Femelschlagbetrieb (Verjüngung vor dem vollständigen Abtrieb und unter dem Schirm des Vorbestandes; s. Femelschlagbetrieb).

2) Hochwald-Überhaltbetrieb. Hochwald mit gleichalterigem Hauptbestand und mit einem aus dem Vorbestand übergehaltenen, zu gemeinschaftlichem Abtrieb mit dem Hauptbestand bestimmten Oberstand (Waldechtern, Überhältern, Standbäumen).

3) Hochwald-Unterbaubetrieb. Hochwald mit gleichalterigem Hauptbestand und mit Unterbau ohne Lichtungshieb im Stangen- oder geringen Baumholzalter.

4) Hochwald-Lichtungsbetrieb. Hochwald mit anfangs geschlossenem, gleichalterigem Bestand, später mit gelichtetem Hauptbestand und bodenschirmendem Unterstand.

5) Waldfeldbetrieb (Waldfeldbau). Hochwald mit Kahlschlagbetrieb und einem der Holzerziehung untergeordneten Fruchtbau nach dem Bestandabtrieb.

6) Baumfeldbetrieb. Hochwald-Kahlschlagbetrieb mit weitreihigem Holzanbau und mit einer der Holzerziehung gleichberechtigten langjährigen landwirtschaftlichen Benutzung. Begründet durch Cotta, "Verbindung des Feldbaues mit dem Waldbau" (1819 ff.).

7) Pflanzwaldbetrieb. Weitständiger Laubholzhochwald, begründet durch Pflanzung von starken Heistern mit dauernder Weide, mit Mast- und Streunutzung. Hauptsächlich in den Wesergebirgen. Beseitigung wird angestrebt.

Hochwald, 1) eine aus Porphyr bestehende Gebirgsgruppe innerhalb des niederschlesischen Steinkohlengebirges, bei den Städten Waldenburg und Gottesberg, steigt bis 877 m an und beherrscht die Gegend weithin. - 2) Gebirgsrücken in der preuß. Rheinprovinz, zum Hunsrück (s. d.) gehörig. - 3) Phonolithkegel im Lausitzer Bergland, 8 km südwestlich von Zittau aus dem Quadersandstein sich erhebend, 748 m hoch, mit schöner Aussicht nach Böhmen.