Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

278

Hoher Frassen - Hohes Lied

Hoher Frassen, s. Bludenz.

Hoher Göll, das Haupt der Göllkette in der Königseegruppe der Berchtesgadener Alpen (s. Ostalpen), erhebt sich nördlich vom Torrenerjoch (1728 m) zwischen Salzach und Königssee an der Grenze von Oberbayern und Salzburg zu 2519 m und wird von Berchtesgaden oder von Hallein aus über den Eckerfirst, oder von Königssee aus über das Hohe Brett bestiegen; ein östl. Ausläufer des Gipfels heißt der Kuchler Göll (2309 m).

Hohe Rhön, s. Rhöngebirge.

Hohe Rhonen, waldiger Bergrücken der Sihlgruppe in den Glarner Alpen (s. Westalpen), gehört dem subalpinen Molasseplateau an, das sich zwischen Ägerisee und Sihl ausbreitet, und erhebt sich an der Grenze der Kantone Zug, Zürich und Schwyz zu 1232, 1228 und 1190 m Höhe (Dreiländerstein). Er gewährt vielfach schöne Fernsichten auf die Alpen und das Hügelland. Im W. liegt der Gottschalkenberg (1152 m).

Hoher Peitzenbera, vereinzelter Kegelberg, zum größten Teil aus Nagelfluh, im SW. des Ammer- und Würmsees, eine ins Hochland vorgeschobene Warte der Alpenkette, gewährt eine treffliche Aussicht auf die Voralpen. Auf seinem Gipfel (989 m) der gleichnamige Weiler mit Wallfahrtskirche und meteorolog. Observatorium.

Hoherpriester (hebr. Cohēn hagadōl; grch. Archiereus, entsprechend dem röm. Pontifex maximus), in der nachexilischen Zeit der jüd. Oberpriester. (Über die Entstehung seines Amtes s. Levi.) Diese Würde erbte in der Aaronitischen Familie vom Vater auf den Sohn fort, bis Herodes d. Gr. sie auch gemeinen Priestern übertrug und fremde weltliche Herrscher, zuletzt selbst der Pöbel, sie nach Willkür, oft für Geld erteilten. Wenn im Neuen Testament mehrere zugleich lebende H. erwähnt werden, so sind darunter entweder die gewesenen H. oder der Stellvertreter des jeweiligen H. oder auch die Vorsteher der 24 Priesterklassen mit zu verstehen. Der H. wurde feierlich eingeweiht, früher durch Salbung, später, wie es scheint, nur durch Anlegen der Amtskleidung. Diese bestand nach dem Pentateuch aus einem baumwollenen, purpurblauen Oberkleid, an dessen Saum Granatäpfel und goldene Glöckchen befestigt waren, darüber ein prächtiger kurzer Leibrock von gezwirntem Byssus (Ephod); ferner aus einem auf der Brust zu tragenden viereckigen doppelten Schild, womit eine Art Orakel, Urim und Thummim (s. d.), verbunden war. Dieses Brustschild (Choschen) war mit goldenen Ringen und Ketten und mit purpurblauen Schnüren festgebunden und mit 12 hellglänzenden, in Gold gefaßten Edelsteinen, in deren jeden je ein Name der 12 Stämme eingegraben war, in vier Reihen besetzt. An der Kopfbedeckung (Miznefet), einem doppelten Turban, befand sich vorn ein Goldblech mit der Inschrift: "Dem Jahwe heilig." In diesem Schmuck erschien der H. als die heiligste und höchste Person im Volke. Ihm stand die Anordnung und Oberaufsicht des Gottesdienstes zu. Er war berechtigt, die Opferfunktionen eines einfachen Priesters auszuüben; seine feierlichste Amtshandlung aber war, daß er, als Mittler zwischen Jahwe und dem Volke, jährlich einmal, am Versöhnungstage (s. d.), in das Allerheiligste des Tempels ging, und zwar nicht in seinem prächtigen Amtsgewand, sondern im einfachen weißen Priesterkleide, und durch Vollziehung der Sühnegebräuche das Heiligtum von allen ihm zugestoßenen Befleckungen befreite. In der christl. Kirche ist das Wirken Jesu schon früh mit dem Amt des H. verglichen worden, daher man von einem hohenpriesterlichen Amte Jesu redet.

Hoher Rat, s. Synedrium.

Hoher Staufen, s. Hohenstaufen (Berg).

Hoher Stauffen, Bergrücken des Chiemseegebirges in den Altbayrischen Alpen (s. Ostalpen), südwestlich von Salzburg, zieht von Inzell bis in das Saalachthal zwischen Reichenhall und Mauthausen. Die östlichste Spitze ist der H. S. oder Zenokopf (1773 m), die mittlere und höchste der Mitter-Stauffen oder Zwiesel (1782 m).

Hoher Steig, s. Frankenhöhe.

Hohe Salve, Gipfel der Kitzbühler Alpen (s. Ostalpen) in Tirol, nördlich vom Brixenthal, 14 km westlich von Kitzbühel, ist 1829 m hoch, trägt eine Kapelle und ein Gasthaus und wird von Hopfgarten und Brixenthal aus auf bequemen Reitwegen in 3 1/2 Stunden bestiegen. Ihrer umfassenden Aussicht auf Hochgebirge und Kalkalpen verdankt sie den Namen "Rigi des Unterinnthals".

Hohe Schrecke, s. Finne (Höhenzug).

Hohe Schule, der höhere Teil der Schulreiterei (s. d.), die eigentliche Reitkunst, bezweckt eine gymnastische Ausbildung des Pferdekörpers, ohne dieselbe für besondere praktische Zwecke nutzbar machen zu wollen. Die H. S. zerfällt in Schulen auf der Erde: Stolzer Tritt (Piaffieren), Spanischer Tritt (Passagieren), Redopp (abgekürzter Viertempogalopp), und in Schulen über der Erde, d. h. künstliche Erhebungen (elevierte Gänge) der Vorhand und Schulsprünge (d. h. Luftsprünge, die nicht den Zweck haben Hindernisse zu nehmen): die Pesade (Levade), die Courbette (Kurbette, Mezair), die Kruzade, die Ballotade, die Kapriole. Der H. S. als Wendung eigentümlich ist die Pirouette und die Passade. (S. die einzelnen Artikel.) - Vgl. Täschner, Der Reitkunst H. S. (Lpz. 1890).

Hohe Schulter, s. Schiefwerden und Wirbelsäule.

Hohes Lied oder Lied der Lieder (lat. canticum canticorum), d. h. das schönste Lied, ist die Überschrift einer auf König Salomo zurückgeführten Sammlung jüd. Hochzeitslieder (Epithalamien). Dieselben entstammen den nördl. Landschaften und ihre Abfassungszeit ist, wie die vorkommenden Fremdwörter lehren, frühestens die pers., vielleicht erst die griech. Zeit. Sie gehören zu den interessantesten Resten altjüd. Lyrik. Ihre Aufnahme in den Kanon ward durch die Zurückführung auf Salomo ermöglicht. Da man jedoch schon frühzeitig nicht begriff, wie ein weltliches Liebeslied in die Bibel gekommen sei, so wandten sich schon die ältesten Ausleger des Buches der allegorischen Auslegung zu und deuteten es bald auf die Liebe Gottes zu dem auserwählten Volke der Juden, bald auf die Sehnsucht der Reiche Juda und Israel nach Wiedervereinigung. Die religiöse Auslegung ging von den Juden zu den Christen über; doch erhielt sie hier einen mystischen Sinn. Origenes und Hieronymus fanden in Christus den geliebten Bräutigam, in der Kirche die Braut. Diese Deutung wurde in der mittelalterlichen Kirche die herrschende. Luther nannte es H. L., "weil es von den höchsten und wichtigsten Dingen handelt, nämlich von der Obrigkeit". Dagegen geben die Kapitelüberschriften der luth. Bibel die Deutung des Hieronymus. Die allegorische Auslegung behielt in der prot. Kirche die Oberhand, wurde mit