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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hokkovögel; Hokusai; Hokuspōkus; Hol; Hólar; Holbach

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Hokkovögel - Holbach.

gegen die Mauren aus und begleitete Kolumbus 1493 auf seiner zweiten Reise nach Amerika. Kräftig, gewandt, kühn, dabei hochherzig und ritterlich fromm, gehörte er zu den edlern Vertretern der spanischen Konquistadoren. H. entdeckte auf Haïti die Goldlager von Cibao und nahm durch List und Entschlossenheit den Kazikenherrscher Caonabo, einen gefährlichen Gegner der Weißen, gefangen. Nach Spanien zurückgekehrt, segelte er im Mai 1499, von A. Vespucci begleitet, mit zwei Schiffen nach der Küste von Guayana, fuhr dann an derselben nach Süden, entdeckte die Mündung des Amazonenstroms, über die hinaus er noch vordrang, und befuhr dann die Küste von Venezuela, die er auch 1502, 1505 und 1509 besuchte, ohne aber trotz blutiger Kämpfe mit den Eingebornen die gehofften Schätze zu finden. Er führte schließlich ein bloßes Abenteurerleben und starb 1515 zu San Domingo in tiefster Armut.

Hokkovögel (Cracidae Vig.), Familie aus der Ordnung der Scharrvögel (Rasores), große südamerikanische Vögel mit gestrecktem Körper, ziemlich langem, mehr oder weniger gewölbtem Schnabel, kurzen, gerundeten Flügeln, mittelstarken und mittelhohen, lang- und dünnzehigen, spornlosen Läufen, häufig am Kopf und Hals mit nackten Stellen. Das Gefieder ist derb, großfederig, nicht dicht, meist dunkel. Die H. zeigen manche Ähnlichkeit mit den Tauben, leben einweibig, scharren nicht, nähren sich meist von Früchten, nisten meist auf Bäumen, legen wenige Eier und weichen im innern Leibesbau nicht unwesentlich von den Hühnern ab. Sie zerfallen in zwei Unterfamilien: die Hokkohühner (Cracinae Gray) und die Schakuhühner (Penelopinae Gray). Die erstern besitzen einen relativ langen, hohen, an der Spitze gewölbten Schnabel mit einer Wachshaut am Grund, welche den häufig vorkommenden Höcker auf der Schnabelwurzel bedeckt; der Schwanz ist ziemlich lang, etwas abgerundet, das Gefieder auf dem Scheitel und Hinterkopf meist zu einer kammförmigen Haube verlängert. Der Hokko (Crax alector L.), in den Urwäldern von Guayana und Paraguay, ist etwa 1 m lang, glänzend blauschwarz, am Bauch, Steiß und Endsaum der Schwanzfedern weiß, mit braunen Augen und gelbem Fleischhöcker auf dem Schnabelgrund. Man kann ihn leicht zähmen, aber er eignet sich wenig für die Gefangenschaft und pflanzt sich auch schwierig fort. Sein Fleisch ist sehr wohlschmeckend, und er wird deshalb in der Heimat eifrig gejagt.

Hokusai, japan. Maler, geb. 1760 zu Jedo, wurde als Haupt einer Schule von großem Einfluß auf die Entwickelung der neuern japanischen Malerei u. zeichnete vornehmlich Illustrationen für Bücher, die durch Holzschnitt vervielfältigt wurden. Seine Arbeiten sind durch feinstes Naturstudium und Leichtigkeit der Darstellung ausgezeichnet. Sein Hauptwerk ist ein Skizzenbuch für Maler, welches unter dem Titel: "Mangua" erschien. Er starb 1849.

Hokuspōkus, Formel der Taschenspieler, die sie während der Aufführung ihrer Kunststücke auszusprechen pflegen; die Etymologie ist unenträtselt, doch hat die Meinung Tillotsons, daß sie eine Korruption der Abendmahlsformel: "Hoc est corpus meum" ("das ist mein Leib") sei, welche die Satiriker des Reformationszeitalters (Fischart, Lerchheimer u. a.) ganz wie eine die Umwandlung von Brot und Wein bewirkende Zauberformel behandelt hatten, innere Wahrscheinlichkeit.

Hol, Richard, Komponist, geb. 23. Juli 1825 zu Amsterdam, erhielt seine musikalische Ausbildung auf der königlichen Musikschule daselbst, wirkte seit 1856 mehrere Jahre lang als Dirigent eines Amsterdamer Gesangvereins und erhielt 1862 die Stelle des städtischen Musikdirektors zu Utrecht, mit welcher er später noch die Organistenstelle an der Domkirche und 1875 das Direktorat der Musikschule der Maatschappij tot bevordering van Toonkunst vereinigte. H. hat sich als ausgezeichneter Dirigent auf verschiedenen Musikfesten (namentlich 1872 und 1874) bewährt und als Komponist auch in Deutschland einen geachteten Namen erworben. Unter seinen Werken, deren er bisher etwa 60 Nummern veröffentlicht hat, befinden sich Symphonien (wertvoll besonders die in D moll), vier Ouvertüren, Kirchenstücke, größere Chorgesänge (darunter "Der fliegende Holländer", für gemischten Chor und Orchester), Lieder u. a.

Hólar (Hólum), Ort im nördlichen Island, im Hjaltudal des Skagafjorddistrikts, war von 1106 bis 1801 Bischofsitz, der später nach Reykjawik verlegt ward, hatte bereits 1530 eine Buchdruckerei und gelehrte Schule, besteht jetzt aber nur aus wenigen Häusern um die steinerne Domkirche, nächst der zu Reykjawik das schönste Gotteshaus auf Island.

Holbach, Paul Heinrich Dietrich, Freiherr von, der "Nährvater" (wie sein Freund Diderot der geistige Vater) der Encyklopädisten, geb. 1723 zu Heidelsheim in der Pfalz, brachte sein Leben in Paris, dem damaligen Herde der Geisterbewegung, zu, deren Zentrum die Encyklopädie und deren Ausgangsort ein gastfreies Haus bildete. Ein reiner und menschenfreundlicher Charakter, dessen Ehrgeiz darin bestand, das Beste seiner Mitmenschen, wie er es verstand, zu fördern, widmete er sein Leben und sein Vermögen mit deutscher Beharrlichkeit der Bekämpfung dessen, was ihm als schädliches Vorurteil, sowie der Verbreitung desjenigen, was ihm als Wahrheit erschien. Da seiner Ansicht nach die wahre Bestimmung des Menschen darin besteht, glücklich zu sein, so müssen alle derselben im Weg stehenden Meinungen als schädliche Vorurteile beseitigt, dagegen alle damit in Übereinstimmung stehenden Erkenntnisse möglichst allgemein verbreitet werden. Zu jenen rechnet H. nicht nur das Christentum, sondern alle Religionen, die er als Erzeugnisse priesterlichen Eigennutzes darzustellen, und deren Entbehrlichkeit nicht nur, sondern Nachteiligkeit für Moral und Völkerglück er darzuthun sich bemüht, zu diesen dagegen die Naturwissenschaften, welche, indem sie die Dinge darlegen, wie sie wirklich sind, den menschlichen Geist von Irrtümern und Einbildungen über sein Wesen, seinen Ursprung und seine Zukunft freimachen. Ersterer Richtung gehören seine zahlreichsten einst einflußreichen, jetzt völlig vergessenen Schriften au, wie: "Christianisme dévoilé" (Lond. [Nancy] 1767); "Examen critique de la vie et des ouvrages de saint Paul" (Lond. 1770); "La contagion sacrée" (1767); "De l'imposture sacerdotale" (1767); "Lettres à Eugénie, ou préservatif contre les préjugés" (1768); "Les prêtres démasqués" (1768); "L'esprit du judaïsme" (1770); "Ecce homo" oder "Histoire critique de Jésus-Christ, ou analyse raisonnée des évangiles" (1770, Edinb. 1799 u. Lond. 1813); "Essai sur les préjugés" (1770); "La politique naturelle" (1773, 2 Bde.); "Système social" (1773, 2 Bde.); "L'éthocratie, ou le gouvernement fondé sur la morale" (1776) und "La morale universelle" (1776). Für die Naturwissenschaften hat er nicht nur (seit 1752) durch Übersetzungen naturwissenschaftlicher und technischer Schriften (meist aus dem Deutschen) gewirkt, sondern hauptsächlich durch sein berühmtestes (oder