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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hondūrasbai; Hönefos; Honegger; Honéstas; Honett; Honfleur

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Hondurasbai - Honfleur.

Sterl. kommen. Diese Anleihen wurden 1867, 1868 und 1870 in London und Paris behufs Baues einer 370 km langen Eisenbahn von Puerto Cortez nach der Fonsecabai gemacht, von der indes nur 54 km gebaut worden sind. Ein Versuch im J. 1872, weitere 15 Mill. Pfd. Sterl. zu 10 Proz. zu borgen, um diese Bahn so auszuführen, daß Seeschiffe auf ihr von Meer zu Meer transportiert werden können, hatte keinen Erfolg. Das stehende Heer des Staats besteht aus 830 Mann, wozu noch 31,500 Mann Miliz kommen. Zwei Dampfschiffe mit acht Kanonen repräsentieren die Seemacht. Die Flagge (s. Tafel "Flaggen") besteht aus drei Streifen: blau, weiß, blau.

Geschichte.

Die Küste von H. ward schon 1502 von Kolumbus bei der Aufsuchung einer mittelamerikanischen Durchfahrt auf seiner vierten und letzten Reise entdeckt. Er verfolgte die Küste von Punta de Caxinas (jetzt Kap Castilla oder H. an der Bai von Trujillo) bis zum Kap Gracias à Dios, welcher Name von ihm herrührt. Der Name H. ist spanisch und bedeutet "Tiefen". Er soll von den Spaniern der Küste gegeben sein, weil sie wegen zu großer Meerestiefe lange keinen Ankerplatz an derselben fanden. Nachdem Christoval von Olid die Küste 1523 für die Krone Spanien in Besitz genommen, wurde sie nach und nach kolonisiert und 1790 zur Provinz (Comayagua) des spanischen Generalkapitanats von Guatemala gemacht. 1823 trat H. als Staat zur Union von Zentralamerika und war in dem langen Kampf um das Föderativsystem ein Hauptsitz der liberalen oder Föderalistenpartei. Noch zehn Jahre lang, nachdem 1839 bereits die Auflösung der Union erfolgt war, machte die liberale Partei wiederholte Versuche, sich wenigstens mit den liberalen Staaten von Nicaragua und Salvador zu einer Föderation zu vereinigen, und selbst nachdem diese sich 1853 und 1854 als selbständige Staaten konstituiert hatten, verfolgte H. unter seinem liberalen Präsidenten Cabaños noch föderalistische Zwecke und führte infolge davon sogar mit Guatemala Krieg, bis 1855 Cabaños nach einer Niederlage gestürzt und verbannt ward. Sein Nachfolger in der Präsidentschaft, der General Guardiola, schloß darauf 13. Febr. 1856 mit Guatemala einen Friedens- und Allianztraktat, und seitdem genoß H. unter Guardiolas Leitung, der, ein geborner Sambo, wegen seiner Grausamkeit "der Tiger von Zentralamerika" genannt wurde, äußere Ruhe und im Innern wenigstens erträgliche Zustände. An Aufstandsversuchen fehlte es jedoch natürlich nicht, und Guardiola fiel 11. Jan. 1862 einer Soldatenbewegung zum Opfer. An seine Stelle trat der bisherige Vizepräsident, Vittoriano ^[richtig: Victoriano] Castellamios, und nach dessen baldigem Tod (1863) der Senator José Francesco Montes. Dieser verband sich 1863 mit dem Präsidenten Barrios von Salvador gegen Carrera von Guatemala und wurde deshalb im Juli von dem guatemalischen General Cerna vertrieben. Provisorisch übernahm darauf der von Carrera begünstigte General José Maria Medina die Präsidentschaft, bis im Februar 1864 seine definitive Wahl erfolgte. Dieser legte dem im September 1865 zusammengetretenen Kongreß den Entwurf einer neuen Verfassung zur Beratung vor, welche im November 1865 in Kraft trat. Medina wurde im Februar 1866 und 1870 aufs neue zum Präsidenten gewählt, aber 1872, als er den Republiken Salvador und Guatemala den Krieg erklärte, durch eine von dem Heer unterstützte Erhebung der Liberalen gestürzt und C. Arias zum Präsidenten erhoben, der sich gegen alle Bestrebungen der Gegenpartei behauptete. Bei der Neuwahl im Februar 1874 wurde Ponciano Leiva, im Mai 1877 Soto zum Präsidenten erwählt. Im Innern herrscht nun Ruhe, und auch nach außen steht H. mit den Nachbarrepubliken sowie mit Nordamerika und England in gutem Einvernehmen; nur die Finanzen des Staats sind durch Anleihen, welche wegen der Korruption der Beteiligten sehr teuer geworden sind und wenig eingebracht haben, arg in Zerrüttung. 1880 wurde eine neue Verfassung beschlossen und Tegucigalpa zur Hauptstadt von H. bestimmt. Jetziger Präsident ist General Bogran. Über Britisch-H. s. Belize. Vgl. Squier, H., descriptive, historical and statistical (Lond. 1870); Pelletier, H. et ses ports (Par. 1869, Eisenbahnprojekt); Soltera, A lady's ride across H. (Lond. 1884), und die Litteratur bei Zentralamerika.

Hondūrasbai, der westlichste Teil des Karibischen Meers, steht durch die Straße zwischen Yucatan und Cuba mit dem Busen von Mexiko in Verbindung. S. Karte "Westindien etc."

Hönefos, Städtchen im norweg. Amt Buskerud, an dem schönen Wasserfall gleichen Namens und an der Eisenbahn Drammen-Randsfjord, hat (1876) 1136 Einw. Die Umgebungen gehören zu den schönsten Gegenden Norwegens.

Honegger, Johann Jakob, namhafter Kulturhistoriker, geb. 13. Juli 1825 zu Dürnten bei Rapperswyl (Kanton Zürich), besuchte das Lehrerseminar zu Küßnacht, trat in den praktischen Schuldienst, widmete sich seit 1850 höhern Studien, besuchte 1852 bis 1856 die Universität Zürich, darauf Paris, war 1857-61 Lehrer am Seminar in Küßnacht, 1861-1865 Professor an der Kantonsschule in St. Gallen, trat dann als Dozent der Geschichte, deutschen Litteratur und Poetik bei der Lehramtsschule an der Züricher Hochschule ein und wurde 1874 zum Professor an der letztern ernannt. Nachdem er 1849 und 1852 zwei Bändchen Gedichte unter dem Titel: "Herbstblüten" (3. Auflage: "Lieder und Bilder", Leipz. 1887) veröffentlicht hatte, welche eine nicht geringe poetische Begabung bekundeten, wandte er sich kulturhistorischen und litterarischen Studien zu. Er veröffentlichte: "Victor Hugo, Lamartine und die französische Lyrik des 19. Jahrhunderts" (Zür. 1858); "Litteratur u. Kultur des 19. Jahrhunderts" (2. Aufl., Leipz. 1879); "Grundsteine einer allgemeinen Kulturgeschichte der neuesten Zeit" (sein Hauptwerk, das. 1868-74, 5 Bde.); "Kritische Geschichte der französischen Kultureinflüsse in den letzten Jahrhunderten" (Berl. 1875); "Katechismus der Kulturgeschichte" (Leipz. 1879); "Russische Litteratur und Kultur" (1880); "Allgemeine Kulturgeschichte" (Leipz. 1882-86, Bd. 1 u. 2).

Honéstas (lat.), Ehrenhaftigkeit; h. publica, guter Ruf; honestieren, ehren, beehren, auszeichnen.

Honett (honnett, franz. honnêté), ehrbar, rechtschaffen, anständig; auch s. v. w. nicht knickerig; Honettität (franz. honnêteté), Ehrbarkeit etc.

Honfleur (spr. óngflör), Seestadt im franz. Departement Calvados, Arrondissement Pont l'Evêque, an der Südseite der Seinemündung amphitheatralisch gelegen, Station der Westbahn, ist unregelmäßig gebaut und schmutzig, aber sehr belebt, hat eine merkwürdige hölzerne Kirche aus dem 15. Jahrh., eine berühmte Wallfahrtskapelle, eine Börse, (1881) 9136 Einw., bedeutenden Handel (besonders Ausfuhr von Geflügel, Eiern, Butter, Vieh und Getreide nach England und Zufuhr von Holz aus Norwegen, Eisen und Kohle), ansehnlichen Schiffbau, Seilerei, Ger-^[folgende Seite]