Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

729

Hornung - Horrend.

fossil sowohl in Sibirien als in Europa gefunden worden. III. Schafe (Ovina). Kleinere Tiere mit mehr oder weniger zusammengedrückten, runzeligen, nach hinten oder seitwärts gerichteten Hörnern, behaarter Schnauze, kurzen Afterklauen und 2 Zitzen. Nur die Gattungen Ovis (Schaf, s. d.) und Capra (Ziege, s. d.), Steinbock (s. d.), beide aber nicht scharf voneinander trennbar und jede mit vielen, zum größten Teil zähmbaren und unter sich kreuzbaren Rassen. Auch Schaf und Ziege geben miteinander fruchtbare Bastarde. Bei einer Schafrasse im südlichen Frankreich sind konstant 4 Zitzen vorhanden.

Hornung, deutscher Name des Februars (s. d.).

Hornviper, s. Ottern.

Hornvögel (Bucerotidae), Familie aus der Ordnung der Klettervögel (s. d.).

Hornwerk (franz. Ouvrage à corne), ein in ältern Festungen vorkommendes äußeres Werk, welches, meist zur Deckung von Kurtinen dienend, aus zwei halben, durch eine Kurtine verbundenen Bastionen und zum Hauptgraben zurückführenden Anschlußlinien a a (s. Figur) besteht; häufig liegt vor seiner Kurtine noch ein Ravelin. Vgl. Festung, S. 182.

^[Abb.: Hornwerk.]

Horodenka, Marktflecken in Galizien, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, mit ausgezeichnetem Landwirtschaftsbetrieb, Ackerbauschule, Dampfmühle, Branntweinbrennerei, Bierbrauerei und (1880) 10,226 Einw. (3657 Juden).

Horograph (griech.), s. v. w. Annalenschreiber.

Horolog (Horologium, griech.), Stundenzeiger, Uhr; in der griechische kath. Kirche ein Buch mit den Stundengebeten (Horen); Horologiographie, die Kunde, Uhren, besonders Wasser- und Sonnenuhren, zu verfertigen und richtig anzubringen; horologisch, Uhren betreffend.

Horometer (griech.), Stundenmesser.

Horópter (griech., "Sehziel"), der Inbegriff aller derjenigen Punkte im Raum, welche bei einer bestimmten Augenstellung einfach (nicht doppelt) gesehen werden (s. Gesicht, S. 240).

Horos (ägypt. Hor oder Har), ägypt. Licht- und Sonnengott, der zuerst von Eratosthenes um 280 v. Chr. genannt wird, dessen Verehrung aber später bei den Griechen und auch bei den Römern in den weitesten Kreisen Verbreitung fand, indem das vorgebliche Alter des neuentdeckten Gottes dessen Kult der damals herrschenden Mysteriensucht, die in Ägypten stets das Land der Wunder und Geheimnisse sah, aufs höchste empfahl. Man muß übrigens zwischen einem ältern und einem jüngern H. unterscheiden. Der ältere H. (auch Arveris genannt) soll ein Bruder des Osiris gewesen sein und galt den Griechen für identisch mit ihrem Apollon. Allerdings bietet aber auch der jüngere so viel Ähnlichkeiten mit dem griechischen Gott, daß viele in diesem den griechischen Sonnengott wiedererkennen wollten. Herodot weiß nur von einem Sohn des Osiris und der Isis, d. h. dem jüngern H., der in dem Mythus von Typhon (s. d.) eine Rolle spielt, dem Bruder der von den Ägyptern Bastis genannten Artemis. H. ist noch Kind, als Osiris von Typhon getötet wird, und wird, während Isis jenen sucht, von der Leto in Buto erzogen. Er besiegt den Typhon erst nach mehrtägigem Kampf und übergibt ihn gefesselt der Isis, die ihn jedoch wieder losläßt, worüber ergrimmt H. der Mutter das Diadem vom Haupt reißt. Daher wird H. in den ägyptischen Inschriften oftmals "der Rächer seines Vaters" genannt. Als Vernichter seiner Gegner, der bösen Mächte, heißt er auch Hortma. Die Deutungen des Mythus sind verschieden. Am richtigsten wird derselbe wohl auf den nach den Jahreszeiten verschiedenen Sonnenstand bezogen, und in diesem Sinn heißt H. Harmachis ("H. am Horizont") oder auch wohl Hortebt ("H. der Flügelausspanner"). Auf Denkmälern erscheint der Gott mit dem Kopf eines Sperbers, des ihm heiligen Tiers (Fig. 1), oder er wird auf dem Sonnennachen dargestellt, eine Schlange mit menschlichem Haupte durchbohrend, oder auf einem Krokodil stehend, mit Schlangen in den Händen, etc. Die Hauptstätten seiner Verehrung waren die Städte Edfu und Kos. Der jugendliche, noch in der Pflege seiner Mutter Isis befindliche H. heißt Horpechrot (griech. Harpokrates); er trägt eine Seitenlocke und hält den Finger an den Mund nach der bei den Ägyptern üblichen Darstellung eines kindlichen Alters (Fig. 2; vgl. auch die Abbildungen bei "Isis"). Dies mißverstehend, haben die Griechen aus Harpokrates einen Gott des Schweigens gemacht. Vgl. Ägypten, S. 220.

^[Abb.: Fig. 1. Horos Harmachis. Fig. 2. jugendlicher Horos.]

Horoskop (griech., "Stundenschauer"), im astrologischen Sinn der in der Geburtsstunde eines Menschen aufgehende Punkt der Ekliptik, welcher auf Charakter und Schicksal bestimmend wirken soll (s. Astrologie, S. 974); daher einem das H. stellen, allgemeiner s. v. w. ihm sein Schicksal voraus verkündigen. H. heißt auch ein von Michael Eble in Ellwangen konstruiertes, tragbares Instrument, mit dessen Hilfe man die Sonnenhöhe messen und ohne Übung im astronomischen Rechnen die Zeit bis auf 20 Sekunden genau bestimmen kann.

Horowitz (tschech. Hořovice, spr. horscho-), Stadt in Böhmen, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, an der Böhmischen Westbahn, hat ein Schloß mit Park (früher Besitz des Kurfürsten von Hessen, jetzt des Fürsten von Hanau), Bierbrauerei, Zündhölzchenfabrik und (1880) 3418 Einw. In der Umgebung befinden sich bedeutende Eisenwerke zu Komorau (Hochöfen, Hammer- und Walzwerk, Emailgeschirrfabrik), Jinetz und Tschenkow (Kleineisenwaren). In früherer Zeit war auch die Nägelerzeugung mittels Handbetrieb im Bezirk H. stark verbreitet, doch hat sie durch die Konkurrenz der Maschinenindustrie sehr abgenommen.

Horrénd (lat.), grauenerregend, schrecklich.