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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hugo von Montfort; Hugo von Saint-Victor; Hugo von Trimberg; Hug Schapler; Hugues; Huhn

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Hugo von Montfort - Huhn.

vollendete (hrsg. von Keller, Stuttg. 1856, Litterarischer Verein). Das Gedicht ist außerordentlich breit, was namentlich durch sehr ausführliche Allegorien veranlaßt wird, wofür er Innocenz' III. Schrift "De contemptu mundi" und das "Compendium theologicae veritatis" benutzte.

Hugo von Montfort, deutscher Dichter, geb. 1357, stammte aus dem in Vorarlberg ansässigen Geschlecht der Grafen von Montfort (der fünfte seines Namens), nahm 1377 an dem Zug Herzog Albrechts III. von Österreich gegen die heidnischen Preußen teil, war auch sonst mehrfach in kriegerische Händel verwickelt, machte eine Pilgerfahrt nach dem Heiligen Land und starb, nachdem er dreimal vermählt gewesen, 1423. Seine Gedichte sind teils allegorischer Art, "Reden" genannt, meist in Gesprächsform Sitten und Zustände der Zeit behandelnd, teils lyrisch, Lieder und Briefe, an der Grenze zwischen dem ältern Minnegesang und dem Volkslied stehend. Zu den Liedern lieferte ihm sein Knecht Burk Mangolt die Melodien. Ausgaben besorgten Bartsch (Stuttg. 1880, Litterarischer Verein) und Wackernell (Innsbr. 1881). Vgl. Weinhold, Über den Grafen Hugo von Montfort (Graz 1857).

Hugo von Saint-Victor, berühmter Mystiker des Mittelalters, geb. 1097 in der Nähe von Ypern in Flandern (nach andern in Niedersachsen aus dem Haus der Grafen von Blankenburg), begab sich, in einem Alter von 18 Jahren bereits Mönch, mit dem Archidiakonus Hugo von Halberstadt nach Paris, wo er sich unter die regulären Kanoniker der klösterlichen Lehranstalt St.-Victor aufnehmen ließ, deren Vorsteher er später wurde und bis zu seinem Tod (1141) blieb. Als Theolog erlangte er durch seine Vorlesungen sowie durch seine Schriften eine hohe Berühmtheit. Er gilt als Begründer der sogen. mystischen Theologie von St.-Victor; mit dem heil. Bernhard war er sowohl persönlich befreundet als auch der religiösen Richtung nach nahe verwandt. Seine bedeutendsten Schriften sind: "Summa sententiarum" und "De sacramentis libri III". Eine Gesamtausgabe seiner Werke: "Opera omnia", erschien 1648 zu Rouen. Vgl. Liebner, H. v. S. (Leipz. 1832); Hauréau, Les oeuvres ^[œuvre] de Hugues de Saint-Victor (2. Aufl., Par. 1886).

Hugo von Trimberg, didaktischer Dichter, wahrscheinlich in dem Dorf Trimberg im Würzburgischen geboren und danach genannt, war 1260-1309 Magister und Rektor der Schulen an dem Kollegiatstift in der Theuerstadt, einer Vorstadt von Bamberg. Er ist bekannt als Verfasser des "Renner", eines in vielen Handschriften erhaltenen mittelhochdeutschen Lehrgedichts, das er 1300 verfaßte und noch bis 1313 vermehrte. Die Besserung und Belehrung der Zeitgenossen bezweckend, schildert es die damaligen Kultur- und Sittenzustände und rügt die herrschenden Gebrechen und Laster. In den zahlreich eingewebten Beispielen, Gleichnissen, Fabeln und Erzählungen gibt sich des Verfassers poetische Begabung kund, während überall ein sittlicher Ernst wohlthuend hervortritt. Vollständig wurde der "Renner" zuerst herausgegeben von dem Bamberger Historischen Verein (1833-36, 3 Hefte). In der mit Unrecht Seb. Brant zugeschriebenen Bearbeitung (Frankf. 1549; neue Ausg., Tübing. 1827) ist das Gedicht in protestantischem Sinn umgestaltet. Andre Werke von H., wie namentlich das Gedicht "Der Sammler", sind verloren gegangen. Vgl. Janicke, Über Hugos von Trimberg Leben und Schriften (in "Germania", Bd. 2, S. 363 ff.).

Hug Schapler, mittelalterlicher franz. Ritterroman, enthaltend die sagenhafte Geschichte Hugo Capets, der als Metzgerssohn auftritt und durch Tapferkeit den Thron erwirbt. Das Werk wurde von der Herzogin Elisabeth von Lothringen, Gräfin von Widmont, ins Deutsche übertragen und in Straßburg 1500 gedruckt. Die letzte Bearbeitung desselben führt den Titel: "Von dem streitbaren Helden Hugo Capet" (Nürnb. 1794).

Hugues (spr. ügh'), Clovis, franz. Politiker, geb. 3. Nov. 1851 zu Ménerbes (Vaucluse), begann mit 18 Jahren seine journalistische Thätigkeit in radikalen Blättern und ward schon 1871 wegen eines Artikels im Journal "La Fraternité" vom Kriegsgericht zu drei Jahren Gefängnis und 2000 Frank Geldbuße verurteilt. 1875 freigelassen, trat er in die Redaktion der Zeitung "La Jeune République" ein. 1877 geriet er in Streit mit einem bonapartistischen Redakteur, tötete denselben im Duell und flüchtete nach Neapel, stellte sich aber 1878 in Aix dem Gericht und wurde freigesprochen. 1881 ward er in Marseille zum Mitglied der Deputiertenkammer gewählt und schloß sich hier der äußersten Linken an, zu deren kecksten und radikalsten Rednern er gehörte. Er veröffentlichte unter den Titeln: "La petite muse" (1877), "Poèmes de prison", "Les soirs de bataille" (1882), "Les jours de combat" (1883), "Les évocations" (1885) einige Gedichtsammlungen. Seine Gattin erschoß 1884 im Justizpalast einen Litteraten Morin, den sie der Verleumdung beschuldigte, mit mehreren Revolverschüssen und ward trotzdem 1885 von den Geschwornen freigesprochen.

Huhn (Gallus L., hierzu Tafel "Hühnerrassen"), Gattung aus der Ordnung der Hühnervögel und der Familie der Fasanen (Phasianidae), Vögel mit fleischig-häutigem Kamm und zwei Kinn- oder Kehllappen (an beiden Unterkiefern, selten nur einer in der Mitte des Kinnes). Die Flügel sind kurz und gerundet, der Schwanz ist dachförmig und wird hoch getragen, die Mittelfedern der Hähne sind lang und sichelförmig gekrümmt. Typus der Kammhühner ist das Haus- oder Landhuhn. Man kennt zur Zeit vier Arten und zwei Rassen der Wildhühner, welche sämtlich Indien und dem Malaiischen Archipel angehören. Die weiteste Verbreitung hat das bengalische Bankiva nebst seinen beiden Rassen, dem burmesischen und malaiischen Bankiva (Gallus ferrugineus Gm., Bankiva Temm.). Es erstreckt sich von den Vorbergen des Himalaja durch Vorder- und Hinterindien bis Java. Hier (nur im Hochland jenseit 800 m Meereshöhe) trifft es mit dem Gabel- oder Zwerghuhn (Gallus varius Shaw), welches Java (unterhalb 800 m), Lombok, Sumbawa und Flores bewohnt, zusammen; im Süden Vorderindiens mit dem schönen Sonneratshuhn (G. Sonnerati Temm.). Die vierte Art, das Dschangelhuhn (G. Stanleyi Gray), ist auf die Insel Ceylon beschränkt.

Abstammung des Haushuhns. Rassen.

Die Frage nach der Abstammung der domestizierten Hühner ist kaum noch eine offene zu nennen. Nachdem Darwin die in der That sehr zweifelhafte Annahme zurückgewiesen hat, daß noch unentdeckte oder ausgestorbene Formen die Ureltern gewesen seien, haben wir diese nur noch unter den lebenden Arten zu suchen. Die gewichtigsten Gründe sprechen für die Stammelternschaft des Bankiva: weiteste horizontale und vertikale Verbreitung, Ähnlichkeit mit den Kampfhühnern und ihrem Krähen, Rückschläge, Kreuzungen etc. Von den gegen 40 rezipierten, genau ("standardmäßig") beschriebenen Rassen, deren die meisten mehr oder weniger Farbenschläge zählen, ist eine ziemlich große Anzahl (ca. 10), der Hauptsache nach fertig gezüchtet, aus China, Japan und Indien nach Europa und Nordamerika impor-^[folgende Seite]