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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hundert Tage - Hundsgrotte.

Hundert Tage (franz. Cent jours, spr. ssang schuhr), die Tage, welche zwischen dem 20. März, an welchem Tag Napoleon I. von Elba aus in Paris einzog und das Kaiserreich wieder aufrichtete, und dem 28. Juni 1815 lagen, an welchem Tag Ludwig XVIII. von Cambrai aus die königliche Gewalt wieder übernahm.

Hundeshagen, 1) Johann Christian, Forstmann, geb. 10. Aug. 1783 zu Hanau, besuchte die Forstschulen zu Waldau und Dillenburg, studierte dann 1804-1806 in Heidelberg Natur- und Staatswissenschaft, trat in den Forstverwaltungsdienst, ward 1818 Professor der Forstwissenschaft in Tübingen, 1821 Forstmeister in Fulda und Direktor einer dort neubegründeten Forstschule, 1824 Professor der Forstwissenschaft in Gießen, wo er 10. Febr. 1834 starb. H. hat die Forstwissenschaft durch eine Fülle spekulativer, fruchtreicher Gedanken gefördert. Namentlich ist die naturwissenschaftliche Begründung wirtschaftlicher Regeln durch ihn angeregt worden, auch behandelte er zuerst die Forststatik als besondere Wissenschaft, als Lehre von der Meßkunst der forstlichen Kräfte und Erfolge. Er schrieb: "Forstabschätzung auf neuen wissenschaftlichen Grundlagen" (Tübing. 1826, 2. Aufl. 1848); "Encyklopädie der Forstwissenschaft" (das. 1821-31, 3 Tle.; 4. Aufl. 1842-59); "Bodenkunde in land- und forstwirtschaftlicher Beziehung" (das. 1830); "Die Waldweide und Waldstreu" (das. 1830); "Beiträge zur gesamten Forstwissenschaft" (das. 1824 bis 1833, 7 Hefte); "Forstliche Berichte und Miszellen" (das. 1830-32, 2 Hefte).

2) Karl Bernhard, protest. Theolog, Sohn des vorigen, geb. 30. Jan. 1810 zu Friedewald bei Hersfeld, studierte in Gießen und Halle Theologie und habilitierte sich 1831 an der Universität Gießen für die Fächer der Kirchengeschichte und Exegese. Im Herbst 1834 folgte er einem Ruf als außerordentlicher Professor nach Bern, wo er unter anderm "Die Konflikte des Zwinglianismus, Luthertums und Calvinismus in der bernischen Landeskirche von 1552 bis 1558" (Bern 1842) und "Der deutsche Protestantismus, seine Vergangenheit und seine heutigen Lebensfragen" (Frankf. 1846, 3. Aufl. 1849) schrieb. 1846 ging er als ordentlicher Professor nach Heidelberg. Er verfaßte seitdem außer Broschüren, die sich auf badische Kirchenhändel beziehen, noch: "Der Weg zu Christo" (Frankf. 1853); "Beiträge zur Kirchenverfassungsgeschichte und Kirchenpolitik, insbesondere des Protestantismus" (Wiesb. 1864, Bd. 1), eine der ausgezeichnetsten kirchenhistorischen Leistungen der neuern Zeit. Mit der badischen Landeskirche zerfallen, folgte er im Herbst 1867 einem Ruf an die Universität zu Bonn, wo er 2. Juni 1872 starb. Aus seinem Nachlaß veröffentlichte Christlieb: "Ausgewählte kleinere Schriften und Abhandlungen" (Gotha 1875, 2 Bde.). Vgl. Christlieb, H., eine Lebensskizze (Gotha 1873).

Hundetragen, mittelalterliche Strafe des Landfriedensbruchs, namentlich in Franken und Schwaben üblich, welche darin bestand, daß der Landfriedensbrecher einen Hund aus einem Gau in den andern tragen mußte; z. B. von Otto d. Gr. 938 gegen die Anhänger des Herzogs Eberhard von Franken zur Anwendung gebracht.

Hundewache, auf Schiffen die Wache von Mitternacht bis 4 Uhr morgens.

Hundheim, Dorf im bad. Amtsbezirk Wertheim; hier fand 23. Juli 1866 ein Gefecht zwischen der preußischen Division Fließ (von der Mainarmee) und der badischen Division statt, welches mit dem Rückzug der letztern an die Tauber endete.

Hundred ("Hundertschaft"), bei den Angelsachsen eine Unterabteilung des Gaues (s. d.) od. der Grafschaft (shire), entsprechend der fränkischen Hundertschaft; dann (hundretum, hundreta) die Versammlung der freien Männer aus einem solchen Bezirk, welche zur Ausübung der Gerichtsbarkeit monatlich stattfand; endlich eine ursprünglich aus 100 Genossen bestehende Abteilung einer Friedensbürgschaft (fridhborg ^[richtig: fridborg]), welche die Verpflichtung übernommen hatte, diejenigen ihrer Mitglieder, welche sich eines Verbrechens schuldig gemacht, vor Gericht zu stellen und eventuell für den Schaden einzustehen, soweit derselbe nicht aus dem Gute des Thäters gedeckt werden konnte. Die H. zerfiel bei den Angelsachsen in zehn Thitingä (decimae). An der Spitze jeder H. stand ein Hundreder (hundredarius). Manche dieser angelsächsischen Amtsbezirke (hundreds) bestanden bis in die neuere Zeit. Jetzt sind die Bezirke (divisions) der Friedensgerichte an ihre Stelle getreten.

Hundredweight (spr. honndred-wet, Centweight, Zentner, abgekürzt Ctwt. oder Cwt.), Handelsgewicht Englands und der Vereinigten Staaten, = 4 Quarter à 28 Pfd. avoirdupois = 50,802 kg.

Hundrieser, Emil, Bildhauer, geb. 13. März 1846 zu Königsberg i. Pr., bildete sich auf der Berliner Kunstakademie, arbeitete dann etwa acht Jahre lang im Atelier von Siemering, schloß sich in seinen eignen Arbeiten aber mehr der durch den Barock- und Rokokostil beeinflußten naturalistischen Richtung von R. Begas an. Er unternahm mehrere Studienreisen nach Frankreich, Belgien, Österreich etc. Seine Thätigkeit war bis jetzt eine überwiegend dekorative. Für das Kriegerdenkmal in Magdeburg führte er vier Bronzereliefs, für das Gerichtsgebäude in Posen die kolossalen Figuren des Rechts und des Gesetzes, für das Palais Borsig die Figuren von James Watt und Stephenson, für das Polytechnikum in Charlottenburg die Statue Schlüters, für das Treppenhaus des Kultusministeriums in Berlin ein Relief mit der Muse des Gesanges und für die Berliner Jubiläums-Kunstausstellung von 1886 die kolossale Gruppe der Phantasie aus. Für die Herrscherhalle des Zeughauses schuf er die in Bronze gegossene Kolossalstatue Friedrich Wilhelms III. und für Magdeburg das Lutherdenkmal (1886).

Hundsaffen (Cynopethecini), Unterfamilie der schmalnasigen Affen (Catarrhini), s. Affen, S. 141.

Hundsbaum, s. Evonymus.

Hundsbaumrinde, s. Rhamnus.

Hundsbeere, virginische, s. v. w. Cornus florida.

Hundsdorn, s. v. w. gemeiner Weißdorn, Crataegus Oxyacantha; s. v. w. Ackerrose, Rosa arvensis.

Hundsfeld, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Öls, zwischen Weida und Juliusburger Wasser und an den Linien Breslau-Tarnowitz und H.-Trebnitz der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Ziegeleien, Wurst- und Dachpappenfabrikation und (1885) 1436 Einw.

Hundsgleiße, s. v. w. Aethusa cynapium.

Hundsgras, s. v. w. Queckengras, Triticum repens, und Dactylis glomerata.

Hundsgrotte (Grotta del cane), Höhle in der ital. Provinz Neapel, östlich von Pozzuoli, am Ufer des jetzt künstlich ausgetrockneten Sees von Agnano, eines ehemaligen Kraters, mit Ausströmungen von Kohlensäuregas, der letzten Spur der ehemaligen vulkanischen Thätigkeit, wie solche in vulkanischen Gegenden nicht selten sind. Die H. findet sich an der Basis des Kraterrandes und hat ihren Namen davon, daß die aus dem Boden ausströmende und ihres hohen