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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hueppe; Hunziker; Hurgronje; Husemann; Huß; Hüttenböden; Hydrometer; Hypnāl; Hypnotismus

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Hunziker - Hypnotismus.

hat, wie auch die Burmanniaceen, Samen mit Endosperm; die Gentianee Voyria ist durch völlig nackte, d. h. integumentlose, Samenknospen ausgezeichnet, weshalb die Samenschale sich bei ihr aus dem Knospenkern (Nucellus) bilden muß; auch haben die Samenknospen den Bau eines anatropen Ovulum ohne die sonst eintretende Wachstumskrümmung eines solchen, eine Eigentümlichkeit, die bisher nur von der parasitischen Balanophora bekannt ist. Vgl. Koch, Über die direkte Ausnutzung vegetabilischer Reste durch bestimmte, chlorophyllhaltige Pflanzen (in: »Berichte der Deutschen botanischen Gesellsch.«, Bd. 5, 1887); Derselbe, Zur Entwickelungsgeschichte der Rhinanthaceen (Pringsheims Jahrbücher, Bd. 20, 1888); Johow, Die chlorophyllfreien H. Westindiens (das., Bd. 16, 1885); Derselbe, »Die chlorophyllfreien H. nach ihren biologischen und anatomisch-entwickelungsgeschichtlichen Verhältnissen« (das., Bd. 20, 1889).

Hunziker, Otto, schweizer. Historiker und Pädagog, geb. 13. Aug. 1841 in Hottingen (Zürich), durchlief den theologischen Bildungsgang einschließlich der Hochschule in Zürich, wo er zugleich Geschichte, namentlich unter Büdinger, studierte. 1867-1871 Pfarrer in Unterstraß bei Zürich, seit 1875 Doktor der Philosophie, widmete er sich weiter dem Schulwesen des Kantons Zürich in verschiedenen Ämtern, zuletzt seit 1879 als Lehrer am Seminar zu Küßnacht und zugleich als Dozent an der Universität zu Zürich für Pädagogik. 1890 trat er als Professor ganz zur Hochschule über. H. steht seit 1881 der schweizerischen permanenten Schulausstellung (jetzt Pestalozzianum) und seit 1885 dem Pestalozzistübchen in Zürich vor. Er schrieb: »Zur Regierung und Christenverfolgung des Kaisers Diokletianus u. seiner Nachfolger« (Leipz. 1868); »Zur Geschichte des Zofingervereins« (Zürich 1868); »Wallenstein als Landesherr« (das. 1875); »Pestalozzi und Fellenberg« (Langensalza 1879); »Geschichte der schweizerischen Volksschule« (Zürich 1881-1883, 3 Bde.; 2. Ausg. 1886); »Rousseau und Pestalozzi« (Basel 1885); »Bilder zur neuern Geschichte der schweizerischen Volksschule« (Zürich 1889). 1872-73 leitete er die »Schweizerische Zeitschrift für Gemeinnützigkeit« und redigiert seit 1880 das »Schweizerische Schularchiv« und die »Pestalozziblätter« (Zürich).

Hueppe, Ferdinand, Hygieniker, geb. 24. Aug. 1852 zu Heddesdorf in der Rheinprovinz, studierte in Berlin im Friedrich Wilhelms-Institut Medizin, wurde Militärarzt, Hilfsarbeiter im Reichsgesundheitsamt, ging dann als Dozent nach Wiesbaden und folgte 1890 einem Rufe als Professor der Hygiene nach Prag. H. arbeitete über Wasserversorgung, Körperpflege, Turnen, Sport, namentlich aber widmete er sich mit großem Erfolg der bakteriologischen Forschung und lieferte wichtige Untersuchungen über die Bakterien der Milch, Gärungsphysiologie, Nitrifikation, Krankheiten der Haustiere, Cholera, Impfschutz. Er schrieb: »Die Methoden der Bakterienforschung« (5. Aufl., Wiesb. 1891; auch engl. u. franz.); »Die Formen der Bakterien« (das. 1886); »Über Beziehungen der Fäulnis zu den Infektionskrankheiten« (Berl. 1887); »Über den Kampf gegen die Infektionskrankheiten« (das. 1889).

Hurgronje, s. Snouck-Hurgronje.

Husemann, Theodor, Pharmakolog, geb. 13. Jan. 1833 in Detmold, studierte seit 1850 Medizin in Göttingen, Würzburg, Berlin, wo er 1854 promovierte, und in Prag, war seit 1855 als praktischer Arzt im Fürstentum Lippe thätig, habilitierte sich 1865 als Privatdozent der Pharmakologie und Toxikologie in Göttingen und wurde 1873 daselbst zum Professor ernannt. 1881-83 war er Mitglied der deutschen Pharmakopöekommission, auch fungierte er als Sachverständiger in mehreren Giftmordprozessen. Er schrieb: »Handbuch der Toxikologie« (mit A. Husemann, Berl. 1862; Supplement von Th. H., 1867); »Die Pflanzenstoffe« (mit A. Husemann und Hilger, 2. Aufl., das. 1883-84, 2 Bde.); »Handbuch der gesamten Arzneimittellehre« (2. Aufl., das. 1883, 2 Bde.). In Maschkes »Handbuch der gerichtlichen Medizin« (Bd. 2, Tübing. 1882) bearbeitete er die Vergiftungen mit Opium, Morphium, Nikotin, Digitalin, Nitroglycerin, Petroleum, Wurstgift.

Huß, Johann, böhm. Reformator. Vgl. G. v. Lechler, Johannes H., ein Lebensbild (Halle 1890).

Hüttenböden (ital. Fondi delle capanne, franz. Fonds de cabane), in Oberitalien nachgewiesene Fundstätten, die als Fußböden ehemaliger zum Teil unter dem Niveau des Erdbodens gelegener vorgeschichtlicher Hüttenwohnungen, bez. als Reste vorgeschichtlicher Dorfschaften aufzufassen sind. Die Kulturschichten der H. enthalten aus Knochen gefertigte Nadeln, Bruchstücke von Reibsteinen (Handmühlen?), Feuersteinäxte, steinerne Messer und Pfriemen sowie Scherben von zum Teil schön verzierten Thongefäßen, dagegen keinerlei Metallgegenstände. Die H. sind wahrscheinlich älter als die Terramaren Oberitaliens und die Pfahlbauten der Schweiz. Neben der Jagd hat die Viehzucht den Bewohnern der H. zum Unterhalt gedient; auch die Anfänge des Ackerbaues waren denselben wahrscheinlich bekannt.

Hydrometer, s. Wasserstandszeiger.

Hypnāl (Monochloralantipyrin) besteht aus gleichen Molekülen Chloral und Antipyrin, bildet geruch- und geschmacklose Kristalle, löst sich leicht in Wasser und schmilzt bei 58-60°. Das H. wirkt schlafmachend und schmerzstillend; es erzeugt bei quälenden Hustenanfällen und bei Schlaflosigkeit infolge von Schmerzzuständen einen ruhigen, mehrere Stunden andauernden Schlaf ohne reizende Nebenwirkung auf die Magenschleimhaut.

Hypnotismus. Der belgische Justizminister hat einen besondern Gesetzentwurf ausarbeiten lassen, welcher öffentliche Vorstellungen über H. gänzlich untersagt, auch in den Hörsälen der Universitäten die Zulassung andrer Zuschauer als der eingeschriebenen Studierenden bei derartigen Versuchen und endlich das Hypnotisieren von Personen unter 18 Jahren und Geisteskranker verbietet. Heilversuche durch das Verfahren sind dagegen, wenn sie nicht unter die Kategorie der Schaustellungen fallen, freigelassen. Auch hat man mehrere Verfahren erprobt, um objektiv feststellen zu können, ob eine Hypnose echt oder simuliert ist. Man suggeriert zu diesem Zwecke Schmerzlosigkeit und prüft dann mit dem faradischen Pinsel, oder bedient sich des sogen. Pupillenphänomens. Wenn unser Auge einen bewegten Gegenstand verfolgt, so erweitern sich die Pupillen, je mehr er sich entfernt, und verengern sich, je mehr er sich nähert, ohne daß jedoch jemand im stande wäre, bei dem Fehlen der Vorbedingungen diese Bewegungen willkürlich zu erzeugen. Sie sollen aber in der Hypnose die entsprechenden Vorstellungen begleiten. Wenn daher ein Simulant nachher Decke blickt und behauptet, er sähe im hohen Äther eine Lerche schwirren, so übt das keine weitergehende Veränderung auf die Pupillen aus. Wenn man dagegen einem Hypnotischen suggeriert, er sähe, wie eine Lerche, zu einem Pünktchen sich verkleinernd, emporsteige und dann wieder herabsteige und sich fast auf sein Auge senke, so sollen sich die Pupillen in entsprechender Weise verengern