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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hängende Gärten - Hanka.

Verrenkung des Zahnfortsatzes des zweiten Halswirbels und Druck auf das verlängerte Mark durch den dislozierten Zahnfortsatz, herbeizuführen verstanden. Vgl. Erhängen (Selbstmord).

Hängende Gärten, dem Nebukadnezar oder der Semiramis zugeschriebene und zu den sieben Wundern des Altertums gerechnete Gärten in Babylon von schwebender, d. h. terrassenförmig sich verjüngender, Anlage.

Hangendes (hängende Wand, auch Dach), in geschichteten Gebirgsarten die Schicht, welche unmittelbar über einer andern liegt; bei Gängen, die nicht senkrecht stehen, der Teil des Nebengesteins, welcher über denselben liegt, im Gegensatz zum Liegenden, d. h. dem unter einer Schicht oder unter dem Gang liegenden Gestein.

Hängendes Herz, s. Dicentra.

Hängeplatte, in der Architektur die große, meist weit ausladende Deckplatte eines Hauptgesimses. Vgl. Gesims.

Hängewerk, im Gegensatz zu Sprengwerk (s. d.) eine Baukonstruktion, mittels deren Balken auf eine bedeutendere Länge, als dieses ohne Unterstützung möglich wäre, statt von unten, von oben unterstützt oder getragen werden. Je nach seiner Stärke und Belastung bedarf nämlich ein über einen freien Raum gelegter Balken außer seinen beiden Endstützpunkten alle 3-4 m noch einer besondern Unterstützung, die entweder durch Zwischenwände und Stützen oder, wenn der untere Raum frei bleiben soll, durch ein H. bewirkt wird. Dasselbe besteht in Hängesäulen oder Hängestangen, an deren untere Enden ein Balken angeschraubt, und deren obere Enden mit den Köpfen je zweier Streben verbunden und durch diese getragen werden. Die wesentlichen Teile eines einfachen Hängewerks (einfachen Bockes, Fig. 1) sind der aufzuhängende Balken, die Hängesäule oder die Hängestange und zwei Streben, welche mit jenem Balken ein meist gleichschenkeliges Dreieck bilden. Bei dem doppelten H. (doppelten Bock, Fig. 2), welches bei weiter frei tragenden Balken zur Anwendung kommt und zwei Punkte derselben unterstützt, tritt zu den genannten Teilen eine zweite Hängesäule oder Hängestange und ein zwischen die beiden Strebenköpfe eingeschalteter horizontaler Spannriegel. Durch Kombination mehrerer einfacher (Fig. 3) oder eines einfachen mit mehreren doppelten Sprengwerken (Fig. 4) können drei und mehr Punkte des Balkens unterstützt und auf diese Weise Räume von bedeutenden Weiten überspannt werden. Die Hängewerke werden sowohl im Hochbau, insbesondere zu Hängewänden und Dachstühlen, als auch im Brückenbau, insbesondere zu Haupt- und Zwischenträgern, verwendet und bestehen teils aus Holz, teils aus Eisen, teils aus Holz und Eisen. Im letztern Fall werden die Balken und Streben aus Holz, die Hängestangen aus Schmiedeeisen hergestellt und die Streben sowohl mit den Balken als auch mit den Hängestangen durch entsprechend geformte gußeiserne Schuhe verbunden und verbolzt.

^[Abb.: Fig. 1. Einfaches Hängewerk. Fig. 2. Doppeltes Hängewerk. Fig. 3. u. Fig. 4. Zusammengesetzte Hängewerke.]

Hangö-Udd, befestigte Hafenstadt am gleichnamigen Vorgebirge, der Südwestspitze Finnlands, am Eingang des Finnischen Meerbusens und mit der Linie St. Petersburg-Helsingfors durch Zweigbahn verbunden, mit einem sichern Hafen und der Inselfestung Gustavsvärn. Hier 7. Aug. 1714 Seeschlacht zwischen den Schweden und Russen, worin der schwedische Admiral Ehrenskjöld mit seiner Flottille von den Russen unter Peter d. Gr. gefangen wurde.

Hangtschóu (Hangtschëu), Hauptstadt der chines. Provinz Tschekiang, links an der Mündung des Tsientangkiang in den Busen von H., mit bedeutender Seiden- und Goldstoffindustrie, war früher der Kriegshafen Chinas und zählte vor dem Taipingaufstand (s. China, S. 19) gegen 2 Mill. Einw., wurde damals größtenteils in Trümmer gelegt und hat jetzt 800,000, nach andern nur 400,000 Einw. H. ist Sitz einer katholischen und evangel. Mission.

Han-hai (chines., "ausgetrocknetes Meer"), das große, zwischen Thianschan und Kuenlün und weiter nach O. zwischen niedrigen Ketten eingeschlossene Becken, welches am Hochland von Pamir unter 75° östl. L. v. Gr. beginnt und sich von dort in einer durchschnittlichen Breite von 700 km, in flachem, nach N. geöffnetem Bogen etwa 4000 km weit nach ONO. zieht, bis es durch das Chingangebirge von der Mandschurei getrennt wird. In der Mitte besitzt dieses Becken zwei Fortsetzungen, eine nordwestlich gerichtete, breitere, zwischen den östlichen Ketten des Thianschan und des Altai eingeschlossene, die Dsungarei, und eine südöstliche bis in die Nähe des obern Hoangho führende; beide haben von jeher als Völkerthore für das zentrale Gebiet eine große Bedeutung gehabt. Das H. stellt zum größten Teil den Boden eines ehemaligen Binnenmeers dar, dessen etwa vorhandene fließende Gewässer keinen Abfluß zum Meer haben, daher den Boden von seinen dem Pflanzenwuchs schädlichen salzigen Beimischungen nicht befreien können. Es schließt ausgedehnte Sandwüsten und viele mit Kieselstückchen besäete Flächen ein und leidet unter großer Trockenheit und verheerenden Sandstürmen. Niedrige Bodenanschwellungen trennen das Becken in zwei Teile, einen kleinern westlichen, das Tarimbecken, und einen größern östlichen, die Wüste Gobi.

Hanim (richtiger Chanim, pers.), Ehrentitel der Frauen in der Türkei und Persien; gebührt eigentlich nur den Gemahlinnen des Sultans und der ersten Landesgroßen, wird aber heute schon jeder Frau von Stand beigelegt. Böjük-H. ("große Dame"), Titel der ersten Frau des Hauses dort, wo deren mehrere sind.

Hanjang, Stadt, s. Hankeou.

Hank, Strähne, engl. Garnmaß, = 840 Yards à 0,914 m für Baumwollgarn, 560 Yards für Kammgarn, 3000 Yards für Leinengarn (Irland 3600 Yards).

Hanka, Wenzeslaw, böhm. Sprach- und Altertumsforscher, geb. 10. Juni 1791 zu Horscheniowes im Königgrätzer Bezirk, erhielt im 16. Lebensjahr den ersten Unterricht von dem Dorfpfarrer, besuchte hierauf das Gymnasium zu Königgrätz und studierte, nach Absolvierung desselben, in Prag, wo er (1813) die Freundschaft des Linguisten Dobrovsky erlangte, und zum Teil in Wien die Rechte. Später widmete