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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Idatius; Iddesleigh; Ideal; Idealisieren

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Idatius - Idealisieren.

scharfer Blick durchdringt das Versteck, und I. durchbohrt Kastor in dem Baum, wofür diesen des Zeus Blitzstrahl trifft, Lynkeus dagegen vom Polydeukes getötet wird. Das Grab der Heldenbrüder (Aphariden) ward zu Sparta gezeigt.

Idatius (Idacius), Chronikenschreiber, gebürtig aus Spanien, lebte in der zweiten Hälfte des 5. Jahrh. n. Chr. bis um 470 und war Bischof einer Diözese in seinem Heimatsland. Er schrieb als Fortsetzung der Chronik des Hieronymus ein "Chronicon", das von 379 bis 469 reicht und aus kurzen Angaben der Ereignisse eines jeden Jahrs besteht, wobei die Geschichte Spaniens besonders berücksichtigt ist. Da der Verfasser das meiste als Augenzeuge niedergeschrieben, so ist das Werk nicht ohne Wichtigkeit. Herausgegeben ward es von de Raru (Brüssel 1845).

Iddesleigh (spr. -li), Sir Stafford Henry Northcote, Graf von, brit. Staatsmann, geb. 27. Okt. 1818, wurde zu Oxford erzogen und ließ sich 1847 in London als Sachwalter nieder. 1851 war er Sekretär der ersten Weltindustrieausstellung und erwarb sich durch seine Thätigkeit in dieser Stellung das Kommandeurkreuz des Bathordens. 1855 ins Unterhaus gewählt, schloß er sich der konservativen Partei an, fiel bei den Wahlen von 1857 durch, wurde aber 1858 für Stamford wieder gewählt. In die Regierungsgeschäfte war er schon früh eingeweiht worden, indem er, als Gladstone noch das Portefeuille des Handelsministeriums innehatte, dessen Privatsekretär gewesen war. Als aber Gladstone erst zu den Peeliten und dann offen zur liberalen Partei übertrat, folgte I. ihm auf dieser Bahn nicht, sondern blieb der konservativen Politik getreu. Er übernahm deshalb unter Lord Derby im Januar 1859 den Posten eines Sekretärs des Schatzamtes und trat mit der Toryregierung zurück. In Lord Derbys drittem Kabinett wurde er im Juni 1866 Präsident des Handelsamtes, zu Anfang 1867 aber Minister für Indien. Nach dem Rücktritt der Tories im Dezember 1868 war er einer der Führer der Opposition, namentlich auch in finanziellen Fragen, und im Februar 1874 erhielt er unter Disraeli das Amt eines Kanzlers der Schatzkammer (Finanzministers). Als Disraeli 1876 als Lord Beaconsfield in das Oberhaus eintrat, wurde I. die Leitung des Unterhauses und die Vertretung des Ministeriums in demselben übertragen. Im April 1880 trat er mit dem konservativen Ministerium zurück und übernahm die Führung der Opposition im Unterhaus; da er sich jedoch dieser Aufgabe nicht gewachsen zeigte, wurde er bei der Neubildung eines konservativen Ministeriums im Juni 1885 unter dem Titel eines Grafen von I. zum Peer ernannt und erster Lord des Schatzes. Schon im Februar 1886 legte er mit dem ganzen Ministerium Salisbury sein Portefeuille nieder, trat indes nach dem Sieg der konservativen Partei bei den allgemeinen Wahlen im Sommer 1886 in das zweite Kabinett Salisbury als Minister der auswärtigen Angelegenheiten wieder ein, starb aber plötzlich 12. Jan. 1887 in London.

Ideal, im objektiven Sinn s. v. w. verwirklicht gedachte objektive, d. h. allgemein gültige Idee (s. d.). Da es nun logische, ästhetische und sittliche Ideen, d. h. unbedingt gültige Musterbilder für das Denken, Schaffen und Wollen, gibt, so gibt es dem entsprechend auch logische, ästhetische und sittliche Ideale. Logisches I. ist die Wahrheit, ästhetisches die Schönheit, sittliches die Tugend. Da jedoch sowohl das Denken als das Schaffen und Wollen in sich ein vielfaches (das Denken z. B. ein apriorisches oder aposteriorisches, das Schaffen ein musikalisches, bildnerisches oder poetisches, das Wollen ein vereinzeltes oder ein Gesamtwollen) ist, so ist es auch das entsprechende I. Daher ist die Wahrheit (das logische I.) sowohl apriorisches als aposteriorisches Wissen (Vernunftwissenschaft; Erfahrungswissenschaft); die Schönheit (das ästhetische I.) sowohl musikalische als bildnerische und poetische Schönheit (vollkommenes Ton-, Raum- und Gedankengebilde); die Tugend (das sittliche I.) sowohl Privat- als Gesamttugend (der vollkommene Charakter; die vollkommene Gesellschaft). Je nachdem das bildnerische I. bloß durch seine Verhältnisse, oder nur durch Beleuchtung und Färbung seiner Flächen, oder nur durch seine körperliche Form als vollkommen erscheint, gliedert es sich in das architektonische, malerische und plastische I. Am nächsten dem letztern kommt die menschliche Gestalt und zwar die der sogen. kaukasischen Rasse, daher deren Darstellung Hauptaufgabe für die bildende Kunst bleibt. Da jedoch dieselbe je nach Geschlecht, Altersstufe etc. verschieden ist, so zerfällt das plastische I. wieder in ein männliches, weibliches, Kindes-, Jünglings-, Jungfrauen-, Mannes-, Frauen- und Greisenaltersideal (Apollon von Belvedere; Venus von Melos; Eros; Juno der Villa Ludovisi; Farnesischer Herakles; Zeus von Otricoli; Laokoon). Durch die Vereinigung der Formen verschiedener Geschlechter oder einander ausschließender Entwickelungsstufen in derselben Gestalt werden neue Ideale erzeugt (Hermaphrodit; geschlechtslose Engelsgestalten; die jungfräuliche Mutter; das "göttliche" Kind, vgl. Raffaels Madonnen und das Christuskind der Sixtina). Im subjektiven Sinn ist I. die gedachte Verwirklichung einer subjektiven, d. h. nicht notwendig allgemein gültigen, sondern in ihrer Geltung räumlich, zeitlich oder individuell beschränkten, Idee. In diesem Sinn wird jedem dasjenige zum I., was ihm auf seinem Standpunkt als wahr, schön und gut erscheint. Dasselbe ergibt sich sodann je nach dem Grad seiner geistigen (logischen, ästhetischen oder ethischen) Befähigung. In diesem Sinn pflegen Menschen unter gleichen Lebensverhältnissen (gleichen Geschlechts, Alters, Standes, Berufs, gleicher Abstammung, Erziehung und Ausbildung) gleiche Ideale zu haben und mit dem Wechsel derselben gleichfalls zu wechseln. Als Adjektiv bezeichnet ideal (ideell oder idealisch) den Gegensatz zu real und ist also s. v. w. vorgestellt, gedacht, alles, was nicht außer uns wirklich existiert, sondern bloß subjektiv, bloße Meinung, Ansicht ist. Daher werden die Vorstellungen und Erkenntnisse des menschlichen Geistes nebst allem damit in Verbindung Stehenden (Wissen, Glauben, Meinen, Ahnen, Begehren, Verabscheuen, Wollen, Hoffen, Wünschen etc.) ein Ideales als Gegensatz zum Realen genannt.

Idealisieren, ein Wirkliches nach den Regeln der Vollkommenheit, also der Idee gemäß, behandeln (vgl. Ideal). So idealisiert der Künstler die Natur, indem er sie nicht unmittelbar kopiert oder porträtiert, sondern nach der ihm vorschwebenden Idee umgestaltet und gleichsam potenziert. Das künstlerische I. besteht nicht bloß in der Steigerung der Naturschönheit durch Wegräumung aller zufälligen Hemmnisse ihrer Entfaltung, sondern besonders in der Vereinigung dessen, was zum Zweck gehört, und in der Ausschließung dessen, was diesem entgegen ist. Das I. findet besonders in den bildenden Künsten seine Stelle, weil es sich hier nicht um die reine Naturnachahmung, sondern um charakteristische Auffassung und Darstellung der Ideen handelt. In einem andern Sinn bedeutet I. s. v. w. im Wirklichen mehr Vollkommen-^[folgende Seite]