Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Idyllenmalerei; If; Iferten; Iffland; Igel

880

Idyllenmalerei - Igel.

galt, wie noch heute in Alpenidyllen und Dorfgeschichten Älpler und Bauern in einer Verklärung prangen, gegen welche die Wirklichkeit weit zurücksteht. Voß hat in der "Luise" das deutsche Pastoren-, Jean Paul im "Schulmeisterlein Wuz" das Schulmeisterleben als I. dargestellt. In der bildenden Kunst entspricht dem I. das heitere Genre- und das idyllische Landschaftsgemälde, in der Musik das sogen. Pastorale. Die ältesten Spuren des Idylls finden sich bei den Hebräern (Buch Ruth) und den Indern (die Schilderung des Priester- und Einsiedlerlebens in der "Sakuntala"); unter den Griechen haben Theokrit, Bion und Moschos, unter den Römern besonders Vergil ("Eklogen"), unter den Neuern Italiener (Schäferdrama; Guarinis "Pastor fido"), Spanier (Schäferdrama; Cervantes, Montemayor, Garcilaso de la Vega), Portugiesen (Camoens, Rodriguez Lobo), Engländer (Spenser, Gay), Franzosen (Ronsard, Marot, Fontenelle, Madame Deshoulières, Gresset, Bernardin de Saint-Pierres "Paul u. Virginie", Chateaubriands "Atala" etc.), Holländer (Loosjes), Schweden (Lindner) und Dänen (Öhlenschläger) Idyllendichter aufzuweisen. Unter den Deutschen kultivierten das Schäfergedicht Geßner, das epische J. Voß ("Luise", "Der siebenzigste Geburtstag"), Eberhard ("Hannchen und die Küchlein"), Baggesen ("Parthenais"), Kosegarten ("Jukunde"), Ulrich Hegner ("Die Molkenkur"), Maler Müller u. a. Goethes "Hermann und Dorothea" ist durch den welthistorischen Hintergrund viel mehr Epos als I. Moderne Idylle sind Immermanns klassischer "Oberhof", die Dorfgeschichten von Auerbach, M. Meyr, Rank, Herm. Schmid u. a.

Idyllenmalerei, Bezeichnung für jenen Zweig der Tiermalerei, welcher sich besonders mit der Darstellung der Nutz- und Haustiere (Rindvieh, Schafe auf der Weide etc.) beschäftigt.

If, Felseninsel im Golf von Marseille, mit dem Château d'If, einem von Franz I. erbauten, früher als Staatsgefängnis benutzten Schloß, in welchem unter andern 1774 Mirabeau und später der Herzog Philipp Egalité (Orléans) gefangen saßen.

Iferten, Stadt, s. Yverdon.

Iffland, August Wilhelm, berühmter Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker, geb. 19. April 1759 zu Hannover, wurde von seinen angesehenen Eltern für das Studium der Theologie bestimmt, entwich aber 1777 heimlich nach Gotha, wo er Mitglied des Hoftheaters wurde und an Gotter einen freundschaftlichen Ratgeber sowie an Ekhof, Beck und Beil musterhafte Vorbilder fand. 1779 mit dem größten Teil des in Gotha verabschiedeten Schauspielerpersonals von dem Kurfürsten Karl Theodor für die Mannheimer Bühne gewonnen, erwarb sich I. hier sowie durch Gastvorstellungen bald einen Namen. Zerwürfnisse mit dem Intendanten, besonders aber die Kriegsereignisse veranlaßten ihn 1796, einem Ruf nach Berlin als Direktor des dortigen Nationaltheaters Folge zu leisten. Die mannigfachen Verdienste, welche er sich um die Verbesserung und Hebung der Berliner Bühne erwarb, verschafften ihm 1811 den Rang eines Direktors der königlichen Schauspiele. Er starb 22. Sept. 1814 in Berlin. Als Schauspieler zeichnete sich I. weniger durch Genialität als vielmehr durch kunstvoll bis ins einzelnste berechnete Darstellung aus. Am besten glückten ihm chargierte und hochkomische sowie gemütvoll rührende Rollen, welche der Sphäre des Familien- und bürgerlichen Lebens angehören. Zu hochtragischen und heroischen Rollen war er schon durch sein Äußeres weniger befähigt. Als Dramatiker ist er in der Sittenschilderung am bedeutendsten; seine Stücke leiden an moralisierender Breite, doch gibt sich in ihnen treffliche Bühnen- und Menschenkenntnis sowie eine anerkennenswerte gemütlich-sittliche Tendenz kund. Ifflands zahlreiche Aufsätze über Gegenstände der mimischen Kunst sind zum großem Teil in den "Fragmenten über Menschendarstellung" (Gotha 1785), in der "Theorie der Schauspielkunst" (Berl. 1815, 2 Bde.) und in seinem "Almanach für Theater und Theaterfreunde" (das. 1806-11, 5 Bde.) zu finden. Wir heben von Ifflands unzählige Male gegebenen vielfach übersetzten Bühnenstücken hervor: "Verbrechen aus Ehrsucht", "Die Jäger", "Die Hagestolzen", "Dienstpflicht", "Die Advokaten", "Der Herbsttag", "Die Mündel", "Elise von Valberg", "Die Aussteuer" und "Die Reise nach der Stadt". Eine Sammlung seiner "Dramatischen Werke" erschien Leipzig 1798-1802, 16 Bde., mit Selbstbiographie ("Meine theatralische Laufbahn", neu hrsg. von Holstein, Heilbr. 1885), der sich "Neue dramatische Werke" (Berl. 1808 f., 2 Bde.) anschlossen. Eine Auswahl derselben enthalten die Ausgaben in 11 Bändchen (Leipz. 1827-28) und in 10 Bänden (das. 1844, neue Ausg. 1860). Noch lieferte I. "Beiträge für die deutsche Schaubühne in Übersetzungen und Bearbeitungen ausländischer Schauspieldichter" (Berl. 1807-15, 6 Bde.). Ifflands Briefe an den Schauspieler Werdy veröffentlichte O. Devrient (Frankf. a. M. 1880). Aus der überaus reichen I.-Litteratur sind zu erwähnen: Böttiger, Entwickelung des Ifflandischen Spiels in 14 Darstellungen auf dem Weimarischen Hoftheater (Leipz. 1796); Funck, Erinnerungen aus dem Leben zweier Schauspieler, Ifflands und Devrients (das. 1838); K. Duncker, I. in seinen Schriften als Künstler, Lehrer und Direktor der Berliner Bühne (Berl. 1859); Koffka, I. und Dalberg (das. 1865). Eine vollständige Biographie auf Grund handschriftlicher Quellen bereitet J. Kürschner vor.

Igel (Erinaceus L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Insektenfresser und der Familie der I. (Erinacei), gedrungen gebaute Tiere mit nicht sehr langem, am Schnauzenteil zu einem Rüssel ausgezogenem Kopf, mäßig großen Augen und Ohren, kurzen, dicken Beinen, plumpen, fünfzehigen, stark bekrallten Füßen, kurzem Schwanz und einem Pelz, in welchem auf dem Rücken kurze Stacheln stehen. Der gemeine I. (Erinaceus europaeus L., s. Tafel "Insektenfresser"), 25-30 cm lang, mit 2,5 cm langem Schwanz, 12-15 cm hoch, ist im Gesicht weiß- oder rotgelb behaart, mit schwarzen Schnurren, am Hals und Bauch hell rotgelblich, grau oder weißgrau; die Stacheln sind gefurcht, gelblich, in der Mitte und an der Spitze dunkelbraun. Der I. findet sich in ganz Europa mit Ausnahme der kältesten Länder, besonders zahlreich in Rußland, in den Alpen einzeln bis 2000 m, auch in Vorderasien; er lebt im Gebirge und in der Ebene, in Wäldern, Auen, Feldern und Gärten, wo er hohle Bäume, Hecken, Mist- oder Laubhaufen, Mauerlöcher etc. als Schlupfwinkel findet, gräbt sich auch selbst eine etwa 30 cm tiefe Höhle mit zwei Ausgängen und polstert sein Lager mit Blättern, Stroh und Heu aus. Er lebt einzeln, höchstens mit dem Weibchen zusammen, zeigt sich nur an ganz stillen Orten bei Tag und sichert sich auf seinem Weg, auf welchem ihm fortwährend Speichel aus Mund und Nase trieft, durch beständiges Wittern. In Gefahr rollt er sich zu einer Kugel zusammen, welche nach allen Seiten von emporgesträubten Stacheln starrt, so daß er gegen Angriffe ziemlich sicher ist. Beim Begießen mit Wasser oder mit Tabaksrauch angeblasen,